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Ernst Ludwig Kirchner & Oskar Kokoschka
19.11.2017 - 22.04.2018

Mit Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) und Oskar Kokoschka (1886–1980) werden erstmals in einer Ausstellung die Protagonisten des deutschen und österreichischen Expressionismus einander gegenübergestellt. Die Biografien der beiden Künstler überschneiden sich in ihren künstlerischen Anfängen im Jugend- bzw. Sezessionsstil, in Wirkungsorten wie Berlin und Dresden und ihrer Stigmatisierung als «entartete Künstler» durch die Nationalsozialisten im Jahr 1937. Um ihren Ruf als Pioniere der expressionistischen Kunst zu untermauern, waren sowohl Kirchner als auch Kokoschka darauf bedacht, ihre Frühwerke vorzudatieren. Zudem spielt die Schweiz eine überaus wichtige Rolle in ihren Leben. Das wird durch die Tatsache bestätigt, dass sich der Kirchner- und der Kokoschka-Nachlass in der Schweiz befinden.

Kokoschka begründete seinen Ruf als einer der bedeutendsten Porträtisten des Expressionismus schon frühzeitig, als er durch die Vermittlung von Adolf Loos im Januar 1910 im Lungensanatorium Mont Blanc in Leysin grossartige Porträts tuberkulöser Adliger malte. Kirchners Berliner Strassenbilder der Jahre 1913 und 1914 wiederum gelten als Höhepunkt seines frühen Schaffens, da es ihm wie kaum einem anderen bildenden Künstler der Moderne gelang, die Verführungen und Zumutungen des metropolitanen Lebens künstlerisch zu erfassen.

Beide Künstler formten und überwachten zeitlebens ihr Bild in der Öffentlichkeit. Kokoschka belieferte seine frühen Biografen grosszügig mit vorselektierten Informationen über sein Leben und Werk unter der Bedingung, dass diese wortgetreu übernommen werden. Kirchner erfand unter dem Pseudonym Louis de Marsalle einen fiktiven französischen Kunstverständigen und versuchte auf diese Weise die Rezeption seines Werkes zu beeinflussen.

Die Künstler respektierten und schätzten einander. 1928 schrieb Kirchner an den Kunsthistoriker Will Grohmann: «Im Suchen nach der Form unserer Zeit stehen wir uns sicher nahe, ebenso wie Klee, Kandinsky, Kokoschka, Nolde. Es ist schwer zu sagen, wo das Gemeinsame liegt (…). Wo die Groteske anfängt wieder ernst zu werden, jenseits der gesehenen Form reichen wir uns die Hände.» In einem Interview, das der Schweizer Schriftsteller Walter Kern 1947 mit Kokoschka führte, sagte der Künstler: «Man weiss noch gar nicht was die deutsche Malerei bedeutet. Man spricht immer nur von den Franzosen und vergisst den gewaltigen deutschen Beitrag an die europäische Kunst. Ich spreche nicht nur von Dürer, sondern auch von heute. Man weiss gar nicht was Ernst Ludwig Kirchner und Otto Müller für die europäische Malerei waren.»

Die Ausstellung versammelt Zeichnungen, Aquarelle, Druckgrafiken und Gemälde der beiden Künstler. Sie konzentriert sich auf Werke aus der Zeit von 1905 bis 1938. Die Schau ist eine Kooperation des Kirchner Museum Davos mit der Fondation Oskar Kokoschka und wird von Régine Bonnefoit und Thorsten Sadowsky kuratiert.