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Eine spektakuläre Installation, die sich mit dem Thema Fliegen und Fallen an der Grenze der Möglichkeit zwischen Gelingen und Scheitern auseinandersetzt, steht im Mittelpunkt der Ausstellung „Eva Schlegel. In Between“, die am Dienstag, 7. Dezember 2010, in der MAK-Ausstellungshalle eröffnet wird. Sie stellt einen Versuch dar, das Flüchtige visuell festzuhalten. Das Objekt wird im wahrsten Sinne fühlbar/hörbar, es stellt sich dem Betrachter entgegen, projiziert Bilder und Bildstörungen sowie Windsounds und nimmt den gesamten Luftraum (des MAK) für sich ein. Die Personale der facettenreichen Künstlerin Eva Schlegel, die auch international Erfolge verzeichnet, vereint für das MAK neu geschaffene Werke mit einem Rückblick auf frühere Arbeiten.

Schon seit langem ist Schlegel von der Überwindung der Schwerkraft, der Losgelöstheit zugleich auch als Synonym für das Risiko des ungesicherten Falls, des (Ab-)Sturzes fasziniert. Seien es ihre Wolkenbilder, Aufnahmen ephemerer Gebilde, die sich in der Schwerelosigkeit bewegen und trotzdem mitunter bedrohlich über uns hinweg ziehen, oder fotografische Dokumente schwebender Menschen. Das Werk „In Between“ besteht aus drei Flugzeugrotoren mit einem Durchmesser von je 3,8 m, die vom Boden etwas abgesetzt sind und so den Eindruck erwecken, zu schweben. Auf diese Rotoren werden Schlegels Filme projiziert, die Menschen im Flug und im freien Fall, aufsteigende Wetterballons und verwandte physikalische Phänomene, wie etwa Newtons fallenden Apfel oder den Vogelflug, zeigen. Zu sehen ist ebenfalls eine amorphe Skulptur, bestehend aus riesigen weißen Wetterballons. Bei einem Durchmesser von je zwei Metern schweben die Ballons dicht gedrängt an der Decke des Raums. Der Besucher befindet sich direkt unter der Installation, in die er interaktiv eingebunden und damit kurzfristig Teil des Kunstwerks wird: Eine Kamera filmt den Eintretenden, der auf den Boden projiziert wird, bevor dessen Abbild durch den Raum wandert und sich auflöst.

Gezeigt wird außerdem eine Serie unscharfer Porträts, die sich mit Abbildungen von Frauen in unserer medialisierten Welt auseinandersetzen. Ein eigener Raum ist den Bleiarbeiten der Künstlerin gewidmet, die Schlegels eingehende Beschäftigung mit diesem eigenwilligen Metall demonstrieren. Zudem wird ein Kubus aus Blei errichtet, der als Hülle für die pornografische „Lackserie“ dient.

Die Auseinandersetzung mit der Materie und ihrem Gegenteil, dem Ephemeren, stellt im Werk Schlegels einen wichtigen Ausgangspunkt dar. Das Experimentieren mit gegensätzlichen Zuständen (Anwesenheit/Abwesenheit, Schärfe/Unschärfe, außen/innen, statisch/beweglich) bedingt beim Betrachter das Bewusstwerden seiner Wahrnehmung. Schon Mitte der 1980er Jahre fiel die Künstlerin mit ihrer Irritation der Wahrnehmung auf, die sie mit Materialien wie Glas und Spiegel in zahlreichen innenarchitektonischen und „Kunst am Bau“-Arbeiten erzeugte. Die „falsche Fährte“ des nur scheinbar Lesbaren, die Verweigerung der Festlegung einer Persönlichkeit auf bestimmte äußerliche Merkmale in den verschwommenen Porträts zeigen, wie intensiv Schlegel die Grenzen von Darstellung und Kommunikation auslotet.

Seit den 1990er Jahren hat die Künstlerin Bildserien mit Wolken geschaffen. In der letzten Zeit entstanden Wolkenbilder, mittels Siebdruck auf Blei übertragen. Dieses schwere Trägermaterial kontrastiert mit der Flüchtigkeit der Wolken und bildet das Gegengewicht zur Schwerelosigkeit. Eva Schlegel, geboren 1960 in Hall, Tirol, lebt und arbeitet in Wien. Von 1979 bis 1985 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien (heute Universität für angewandte Kunst) bei Oswald Oberhuber, 1997 bis 2006 Professorin für Kunst und Fotografie an der Akademie der bildenden Künste Wien, 2011 Kommissärin des Österreichischen Pavillons auf der 54. Biennale di Venezia.

Zur Ausstellung „In Between“ erscheint ein Katalog, der neben der ausführlichen Dokumentation der Ausstellung einen Schwerpunkt auf die räumlichen Arbeiten der Künstlerin legt, die bisher in dieser umfassenden Weise noch nicht veröffentlicht worden sind. Die neue Serie der Bleibilder zum Thema Fliegen wird ebenfalls beleuchtet.

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Eva Schlegel. In Between
Kurator: Bettina M. Busse