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NOME freut sich, die von Paolo Cirio kuratierte Gruppenausstellung Evidentiary Realism nach ihrem erfolgreichen Start in New York nach Berlin zu bringen. Die Ausstellung wird am 1. Dezember 2017 eröffnet.

Zu sehen sein werden Arbeiten investigativ, forensisch und dokumentarisch arbeitender Künstler_innen: Sadie Barnette, Josh Begley, James Bridle, Ingrid Burrington, Harun Farocki, Navine G. Khan-Dossos, Hans Haacke, Jenny Holzer, Khaled Hafez, Mark Lombardi, Kirsten Stolle sowie Thomas Keenan & Eyal Weizman.

Ziel der Ausstellung ist es, eine besondere Form des künstlerischen Realismus zu zeigen, der Belege komplexer Gesellschaftsformationen darstellt und offenbart. Die gezeigten Arbeiten erforschen den Begriff des Beweises sowie Formen seiner Erbringung.

Evidentiary Realism ist eine Reflexion zur Geopolitik nach den Anschlägen des 11. September, zu zunehmender wirtschaftlicher Ungleichheit, der Aushöhlung von Bürgerrechten und Umweltkatastrophen. Die Ausstellung baut dabei auf erneute Wertschätzung der Aufdeckung von Wahrheit im Zusammenhang mit den Fällen um WikiLeaks, Edward Snowden, den Panama Papers und den aktuellen Anstrengungen zur Bewältigung des postfaktischen Zeitalters.

Das gegenwärtige Teilen und Verarbeiten von Informationen in einer gemeinsamen offenen globalen Umgebung erfordert einen verstärkten Realitätssinn. Daten-Leaks, Entdeckungen und Fakten werden gemeinsam überprüft und in zahlreichen Distributionsnetzwerken verbreitet. Präsentationstechniken und die Einbeziehung der Öffentlichkeit haben sich in dieselbe Richtung entwickelt: Durch die Neugestaltung von Medien und Sprache werden die Beweise in einer Vielzahl von Strategien und Werkzeugen im Dialog mit zeitgenössischen Kunstpraxen präsentiert.

Der Fokus von Evidentiary Realism liegt auf künstlerischen Arbeiten, die formale Aspekte visueller Sprache und Medien priorisieren; im Gegensatz zu Journalismus und Reportage ist es ihr Anliegen, die Betrachter visuell anzusprechen und emotionale Reaktionen auszulösen. In der Ausstellung werden die Beweismittel in Form von Fotografien, Filmen, Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen mit starken kunsthistorischen Bezügen präsentiert. Die Künstler bringen vor allem auch auf theoretischer Ebene die ästhetische, soziale und dokumentarische Funktion des jeweiligen Mediums in Bezug auf die von ihnen untersuchten Themen zum Ausdruck.

Einige der Arbeiten des Evidentiary Realism brechen Sichtbarkeit auf Abstraktion herunter, um die Grenzen des Sehens zu hervorzuheben, während andere sich der Mittel der Gegenständlichkeit oder Synthese bedienen, um Erkenntnisse zu gewinnen. Verschlüsselte Informationen und nuancierte Details hinter den Arbeiten verweisen auf große, hochkomplexe Zusammenhänge, die durch die gezeigten faktischen Beweismittel in den Fokus rücken. Diese rätselhaften und verführerischen Arbeiten dienen dadurch als Belege für die undurchsichtige und komplizierte Maschinerie unserer Wirklichkeit.

Die Ausstellung baut darauf auf, Recherchen und Dokumente in Kunstwerke zu übersetzen. Diese auch von zeitgenössischen aufstrebenden und etablierten Künstler_innen übernommenen Praktiken gehen auf die Werke von Hans Haacke, Mark Lombardi und Harun Farocki zurück – einige der künstlerischen Pionier_innen, die sich für die Entschlüsselung komplexer Machtsysteme und deren Vermittlung durch klare künstlerische Formen eingesetzt haben.

Die Schaffung von Kunstwerken des Evidentiary Realism ist der Realismus der heutigen Welt, welche versucht, sich selbst zu kontrollieren, vorherzusagen und zu quantifizieren. Künstler_innen des Evidentiary Realism untersuchen derartige Komplexität, um durch überzeugende Kunstwerke zu verurteilen, zu dokumentieren und zu informieren, indem sie einer dokumentarischen und investigativen Kunstpraxis Gestalt verleihen.