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Die Ausstellung „Erfundene Künstler“ präsentiert 14 Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts, deren Lebenswege allesamt in fiktiven Stoffen – in Romanen, Erzählungen und Theaterstücken – beschrieben wurden. Sie wurden ausgewählt, weil ihre Biografien Tendenzen und Künstlertypen verkörpern, die charakteristisch für die letzten hundert Jahre sind.

Da ist beispielsweise Pietro, ein junger Mann aus großbürgerlicher Familie, der sich der 68er-Bewegung anschließt und sich nur in radikalen Kunstformen aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien weiß. Oder Antártido A. Garay, der in den 1920er Jahren in Buenos Aires waghalsige Konzeptkunst ausstellt, die niemand versteht. Klara Sax schafft ihre Kunst aus dem Zivilisationsmüll der amerikanischen Überflussgesellschaft, erreicht ihren Durchbruch aber nur mit dem Großprojekt „Long Tale Sally“, bei dem sie 230 ausgemusterte B-52 Bomber in der Nevada Wüste bemalt. Jede Position steht für einen bestimmten, nicht selten überzeichneten Künstlertypus. Und wie in jeder Kunstszene gibt es auch in der imaginären den gewieften Galeristen, die nach Skandalen trachtenden Medien und den überforderten Betrachter. Sie alle zusammen geben Einblick in die Auffassungen, die Schriftsteller zu bestimmten Zeiten von Künstlern und dem Kunstmilieu gehabt haben. Mit Hilfe von diversen Materialien wie dokumentarischen Fotografien, Objekten oder Presseberichten versucht die Schau aufzuzeigen, woraus die Autoren ihre Ideen geschöpft haben könnten.

Ergänzt wird die Ausstellung durch den Film „Fiction Artists“ der (realen) Künstler Christoph Girardet und Volker Schreiner, der Künstler aus mehr als 100 Spielfilmen zusammenbringt und mit den Klischees und Vorstellungen spielt, die sich hinter erfundenen Künstlern verbergen.

Das Schreiben über Künstler und ihre Werke nimmt seinen Anfang in der italienischen Renaissance. 1550 schloss der Architekt und Künstler Giorgio Vasari das erste umfassende Werk über das Leben und Wirken italienischer Maler, Bildhauer und Architekten ab. Obgleich bekannt ist, dass Vasaris Schriften mit Ungenauigkeiten gespickt sind, stellen „Le Vite“ für alle, die die Kunst der Renaissance erforschen, eine unersetzliche Quelle dar. Ein Originalexemplar der zweiten Ausgabe von 1568 wird im Lichthof ausliegen, gegenüber einer kleinen Büchersammlung, welche die in der Ausstellung vorgestellten Künstler und ihre Geschichten beherbergt.

Ein Text kreiert immer eine eigene Welt, er kann weder Schaffen noch Biografie eines Künstlers, ob „real“ oder „fiktiv“, ersetzen, im Idealfall aber positiv ergänzen. Die Ausstellung im Studio bietet die Gelegenheit, eine Parallelwelt von Künstlern zu entdecken, die sich zur echten Kunstgeschichte wie ein Spiegel verhält, und deren Akteure schon viel zu lange Zeit auf eine solche Retrospektive gewartet haben.

Die Ausstellung findet im Studio (UG) statt.

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Erfundene Künstler / Fictional Artists

Künstler: Antartido A. Garay, Klara Sax, Christoph Girardet, Volker Schreiner, Giorgio Vasari, Vanessa May ...