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Das 22. European Media Art Festival zeigt Produktionen international bekannter Medienkünstler und innovative Arbeiten neuer Meister aus den Akademien. Das EMAF zählt zu den bedeutendsten Foren der internationalen Medienkunst. Als Treffpunkt für Künstler, Kuratoren, Verleiher, Galeristen und Fachpublikum hat es Thematik und Ästhetik der medialen Kunst entscheidend mitgeprägt. Jährlich bietet das Festival einen aktuellen Überblick mit neuen Experimentalfilmen, Performances, Vorträgen, der Ausstellung und dem Media Campus. Aus 2400 eingereichten Arbeiten werden in diesem Jahr rund 250 aktuelle Beiträge in allen Sektionen für das Festival ausgewählt, die einen umfassenden Einblick in die aktuellen Tendenzen der Medienkunst bieten. Auf dem Festival wird der "EMAF-Award" für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst und der "Dialogpreis" des Auswärtigen Amtes zur Förderung des interkulturellen Austausches von einer internationalen Jury vergeben. Zudem verleiht die Jury des Bundesverbandes der Filmjournalisten den Preis für den besten deutschen Experimentalfilm des Jahres.

// AUSSTELLUNG "BILDERSCHLACHTEN" Neue und ungewöhnliche Blickwinkel auf die Kriegsberichterstattung von der Antike bis zur Gegenwart zeigt die Ausstellung "Bilderschlachten - 2000 Jahre Nachrichten aus dem Krieg". Die Kooperation des European Media Art Festivals, des Museums Industriekultur Osnabrück, des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums und der Kunsthalle Dominikanerkirche bietet erstmals eine Zusammenstellung von Exponaten aus den Bereichen Technik - Medien - Kunst. Wie hat die technologische Entwicklung das Bild vom Krieg verändert? Warum sind Kriegsberichte so erfolgreiche Konsumgüter? Die vom European Media Art Festival ausgewählten internationalen Künstlerinnen und Künstler begegnen den veröffentlichten Wahrheiten aus dem Krieg mit großen Zweifeln. Kontrovers und widerspenstig setzen sie sich mit den angeblich authentischen Medienberichten auseinander. Die Ausstellung zeigt, dass in den Köpfen der Betrachter weniger "Bilder von Schlachten" als vielmehr "Bilderschlachten" entstehen. Die Ausstellung, die aus drei Teilen besteht, wird vom 22. April bis 4. Oktober in der Kunsthalle Dominikanerkirche, im Museum Industriekultur und im Erich Maria Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück gezeigt. In jedem der drei Häuser sind künstlerische, technische und historische Exponate versammelt. Wie sich die Bilder vom Krieg durch die Entwicklung der Medien verändert haben, zeigen historische Dokumente, technische Exponate, Filme und Fotografien. Aus dem künstlerischen Bereich sind Installationen, Collagen, Skulpturen und interaktive Arbeiten zu sehen. Die historische Entwicklung zeigt: der Bedarf an Kriegsbildern und Kriegsberichterstattung unterstützte stets die Verbreitung neuer Medien. Schon der Buchdruck im ausgehenden Mittelalter etablierte sich durch die Nachfrage nach Schlachtenbildern. Die Fotografie erhielt im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 einen starken Schub. Der Krieg in Vietnam wurde die erste militärische Auseinandersetzung, die die Menschen an ihrem Bildschirm erlebten. CNN konnte sich durch den Golfkrieg 1991 weltweit durchsetzen. Hermann Nöring, künstlerische Leitung European Media Art Festival: "Warum vom Kriegsspektakel - sei es in Games, Hollywoodfilmen oder Zeitschriften - solche Faszination ausgeht, lässt sich ausschließlich mit Voyeurismus nur schwer erklären." Die Kriegswahrnehmung wurde und wird durch die Medien bestimmt. Im 21. Jahrhundert ist es per Handykamera jedem Augenzeugen möglich, Kriegsbilder zu erstellen und sie über das Internet zu vertreiben. Dadurch wird die Berichterstattung über den Krieg demokratisiert, da sie der Kontrolle des Militärs scheinbar entzogen wird. Zugleich ist es jedoch unmöglich geworden, die Authentizität zu überprüfen. Trotz der fortschreitenden Informationstechnik aber war und ist keine authentische Darstellung von Kriegsrealität möglich, denn "Realismus im Kino wäre eine Handgranate, die im Zuschauerraum explodiert", kommentierte der Vietnam-Veteran William D. Ehrhardt 1998.

// KÜNSTLERLISTE Lida Abdul ("In Transit"), KP Brehmer ("Stukas, 2x täglich Zähneputzen"), Christoph Büchel ("PSYOP - Capture their minds and their hearts will follow"), Christoph Draeger ("Dear Old Battleground, Mean Old Killing Fields (War is History)"), Harun Farocki ("Auge Maschine III"), Regina José Galindo ("Confession"), David Hahlbrock ("Around the Corner"), Lynn Hershman ("America's Finest"), Jan Hoeft ("Field Strip"), Mathias Jud/Christoph Wachter ("Zone*Interdite"), Markus Kison ("Touched Echo"), Mischa Kuball ("CNN"), Andree Korpys/Markus Löffler("Nuclear Football"), Iñigo Manglano-Ovalle ("The Radio" + "Phantom Truck"), Bjørn Melhus ("Still Men Out There"), Jens Pecho ("Slow Motion For Charly"), Evelina Rajca ("Lockvogel"), Gerhard Richter ("Bridge 14 Feb 45"), Johanna Reich ("Front"), Martha Rosler ("Bringing The War Home"), Ruth Schnell ("All Targets Defined"), Christoph Schlingensief ("Lager ohne Grenzen"), Aleksandra Signer ("Schlotterbeck"), RothStauffenberg ("Untitled Characters"), Oliver van den Berg ("Kameras"), Wolf Vostell ("So leben wir Abend für Abend vor dem Fernsehschirm"), Harry Walter ("Eichmann Fleischmann Neckermann").

In Kooperation mit COLOSSAL (Kunst Fakt Fiktion. Künstlerische Leitung: Jan Hoet. Ein Projekt des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land e.V.

// CINEMA Die Film- und Videokommission hat seit Anfang Januar etwa 2400 Filme und Videos, die für die internationale Auswahl angemeldet wurden, in vier Etappen gesichtet. Bemerkenswert bei den Sichtungen war, dass sich viele Künstlerinnen und Künstler mit der Suche nach ihren eigenen familiären und geographischen Wurzeln und ihrer Herkunft auseinandersetzen. Die künstlerische Selbstreflektion ist dabei einer mehr sozial und gesellschaftlich differenzierten Betrachtung gewichen. Insgesamt sind viele Crossover-Arbeiten zu finden, die dokumentarische Elemente mit experimentellen und narrativen Ausdrucksformen verbinden.

// SICHTUNGSKOMMISSION: An diesem Wochenende beginnt die Sichtungskommission, die aus Katja Albers, Nadine Bors, Katrin Mundt und Ralf Sausmikat besteht, ein interessantes und lebendiges Programm aus etwa 250 ausgewählten Arbeiten nach inhaltlichen und formalen Rahmenkriterien zu gestalten. Katja Albers, *1975 in Hamburg. Studium der Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in Tübingen und Berlin. 1999 - 2001 Mitarbeit an Ausstellungsprojekten im Neuen Berliner Kunstverein, u.a. ›Rewind to the Future‹, Ausstellung des Video-Forums in Kooperation mit dem Bonner Kunstverein. 2003-2008 Kuratorische Assistenz im Video-Forum des Neuen Berliner Kunstverein. 2004-2006 Lehraufträge an der Universität der Künste Berlin (Experimentelle Mediengestaltung). Seit 2008 als freie Kuratorin in Dresden lebend.

Nadine Bors, * 1973, Den Haag, Niederlande, Museologin. Seit 2006 Direktorin der Media Art Friesland Stiftung. Hier organisiert sie Festivals, Events und Projekte für eine breite Öffentlichkeit. Sie war bei der Mondriaan Foundation in Amsterdam beschäftigt und hat von 1997 bis 1999 für das Niederländische Media Art Institute/ Montevideo in Amsterdam im Projekt für die Bestandssicherung und Entwicklung der Datenbank für Videokunst gearbeitet. Über dieses Thema hat sie diverse Artikel geschrieben. 2008 wurde sie als beste Unternehmerin Frieslands im Kulturbereich gewürdigt.

Katrin Mundt, Freie Kuratorin und Autorin. Projekte u.a. für den Württembergischen Kunstverein Stuttgart, die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, den Hartware Medienkunstverein/Dortmund, plug.in/Basel, Argos Centre for Art and Media/Brüssel. Ausstellungen: Weder Entweder Noch Oder (Württembergischer Kunstverein, 2008), Landschaft (Entfernung) (Württembergischer Kunstverein, 2007), Selbstorganisation (plug.in, 2006). Seit 2003 zahlreiche thematische Filmprogramme und Organisation von Expanded Cinema-Events (gemeinsam mit Mark Webber).

Ralf Sausmikat, *1956. Studium der Medienwissenschaften, 1986 Abschluss M. A. 1981 Gründung des Int. Experimentalfilm Workshop e.V. als Trägerverein des EMAF. Seit 1988 künstlerische Leitung verschiedener Sektionen des EMAF, Ausstellungen, Film, Video und Retrospektiven. Seit 1995 Fachreferent des Goethe-Institut Internationes für die Programme Experimentalfilm 80er und 90er Jahre. 2003 Kurator für ›Turbulent Screen‹ Ausstellungs- und Kinoprojekt, für das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg.

Preise des 22. EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL:

Der EMAF-Award als Preis für eine richtungsweisende Arbeit innerhalb der Medienkunst geht in diesem Jahr an Istvan Kantor für seinen Film „(The Neverending) Operetta“. Kantor widmet sich in seiner ganz persönlichen Operette dem Problem der Wohnsituation in Toronto. Indem er Episoden aus dem eigenen Leben erzählt, thematisiert er ein globales Phänomen am Anfang des 21. Jahrhunderts.

Den Preis für den besten deutschen Experimentalfilm, der vom „Verband der deutschen Filmkritik e.V.“ verliehen wird, geht in diesem Jahr an Barbara Hlali für „Painting Paradise“. Hlali benutzt für ihren Film Bilder aus Krisengebieten, die sie mit Farbe überdeckt, verändert, verschönert.

Den Dialogpreis des Auswärtigen Amtes zur Förderung des interkulturellen Austausches erhält in diesem Jahr Lida Abdul für ihre Installation „In Transit“. Der Kurzfilm zeigt Kinder beim Spielen mit einem Flugzeugwrack außerhalb von Kabul. Obwohl naturalistisch, hat die Bildsprache eine traumhafte, fast surreale Qualität.

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22. EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL

Preisträger: Istvan Kantor, Barbara Hlali, Lida Abdul
Mitglieder der Jury: Sophie Ernst, Christine Rüffert, Shinsuke Ina

Videoprogramm
Künstler: Dennis Feser, Bea de Visser, Jim Finn, Max Philipp Schmid, Gustav Deutsch, Clorinde Durand, Andreas Templin, Barbara Hlali, Liu Wei, Manuel Saiz, Timm Ulrichs, Antal Lux, Simon Payne, Mihai Grecu, Ulu Braun, Ben Rivers, Siegfried Fruhauf, Karel Doing, Deborah Phillips, Annette Hollywood, Franz Wanner, Paul Wiersbinski, Istvan Kantor, Semiconductor , Thomas Koener, C. Leon, Jana Debus, Cecilia Lundqvist, Guli Silberstein, Reynold Reynolds, Tim Shore, Martin Sulzer, Bea de Visser, Ursula Mayer, Clemens Kogler, Vivian Ostrovsky, Alexander Lorenz, Pim Zwier, Mike Maryniuk, Michael Snow, Manon de Boer, Mathieu Tremblay, Cornelius Onitsch, Corinna Schnitt, Martha Colburn, Romeo Grünfelder, Julika Rudelius, Juan Jose Herreara, Jan-Peter E.R. Sonntag, Maix Mayer, J. Tobias Anderson, Nico Herbst, Triny Prada, Mirko Martin, Rachel Reupke ...

Ausstellung "BILDERSCHLACHTEN"
Künstler: Lida Abdul, KP Brehmer, Christoph Büchel, Christoph Draeger, Harun Farocki, Regina Jose Galindo, David Hahlbrock, Lynn Hershman, Jan Hoeft, Hörner / Antlfinger, Christoph Wachter / Mathias Jud, Markus Kison, Mischa Kuball, Korpys / Löffler, Inigo Manglano-Ovalle, Bjørn Melhus, Jens Pecho, Evelina Rajca, Gerhard Richter, Johanna Reich, Martha Rosler, Ruth Schnell, Christoph Schlingensief, Aleksandra Signer, Roth / Stauffenberg, Oliver van den Berg, Wolf Vostell, Harry Walter
In Kooperation mit COLOSSAL (Kunst Fakt Fiktion. Künstlerische Leitung: Jan Hoet