Ars Futura

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Kunst ist für Elke Krystufek (*1970, lebt in Wien) Mittel zur Kommunikation. Um Kommunikation zwischen sozialen Schichten und die Definierung von sozialer Differenz durch Mode und Design geht es auch in der neuen Arbeit The rich visit the poor – the poor visit the rich (2003), die in der Galerie Ars Futura erstmals gezeigt wird.

Diese Serie beinhaltet Malerei, Fotografie, Skulptur, Kleider, Möbel und Sprache. Die Arbeiten beschäftigen sich mit dem Austausch zwischen Reich und Arm, mit der Erotik des sozialen Aufstiegs und der Verzweiflung sich in einer ungewohnten sozialen Situation zu befinden. Die Radikalität und Intensität mit der Elke Krystufek ihren Körper ins Zentrum stellt, eröffnet eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normvorstellungen, Eigen- und Fremdwahrnehmung von Identitäten, die Phänomene Macht, Gewalt, Isolation, Verfügbarkeit, soziale Diskriminierung, Tabu, Schönheit, Freizeit und Popkultur. Ihre visuelle Handschrift bedient sich keiner gängigen Konvention der Hochglanz-Magazin-Ästhetik. Sie entwirft Anti-Bilder. Mit äusserst direkten visuellen und sprachlichen Konfrontationen und einem agressiven, rohen Pinselstrich fordert sie die Kontroverse. Bewusst setzt sie auch Ekel und Geschmacklosigkeit ein, um gewohnte Perspektiven zu hinterfragen. Oftmals bedient sie sich dabei an herkömmlichen Leitbildern und Verhaltensregeln und ahmt reizvolle Gesten und Blicke nach, um den Betrachter in den Bann zu ziehen und gleichzeitig gesellschaftliche Rituale der Verführung offen zu legen.

In den Arbeiten der vorliegenden Serie setzt Elke Krystufek Texte aus Pop- und Rocksongs ein – im Falle der Arbeit Vierwaldstättersee, Ausschnitte von Nirvana-Legende Kurt Cobain – die vom sozialen Aufstieg und der persönlichen Verzweiflung handeln, währenddem sich die Künstlerin Elke in einem Selbstportrait in der Sonne räkelt. Ebenso überschreibt sie in Soft Rashid quotes das fotografische Bildmotiv mit einem Text des Modedesigners Karim Rashid, der sich in ironischer Form darauf bezieht, wie gegenwärtiges Design Bezug auf organische Formen aus der Natur nimmt. Parallel fokussiert die Fotografie den nackten Körper und seine temporäre Bakterieninfektion. Die Oberfläche von Kleidern spielt in Contemporary skirt eine Rolle. Eine traditionelle österreichische Tracht wird als eingespannte Leinwand verwendet, bleibt gleichzeitig jedoch tragbares Kleid. Auch die handwerklich hergestellten Prototypen für Möbelstücke aus Keilrahmen, Leinwand und sogenannten Holzkörpern sind Bildträger und definieren die Aura eines Raumes. Durch den Eingriff der Malerei erhalten sie Originalcharakter. Sie bewegen sich zwischen hochwertigem benutzbarem Design und handgefertigtem skulpturalen Einzelstück. Mode und Design dienen als Oberflächen, durch die Identitäten und soziale Zugehörigkeit produziert und definiert werden.

Während Elke Krystufek in früheren Arbeiten nur ihren Körper als künstlerisches Trägermaterial einsetzte, erweitert sie nun ihren medialen Einsatz auf Alltagsgegenstände wie Kleidung oder Möbel. Diese für Malerei ungewöhnlichen Oberflächen sind bereits für sich genommen Träger distingierter Kennzeichen für Reich und Arm. Elke Krystufeks Kunst ist sozialkritisch, gleichzeitig wehrt sie sich gegen jegliche Konvention der Sozialkritik. Statt dessen entwickelt sie selbstdefinierte do-it-yourself Modelle der Kritik. Ihr Ordnungssystem ist das sich frei entfaltende Chaos und eine werkimmanente Logik, die sich nicht an herkömmlichen Präsentationsformen politischer Kunst orientiert. Mit Unordnung und der vom Zufall geleiteten Ästhetik wehrt sie sich gegen objektive Meinungen, bestimmte Formen politischer Sprache und Bilder. Damit schafft sie eine unabhängige künstlerische Position, die sich sowohl mit einer spezifisch österreichischen Tradition messen kann, ebenso aber auch durch ihre Eigenständigkeit und zeitgenössische Relevanz besticht. Text: Sabine Rusterholz, Juni 2003

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