press release only in german

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Bildende Kunst in Deutschland eine vielschichtige und innovative Entwicklung. Vor allem der Expressionismus, vertreten durch die beiden Künstlervereinigungen „Die Brücke“ und „Der blaue Reiter“, führte die deutsche Kunst in die Moderne. Diesen Gruppierungen folgten stilistisch etliche Künstler, die den Expressionismus mit ihren Formerfindungen bereicherten und fortentwickelten. Die jüngeren dieser Kunstvertreter werden heute der „verlorenen Generation“ zugerechnet, da ihre künstlerische Fortentwicklung nach 1933 stark behindert wurde. Um 1900 geboren, absolvierten diese Maler und Bildhauer ihr Studium gegen Ende der Weimarer Republik. Nicht wenige von ihnen erregten die Aufmerksamkeit von Sammlern und Galeristen und verzeichneten bereits in jungen Jahren erste Erfolge. Ihre Kunst verhieß Anspruchsvolles und Interessantes.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde jedoch recht bald eine Regulierung des Kunstmarktes und ein Diktat von Stilrichtungen versucht. Vorschriften, Kontrollen, Ausstellungs- und Arbeitsverbote setzten die Künstler stark unter Druck, sich stilistisch angepasst zu verhalten und nur im Stillen zu experimentieren - oder zu emigrieren.

Neben den etablierten Künstlern der Moderne, etwa den Mitgliedern der „Brücke“ oder des „Blauen Reiters“ und den Vertretern der Abstraktion, wurden auch die vielversprechenden jungen Künstler den neuen Vorschriften unterworfen und dadurch in der freien Entfaltung ihres künstlerischen Stils behindert. Trotz der Anfangserfolge hatte sich bis zum Beginn der Diktatur noch keine verlässliche Gruppe von Sammlern gefunden, die der jungen Generation ein unabhängiges Arbeiten ermöglicht hätte. Beschränkungen und Strafandrohungen im Dritten Reich ließen diese engagierten Künstler daher zumeist auf weitere Experimente und Erprobungen ihrer Kunst verzichten. Mit der Aktion „Entartete Kunst“ 1937, bei der Tausende staatlicherseits unerwünschte Kunstwerke beschlagnahmt worden waren, hatte das NS-Regime zudem der Kunstszene eine deutliche Warnung erteilt.

Nach zwölf Jahren Gewaltherrschaft waren aus jungen begabten Menschen Künstler in den mittleren Jahren geworden, deren experimentelles Frühwerk jäh unterbrochen worden war und die nach 1945 einen mühevollen Neustart versuchen mussten. Da sie keine berühmten Namen besaßen, erhielten sie nach den Restriktionen der NS-Zeit nicht die gleiche Möglichkeit zur Rehabilitierung, wie die Protagonisten der Avantgarde-Kunst der 1910er und 1920er Jahre.

Die Sammlung Gerhard Schneider aus Solingen hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Künstler der Vergessenheit zu entreißen und eine Kunst wieder an die Öffentlichkeit zu bringen, die wichtige Ansätze zu einer Fortentwicklung der Moderne vor 1933 geliefert hatte. In der verdienstvollen Sammlung von Gerhard Schneider gilt es, interessante Positionen und qualitätvolle Kunst wieder zu entdecken, die zwischen 1933 und 1945 verfemt und anschließend vergessen worden waren.

Die Ausstellung bietet mit ca.120 Werken einen umfassenden Überblick über die Kunst in Deutschland bis 1945. Vorgestellt werden zunächst die unterschiedlichen Vertreter der Zweiten Generation des Expressionismus mit ihren Werken in den 1910er und 1920er Jahren. In einem zweiten Ausstellungsteil wird der Weg dieser Künstlergeneration in den 1930er Jahren bis zum Kriegsende vorgestellt. Häufig offenbaren nur die Biografien das Schicksal der Künstler im Dritten Reich, selten bilden die Gemälde und Graphiken den Alltag oder gar die Zustände in den Konzentrationslagern ab, wobei betroffene Künstler zumindest rückblickend ihre Erfahrungen in den Lagern bildnerisch verarbeiten. In der Ausstellung finden sich daher zahlreiche Facetten expressiver Malerei sowie veristische und neu-sachliche Tendenzen. All diese Stilrichtungen standen im Dritten Reich unter dem Verdikt „Entartet“. Die 1937 von den Nationalsozialisten durchgeführte Aktion „Entartete Kunst“ wird ebenfalls in der Ausstellung thematisiert.

only in german

Entdeckte Moderne - Verfemte Kunst
Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider

Künstler: Josef Albers, Walter Becker, Rüdiger Berlit, Albert Birkle, Peter August Böckstiegel, Gert Böhme, Max Burchartz, Heinrich Campendonk, Walter Dexel, Fritz Duda, Hans Feibusch, Conrad Felixmüller, Theodor Hugo Fenners, Otto Fischer-Trachau, Waldemar Flaig, Ernst Flege, Erich Fraass, Erich Fraass, Franz Frank, Fritz Fuhrken, Teo Gebürsch, Alexander Gerbig, Otto Gleichmann, Walter Otto Grimm, Willem Grimm, George Grosz, Hans Grundig, Lea Grundig, Wilhelm von Hillern-Flinsch, Fritz Huhnen, Walter Jacob, Annot Jabobi, Rudolf Jacobi, Hella Jacobs, Franz M. Jansen, Wassily Kandinsky, Max Kaus, Paul Klee, Cesar Klein, Karl Kluth, Wilhelm Kohlhoff, Helmut Kolle, Willibald Krain, Bruno Krauskopf, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange, Robert Liebknecht, Elfriede Lohse-Wächtler, Joseph Mader, Franz Marc, Ludwig Meidner, Wilhelm Morgner, Otto Nagel, Valentin Nagel, Georg Netzband, Karl Opfermann, Otto Pankok, Max Pechstein, Carl Rabus, Hubert Rüther, Florenz Robert Schabbon, Fritz Schaefler, Edwin Scharff, Erna Schmidt-Caroll, Wilhelm Schnarrenberger, Werner Scholz, Martel Schwichtenberg, Richard Sprick, Heinrich Stegemann, Heinrich Steinhagen, Hans Szym, Georg Tappert, Paul Thesing, Hans Tombrock, Kurt Tuch, Eberhard Viegener, Alfred Wais, Friedrich Ernst Martin Wield, Magnus Zeller, Oscar Zügel