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EMILY GERNILD. Moveable Feast
30.11.2018 – 29.12.2018

Die Eröffnung findet am Donnerstag, 29. November 2018, von 18 bis 20 Uhr statt

Wir freuen uns außerordentlich, die erste Einzelausstellung von Emily Gernild bei SCHWARZ CONTEMPORARY bekannt geben zu dürfen. Die in Kopenhagen ansässige Künstlerin zeigt in ihrer ersten Einzelschau in Deutschland acht frisch aus dem Atelier kommende Leinwände. Der Ausstellungstitel Moveable Feast spielt auf den 1946 erschienenen HemingwayErzählband A Moveable Feast an. Hemingway schildert darin Paris als Ein Fest fürs Leben, als ein bewegliches, nicht allein an Paris gebundenes Lebensgefühl, das in der Erinnerung fortbesteht und durch das ganze Leben getragen wird.

Bewegung kann auf mehreren Bedeutungsebenen als zentrales Element der Ausstellung betrachtet werden - natürlich nicht allein auf Grund der Tatsache, dass alle Werke Gernilds physisch von Kopenhagen nach Berlin gebracht wurden. Holt man Gernilds Arbeiten der letzten Jahre aus dem Bildgedächtnis hervor, fällt sofort auf, dass sich die Künstlerin höchst konsequent mit ihren neuen Arbeiten von figürlicher Darstellung entfernt. Eine sofort greifbare Bewegung zeichnet sich in den Bildern selbst ab: obwohl Emily Gernild als Malerin nach wie vor von Stillleben ausgeht, sieht man vermehrt fließende Formen und Übergänge sowie Motive, die keinesfalls statisch, sondern leicht, formbar, spielerisch, beweglich wirken. Gernilds Werke sind ein explosives Farben fest und sind als Werkgruppe in der Ausstellung ein großes Festmahl für das Auge. Fish and Beantable ist das einzige Querformat der Ausstellung und hängt an der grünen Wand im hinteren Galerieraum. Hier sehen wir kräftige rote, gelbe, graue spitze Formen, die als gemalter Zaun den grün-schwarzen Fisch in der Mitte aufzuspießen scheinen. Dann springt die Perspektive, der Fisch liegt offenbar zugleich am Rande eines Nierentischchens, das mit anderem Mobiliar auf einen sich nach hinten öffnenden Raum verweist. Obstschale, Blumenvase und reife, dunkle Früchte scheinen den Tisch ebenfalls zu bevölkern, lassen sich aber nicht mehr eindeutig ausmachen. Diese von Emily Gernild bevorzugt gemalten Motive sind Alltagsgegenstände, die sie mit poetischer Energie und Lebenskraft auflädt und auf diese Weise ihrer Trivialität enthebt.

Zwei Werke heben sich durch ihre Vogelperspektive von den anderen in der Ausstellung hängenden Arbeiten ab. Ist auf dem Hochformat Bell Jar ein auf Fliesen gedecktes Festmahl zu sehen? Wo ist die Glashaube, gibt es sie überhaupt? Oder spielt die Künstlerin mit dem Titel auf die 1963 erschienene Prosa von Sylvia Plath an? Auch in Table Cloth with Napkins scheint man wieder die Vogelschau als Perspektive einzunehmen. In dieser Arbeit sind die serviettenförmigen Farbflächen fließender, sie haben sich verselbstständigt und sind nach ihrem endgültigen Platz zu Tisch offenbar noch auf der Suche. In beiden Werken baut Gernild tiefe, dichte Bildräume mit enormem Interpretationsspielraum.

Komplementäre Kontraste, Formen, die sich in verschiedene Richtungen strecken und kurz davor stehen, in Chaos auszubrechen: Orangerie, das kleinformatigste Werk der Ausstellung, sprüht vor Energie. Gernild zitiert auch hier erkennbare Gegenstände, die sie gleichzeitig in ihre Bildwelt hineinabstrahiert und sich somit als Malerin auf einem spannungsreichen Abstraktionsgrad bewegt.

Emily Gernild (* 1985) studierte von 2010 bis 2016 an der Funen Art Academy in Odense, Dänemark. Im Studienjahr 2013/2014 war sie Studentin bei Prof. Tal R an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie lebt und arbeitet in Kopenhagen.

Text: Anna-Lena Schmid