DG Kunstraum, München

DG Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e.V. | Finkenstraße 4
80333 Munich

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artists & participants

curator

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Ausstellungsort I: Galerie der DG

Vernissage: Freitag, 8. September 2017, 18 bis 21 Uhr
19.30 Uhr, Begrüßung: Dr. Walter Zahner, 1. Vorsitzender
Einführung: Benita Meißner, Kuratorin
Die Künstler sind anwesend.

OPEN art
Samstag, 9. September 2017
Sonntag, 10. September 2017
11 bis 18 Uhr

Gespräch
What if? - Gedankenspiel eines alternativen Weltverlaufs
mit Claudia Zeiske und Manaf Halbouni
Mittwoch, 4. Oktober 2017, 19 Uhr

Führungen
Dienstag, 10. Oktober 2017, 18 Uhr
Dienstag, 7. November 2017, 18 Uhr

Lange Nacht der Museen
Samstag, 14. Oktober, 19 bis 24 Uhr
Musikalisches Programm
Saskia Hirschinger und Johannes Välja,
Klasse Prof. Wen-Sinn Yang, Hochschule für Musik und Theater
19.15 Uhr und 21 Uhr

Künstlergespräch | Verleihung des Kunstpreises der DG
Dienstag, 24. Oktober 2017, 19 Uhr

Finissage
Samstag, 11. November 2017
11 bis 15 Uhr

Ausstellungsort II: St. Paul

Eröffnung und TatOrtZeit-Gottesdienst
mit Kunst-Betrachtung von Dr. Ulrich Schäfert
Sonntag, 10. September 2017, 20.15 Uhr

Lange Nacht der Museen
Samstag, 14. Oktober 2017, 19 bis 24 Uhr
Sound-Collage zur Kunstinstallation von und mit Peter Gerhartz und Axel Nitz

Finissage und TatOrtZeit-Gottesdienst mit Kunst-Betrachtung
Sonntag, 12. November 2017
20.15 Uhr

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Im Rahmen der OPEN art eröffnet die Galerie der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst e.V. (DG), in Kooperation mit der Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising, die Ausstellung ‚Wäsche’ des Münchner Künstlerduos EMPFANGSHALLE. Partizipation von Dritten ist ein wesentlicher Bestandteil des künstlerischen Schaffens von Corbinian Böhm (1966) und Michael Gruber (1965), die seit 2000 unter dem Namen EMPFANGSHALLE zusammenarbeiten. Neben klassischen Skulpturen entstehen somit auch performative und ephemere Arbeiten, deren Verlauf das Unvorhersehbare durch die Interaktion der Menschen widerspiegeln. In der Galerie der DG sind neue Arbeiten der Künstler zu sehen, darunter eine Rauminstallation, Fotografien und eine Auswahl an Videoarbeiten.

Ausgangspunkt der Ausstellung ‚Wäsche’ ist die Intention, zwei Orte im Zentrum Münchens, die nicht unterschiedlicher sein könnten, mit ihren gesellschaftlichen Realitäten zu verknüpfen: Die Kirche St. Paul und die Galerie der DG. EMPFANGSHALLE schafft dafür ein Bild. Gesammelt werden Kleider rund um St. Paul: Liturgische Gewänder, Altkleider der Gemeinde sowie Fundstücke obdachloser Wanderarbeiter, die unter anderem auf den Stufen des Kirchenportals schlafen. Diese Kleidungsstücke werden zusammen in einer in der Galerie aufgestellten Industriewaschmaschine gereinigt und als Rauminstallation zum Trocknen auf eine Wäscheleine gehängt. So entsteht ein buntes Wäschebild der Gesellschaft des Bahnhofsviertels in einer der teuersten Lagen Münchens, am Odeonsplatz.

Der Kirchenraum in St. Paul wird mit den Waschvorgängen in der Galerie verbunden. Dazu projiziert EMPFANGSHALLE das Bild einer Waschmaschinentrommel auf das große gotische Rosetten-Fenster über dem westlichen Eingangsportal der Kirche. Besucher des Kirchenraums haben zudem die Möglichkeit, an einer großen gemeinsamen Waschstation Teil einer Videoarbeit zu werden, die als Projektion in der Galerie der DG zu sehen ist. Besonders im Kontext des sakralen Raums klingen hier vielfältige Assoziationen an: Reinigung, Umkehr, Versöhnung.

Das Waschen aller Kleidungsstücke in einer Maschine erscheint wie die Umsetzung des Bibelzitates Levitikus 19,18 in Anlehnung an die Übersetzung von Buber/Rosenzweig "Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du.“ Alle Menschen sind miteinander verbunden in ihrer Kreatürlichkeit, ihren Hoffnungen, Wünschen, Nöten, Abgründen und eben in der Notwendigkeit, sich regelmäßig zu waschen und zu kleiden. Dieses kollektive Menschsein und das Teilen eines gemeinsamen Schicksals unterstreicht EMPFANGSHALLE in der Fotoserie ‚Betende Hände’, die in der Galerie der DG ausgestellt ist. Auf den Fotos stellen gefaltete beziehungsweise ineinander verschränkte Hände von jeweils zwei unterschiedlichen Personen das etwas überstrapazierte Motiv ‚Betende Hände’ von Dürer bewusst nach. Die Arbeiten strahlen durch die dargestellte Gestik, ihre Textur und Farbgebung eine versöhnliche Innigkeit, Sinnlichkeit und Harmonie aus, die auf den Betrachter tröstend und ausgleichend wirken und Hoffnung auf Verständigung wecken.

In der öffentlichen Diskussion hingegen werden vielfach die Unterschiede zwischen den Menschen betont, nicht aber das sie Verbindende. In der Galerie der DG diskutiert EMPFANGSHALLE diese scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen den verschiedenen Lebenswelten in ihrer Zweikanal Videoinstallation ‚Gläubiger & Schuldner’ (2016). In dem Video begeben sich die Künstler an einen Ort, an dem sich Reichtum und Elend buchstäblich gegenüberstehen. Unweit des Münchner Hauptbahnhofs liegt die Abtei Sankt Bonifaz, ein zentraler Anlaufpunkt für Obdachlose. Auf der anderen Seite befinden sich die Lenbach Gärten, ein hochexklusives Gebäudeensemble. Dazwischen navigieren die Künstler in einer Endlosschleife, jeweils aus der entgegengesetzten Richtung kommend.

Corbinian Böhm und Michael Gruber sind Preisträger des diesjährigen Kunstpreises der DG, der alle drei Jahre in den Bereichen bildende Kunst, angewandte Kunst und Baukunst vergeben wird. Der Preis zeichnet zeitgenössische Künstler, einzelne ihrer Werke oder ihr Gesamtoeuvre aus. Bei der Preisverleihung am 24. Oktober 2017 wird ein Künstlergespräch mit Dr. Ulrich Schäfert stattfinden.