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Der 150. Geburtstag von Max Klinger im Jahre 2007 ist der Anlass, dessen überraschend vielfältige Wirkungen in der europäischen Kunst um 1900 und in den Dekaden danach zu untersuchen. Klingers wichtige und inspirierende Rolle ist bisher noch nie Gegenstand einer Ausstellung gewesen.

Seine naturalistischen und symbolistischen Impulse einerseits, vor allem aber sein Einfluss auf Künstler des Surrealismus andererseits, sind immer noch zu wenig bekannt. Klinger hat die Tür in das Reich der Phantasie weit aufgestoßen und eine Kunst jenseits der festgelegten Bedeutungen und Interpretationen geschaffen. Seine phantastischen Traumbilder und Szenerien des Unwirklichen faszinierten zahlreiche Künstler um 1900!

Giorgio de Chirico z. B. zog an Klinger jene "tief empfundenen Kompositionen, die eine ganz bestimmte Stimmung evozierten", an. Sein Bild "Meléncolie d'Ariane" z. B., das erstmals in Deutschland zu sehen ist, bezeugt die Anlehnung an Klingers "Rote Mauer" (heute Nationalgalerie Berlin). Giorgio de Chirico hat Klingers rote Mauer zitathaft in sein melancholisch-surreales Gemälde eingefügt.

Auch Alberto Savinio, Max Ernst und Alfred Kubin haben immer wieder auf rätselhafte Bildmotive Max Klingers zurückgegriffen – für Kubin gar war das Werk Klingers von zentraler Bedeutung. Klingers suggestive Darstellungen regten nicht zuletzt Edvard Munch zu einer ganzen Reihe von Werken an. Seine "Tote Mutter" z. B. knüpft unübersehbar an die Radierung Klingers an, verwandelt dessen elegische, fast tröstende Szene jedoch in ein Drama des Todes.

Von größter Wirkung war Klinger für diejenigen, die Druckgraphik als künstlerisches Ausdrucksmedium verstanden. Seine "Griffelkunst" beeinflusste Heinrich Vogeler, Lovis Corinth, Max Slevogt, Käthe Kollwitz, Paul Klee oder Ernst Ludwig Kirchner – aber auch heute unbekannte Künstler wie Bruno Héroux oder Fritz Hegenbart.

Der Kunstkritiker Richard Muther nannte denn auch 1909 Max Klinger den "ersten Modernen". Tatsächlich wird man in den bezwingenden Bildern von Liebe, Melancholie, Traum, Angst und Tod, in den Realitätsmischungen, in der Dingisolierung und in der ironischen Distanz zu Geschichte, Mythologie und Religion eine überraschende Modernität Klingers finden. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass sich mit Klinger am Ende des 19. Jahrhunderts der "andere Weg der Moderne" (Heinrich Klotz) öffnete, ein künstlerischer Weg, der eine "Wirklichkeit" jenseits der Realität suchte, aber am Gegenstand festhielt!

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Eine Liebe. Max Klinger und die Folgen

Werke von Giorgio De Chirico, Lovis Corinth, Max Ernst, Fritz Hegenbart, Bruno Heroux, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Max Klinger, Käthe Kollwitz, Alfred Kubin, Alberto Savinio, Max Slevogt, Heinrich Vogeler ...

Stationen:
10.03.07 - 03.06.07 Museum der Bildenden Künste Leipzig
12.10.07 - 13.01.08 Kunsthalle Hamburg