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Ausstellung bis 25. Mai 2008 in der Kunsthalle Dominikanerkirche

Das 21. European Media Art Festival zeigt Produktionen international bekannter Medienkünstler und innovative Arbeiten junger Talente. Aus etwa 2200 eingereichten Arbeiten aus 50 Ländern wurden in diesem Jahr rund 300 aktuelle Installationen, Filme und Videos für das Festival ausgewählt, die einen umfassenden Einblick in die Tendenzen der aktuellen Medienkunst bieten. Das Medienkunstfestival fragt in diesem Jahr nach der eigenen Identität in einer globalisierten Welt.

// KONGRESS Der Kongress nimmt das Thema »Identity« auf und spiegelt es in den Referaten – beispielsweise wird der bekannte Medienwissenschaftler Prof. Norbert Bolz über Identitätsmanagement sprechen. Digital Identity – Formen und Folgen der zunehmenden Erfassung privater Daten und deren kommerzielle Nutzung sind Themen von Ralf Bendrath. Padeluun wird sich in seinem Vortrag mit dem Thema Vorratsdatenspeicherung beschäftigen und über Aktionen wie den »Big Brother Award« informieren. Wie es in anderen Teilen der Welt aussieht, veranschaulichen die Vorträge von Ricardo Mbarkho und Sophie Ernst. Der Künstler und an der Académie Libanaise des Beaux-Arts in Beirut lehrende Ricardo Mbarkho stellt die Medienkunstszene im Libanon, in der Künstler die Identitätskrise im Kontext der soziopolitischen und geographischen Umwelt reflektieren, vor. Die Niederländerin Sophie Ernst, die an der Kunstakademie in Lahore/Pakistan lehrt, wird über die pakistanische Kunst- und Akademieszene sprechen. Abgerundet wird der Kongress durch einen Vortrag von Prof. Birgit Richard. Sie referiert über jugendliche Identitäten im web 2.0 und zeigt kreative Arbeiten von Jugendlichen, zum einen YouTube Favorites und zum anderen Inszenierungen von Game-Fans. C. Cay Wesnigk von der Online Film AG erläutert nicht nur, wie Filme heute über das Internet angeboten werden, sondern zeigt die Veränderungen, die sich daraus für die gesamte Medienlandschaft ergeben. Im Artist Talk wird Martin Butler über die Hintergründe seiner Performance »A Girlfriend Experience« berichten.

// »MEDIAARTBASE.DE«-WORKSHOP Das Thema der Archivierung von Medienkunst gewinnt in der internationalen Fachwelt immer mehr an Bedeutung. Für das Projekt »Mediaartbase.de« haben sich das European Media Art Festival (EMAF), das documenta Archiv Kassel mit Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest sowie das Zentrum für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe zusammengeschlossen. Das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Pilotprojekt zielt auf die elektronische Aufarbeitung ausgewählter Bestände und darauf, diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Technik von »Mediaartbase.de« soll weitestgehend auf Open-Source Software basieren, um eine kostengünstige dezentrale Datenbank zu schaffen und damit neue Inhalte mit bereits vorhandenem Datenmaterial zu verknüpfen. In einem Workshop mit Fachleuten aus Medienarchiven, Distribution und Forschung werden verschiedene Modelle vorgestellt und Möglichkeiten der Zusammenarbeit diskutiert.

// CINEMA Im Filmprogramm setzen sich viele Medienkünstler mit der eigenen, aber auch der gesellschaftlichen Vergangenheit auseinander – meist als Suche nach den Wurzeln, Traditionen und kulturellen Linien ihrer Heimat. Herausragende Arbeiten kommen von Fiona Tan, Hito Steyerl, Peggy Ahwesh und John Smith. Aber auch lange Filme wie James Bennings »RR«, Gus van Sants »Paranoid Park« oder Guy Maddins »My Winnipeg« sind Highlights im Filmprogramm. Explizit an ein junges Publikum, das sich für neues, aktuelles und teils schräges Kino begeistern kann, richten sich die Filme, die im Filmtheater Hasetor gezeigt werden. Neben den schon eingeführten EMAF Programmen »Media Art for Beginners« und dem MC-Programm »Clip-Klapp-BuMM« haben wir brandaktuelle Spiel- und Arthousefilme ausgewählt, die sich mit dem Gefühlen heutiger Jugendlicher auseinandersetzen. So zeigen wir als Vorpremiere von Indie-Ikone und Goldene-Palme-Gewinner Gus Van Sant seinen neuen Film »Paranoid Park«. Wie schon in seinen Vorgängern lenkt van Sant das Scheinwerferlicht auf eine Welt jugendlicher Außenseiter, in diesem Fall eine Gruppe von Skatern, allesamt junge Laiendarsteller, die van Sant über die Internetplattform MySpace gecastet hat! Das Zimmertheater fungiert in diesem Jahr zwischen Lounge und Wohnzimmer: ein Ort, um sich in entspannter Atmosphäre Filme und Videos anzuschauen. Das Programm hier steht unter das Motto »Ver-rückte Identität«. Natürlich ist auch in diesem Jahr die Lagerhalle wieder die Zentrale für die internationale Auswahl des EMAF- Filmprogramms. Es lohnt sich, in die insgesamt 52 Programme zu gucken. Auch die Preisverleihung am Samstag um 20.30 Uhr in der Lagerhalle und das „Best of EMAF“ am Sonntag um 20.30 Uhr in der Lagerhalle sind Leckerbissen des diesjährigen Festivals.

// RETROSPEKTIVE Kurt Kren, 1929 in Wien geboren, war 18 Jahre Beamter in der Österreichischen Nationalbank. In dieser Zeit hat er die besten Filme seiner ersten Phase mit Lupe und primitivstem Werkzeug geklebt. Seit 1957 experimentierte Kren mit serieller Montagetechnik auf 16mm. Diese Filme zählen zu seinen Hauptwerken. Kren gilt damit neben Peter Kubelka als einer der Väter des Strukturellen Films. In den 60’s filmte er die Materialaktionen von Otto Mühl und Günter Brus, die auch ihm einen skandalträchtigen Ruf einbrachten. Damit wurde Kren neben Ikonen wie Jack Smith eine zentrale Figur des Undergroundfilms und im doppelten Sinne des Wortes ein freier Filmemacher. Von 1978 bis 1989 lebte Kren in Amerika, teilweise ohne festen Wohnsitz, ohne Geld und zum Teil im Auto. Trotzdem ist er bekannt und Kult, die kalifornische Punkband »Really Red« veranstaltete ein Benefizkonzert für ihn, und Kren konnte mit 1000 Dollar weiterleben. Nachdem er sechs Jahre als Museumswärter im Museum of Fine Arts in Houston gearbeitet hat, kehrte er nach Österreich zurück, wo er bis zu seinem Tod 1996 noch einige weitere wichtige Filme produzierte.

// YOUNG IDENTITIES –GLOBAL YOUTH Die Ausstellung steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Jugend. Sie zeigt Positionen und Blicke auf jugendliche Realitäten verschiedener Kontinente und Kulturen. Mit ihren Betrachtungen und subjektiven Eingriffen setzen sich die internationalen Medienkünstler auf unterschiedlichste Weise mit der Welt der Jugend auseinander. Sie spüren die kleinen und die globalen Gemeinschaften auf – ob online oder vor der Haustür. Die Communities des web 2.0 mit seinen partizipatorischen Angeboten, mit den Flüsterecken der Chats, den Online-Games und den wechselseitigen Beurteilungen in den sozialen Rankings funktionieren oftmals nicht anders als die Clique auf dem Pausenhof. Wie stehen Jugendliche in der westlichen Welt zu Musik und Mode, Ritualen und Rebellionen, Konsum und Klischees, die zugleich Selbstidentifizierung und Abgrenzung liefern? Ganz andere Realitäten bestimmen den Alltag von Jugendlichen in der Ukraine oder Mexiko, die sich teils als Diebe durch’s Leben schlagen müssen. Auch die alltägliche Gewalt und der Rassismus in Südafrika wird in der Ausstellung thematisiert.

// KÜNSTLERLISTE AES + F („Last Riot“), Janet Biggs („Airs Above The Ground“), Aline Bouvy + John Gillis („Venusia“), Martin Brand („Pit Bull Germany“), Martin Butler („The girlfriend experience“), Stephan Demming („Where are the Cacos now“), Johanna Domke („A Sunset Takes 7 Minutes“ und „Fabricated Evidence“), Groupe Dunes („Here, in this part of the world“), Markus Kison („Vanity Ring“), Bjørn Melhus („Deadly Storms 1-3“), Stefan Panhans („Glow“), Franc Purg + Sara Heitlinger („Privileged Tactics I“), Reynold Reynolds („Secret Life“ und „Six Apartments“), Jeyo Rhii („Liegen am Han-Fluss“), Anke Schäfer („Rehearsal Last Supper“), Jeremy Shaw („Best Minds Part One“), “), Andrea Sunder-Plassmann („Les Enfant Bleus“), Jean-Luc Vilmouth („Expert“)

// CONTOUR SPECIALS Die international renommierten Medienkünstler Reynold Reynolds und Bjørn Melhus fertigen für das European Media Art Festival 2008 zwei aufwendige, neue Installationen an. Premiere der Arbeiten ist in Osnabrück. Daraufhin sind die Werke in vielen europäischen Städten zu sehen. Ausgangspunkt für die Installation "Deadly Storms 1-3" von Bjørn Melhus ist der Nachrichtensender FOX NEWS von Rupert Murdoch, einer der machtvollsten und einflussreichsten Nachrichtenkanäle in den Vereinigten Staaten.

Für Reynold Reynolds ist in "Secret Life" der Verstand der Protagonistin zugleich ein Gefängnis für ihre Gedanken: Gefangen in einer winzigen Welt fühlt sie, dass ihre gedanklichen Mauern nicht überwunden werden können. Ohne den Kontext von Zeit und Raum kollabiert ihr Verstand und löscht ihren Erfahrungshorizont, hinterlässt sie nur mit Gefühlen.

Die Multi-Media Künstler Madeleine Chiche und Bernard Misrachi (Marseille), die als Groupe Dunes auftreten, schaffen dichte installative Erfahrungsräume. Das EMAF zeigt ihre Installation „Here, in this part of the world“.

// INTERNATIONAL STUDENT FORUM Das International Student Forum präsentiert in diesem Jahr wieder eine eigene Ausstellung sowie Film- und Videoprogramme mit studentischen Arbeiten. Medienkunstarbeiten von Studierenden werden in diesem Jahr an vielen Orten gezeigt. Im Bürgergehorsam, einem alten Wehrturm, im artspace, im Stadtgalerie-Café, im Intervision-Studio und in der Einfahrt zum Zimmertheater sind Werke zu entdecken. Für Studierende gibt es außerdem zum Hochschultag ein breit gefächertes Informationsangebot mit Filmproduktionen aus den Hochschulen und über Studiengänge aus dem In- und Ausland. Ausführlich werden sich in diesem Jahr die Muthesius Kunsthochschule aus Kiel, die Sint Lucas aus Gent und die Hochschule für Gestaltung in Offenbach vorstellen. Der Hochschultag dient als Kontakt- und Projektbörse für neue Vorhaben und Tendenzen aus den Medienuniversitäten, Kunstakademien und Designhochschulen.

// digital sparks 08 In diesem Jahr werden die Preisträger von „digital sparks 08“ auf dem EMAF gekürt. An dem Wettbewerb hatten sich Studierende aus 47 Hochschulen, Akademien und Universitäten aus der Schweiz, Österreich und Deutschland sowie deutsche Auslandsstudenten aus Boston und Bozen beteiligt. 144 Beiträge wurden eingereicht und 66 Projekte nominiert. Der digital sparks Wettbewerb wird vom MARS-Exploratory Media Lab des Fraunhofer IAIS unter der Leitung von Monika Fleischmann und Wolfgang Strauss seit 2001 durchgeführt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

// PERFORMANCES Mit »@c+Lia« zeigt das EMAF eine der international renommiertesten AV Künstlergruppen: @c (Miguel Carvalhais und Pedro Tudela) und die Künstlerin Lia arbeiten als audiovisuelles Trio zusammen. Lia hat ihren Schwerpunkt auf den Bildern und @c produzieren den Sound. Bilder und Sound verschmelzen zu einem audiovisuellen Fluss bemerkenswerter Stimmigkeit und Musikalität. Die Performance »duocentric« von incite/ ist eine knarzige, pulsierende Inszenierung synchroner Klang/Bild-Kunst. Die Performances des audiovisuellen elektronischen Hamburger Duos sind im letzten Jahr zweifach international aufgezeichnet worden. In »The Girlfriend Experience« von Martin Butler wird Second Life hautnah thematisiert. Schauspieler stehen im Glaskäfig bereit, als Avatare die Anweisungen der Besucher, ihrer ‚Controller‹, entgegenzunehmen. Zusätzlich wird das Projekt „Sozialpalast Mobil“ gezeigt: Ein Wohnwagen als sonderbare, offene, mediale Bühne: Drinnen wird gespielt, außen dient er als Projektionsfläche. Mal gibt es Spontan-Straßentheater, mal ist Rock zu hören, mal Hip-Hop oder Gitarren-Pop.

Wir laden Sie herzlich ein zu einer Entdeckungsreise durch das vielfältige Programm des EMAFs! Das Festivalteam

// SAG MAL – ArtClips narrativ Die neue DVD vom EMAF und der Galerie Henze & Ketterer AG (GHK) „Sag mal – Art Clips narrativ“ erscheint pünktlich zum diesjährigen Festival. Clips sind eine der aktuellsten Ausdrucksformen unserer von den Medien dominierten Zeit. Bei guten Clips werden Bild, Text und Ton so geschickt vermengt, dass ein mit der Realität verwechselbares Tonbild als Gesamteindruck entsteht. Ein narrativer Clip bringt eine Geschichte in kompakter Form auf den Punkt. Aus dem Vorwort: „Narrative Art_Clips sind Juwele der aktuellen Formgebung der Präsentation von Zwischenmenschlichkeit, Intersubjektivität, der Beziehung zwischen Menschen.“ (Gerhard Johann Lischka)

// KONZEPT UND FESTIVALLEITUNG Hermann Noering, Alfred Rotert, Ralf Sausmikat.