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Das Projekt „Exploring Party“ geht der Geschichte der Party als experimentellem künstlerischem Format nach. Ausstellung, Vorträge, eine Grafikinstallation und drei multimediale Live-Performances bieten Auseinandersetzung und Reflexion zum Thema Party als Kunst. Eine besondere Rolle spielt dabei die Musikvisualisierung per Video.

1966 fasste Andy Warhol mit seinem Projekt „Exploding Plastic Inevitable“ die damaligen popkulturellen Tendenzen zusammen: Mehrfachprojektionen mit Dia und Film, Lichtinszenierung, Zuschauer als bewegte Leinwände, Tänzer, performative Aktion, Musik – Warhol konstruierte damit ein multimediales Zwitterereignis zwischen Kunst und Party.

Dass Parties zu Kunst transformiert werden können, ist beispielsweise schon bei Maya Derens filmischen Experimenten wie „Ritual in Transfigured Time“ (1946) zu erkennen und ist seitdem immer wieder, vor allem filmisch, fortgeführt worden, u.a. mit Sam Tayler-Woods „Third Party“ (1999). Seit längerem also wird die Party als experimenteller Kunstraum erkannt und genutzt. Sie kann als Format für experimentelle Energien gelten – was die Veranstaltung „Exploring Party“ vorführen und thematisieren möchte. Hierbei erscheint die Party nicht als Beiwerk einer Kunstveranstaltung, sondern sie wird in ihrer historischen und aktuellen Bedeutung für die Kunstproduktion untersucht.

Mit drei multimedialen Live-Performances wird erstmals die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Party via Musik, VJs (Videojockeys), Tanz und Graphik bzw. Motion Graphic direkt in den Räumen einer Kunstinstitution in den Mittelpunkt gestellt. Visual Music, jene von Musikern und VJs umgesetzte audiovisuelle Performance, die, vom Club- und Partykontext kommend, inzwischen in die Vor- und Seitenräume von Kunstinstitutionen Eingang gefunden hat, soll den Kernpunkt der Live-Veranstaltungen bilden.

Dies geschieht u.a. mit einem eigens für „Exploring Party“ entwickelten audiovisuellen Live-Set von Modeselektor (Musik) und Pfadfinderei (Visuals), die bereits mit ihrer Labland-Show u.a. im Centre Georges Pompidou (Paris) und der Volksbühne (Berlin) zu sehen und hören waren, sowie mit einem eigens für „Exploring Party“ entwickelten audiovisuellen Live-Set von Yvette Klein (Video) und Christian Jamin (Video) mit Dominik Eulberg (Musik) und Triple R (Musik). Matthias Siegert (Video) ist nicht nur für die Motion Graphic zu den Live-Performances verantwortlich, zusammen mit Inverse Cinematics (Musik) gestaltet er ein audiovisuelles Live-Set mit Party-Footage und den graphischen Elementen von s&f. Ergänzt werden die multimedialen Inszenierungen durch eine Ausstellung und Screenings mit exemplarischen filmischen Arbeiten zum Thema Party als Kunst sowie durch Vorträge und einen Informationsbereich.

Hauptbezugspunkt für das Thema „Party als Kunst“ ist Andy Warhols EPI. Dieses zentriert sich um zwei wesentliche Ideen: die Akkumulation von Medien und die Verschränkung von Medien – beides auf neue Art und Weise. Da bereits die Besucher des EPI von dem geballten Medieneinsatz teilweise überfordert waren und den Eindruck hatten, einem medialen Overkill ausgesetzt zu sein, erscheint die zweite Idee, die Verschränkung von Medien, verfolgenswerter. Genau hier setzt Exploring Party an, vor allem mit den drei Live-Performances. Diese gehen der Frage nach, wie sich heute, unter den Bedingungen des digitalen Echtzeit-Produzierens und der digitalen Verknüpfbarkeit, eine neuartige Verschränkung von Medien realisieren lassen kann. Das geschieht am ehesten im Bereich der Visual Music. Denn dort sind neue Möglichkeiten audiovisueller Verschränkungen lokalisierbar und werden experimentell erprobt. Visual Music als aktuelle ästhetische Praxis kommt vornehmlich aus dem Club- und Partykontext. Dort wurde sie jedenfalls nach Versuchen bei der frühen Film-Avantgarde und dem Expanded Cinema entscheidend weiterentwickelt, um Tanzmusik mit einer adäquaten Visualisierung zu begleiten – was wiederum bereits Warhol mit seinem EPI ein Anliegen gewesen ist. Warhol war es dann auch, der, mit dem EPI den experimentellen Frei-Raum der Party nutzend, künstlerischen Fragestellungen im Party-Kontext nachging – und dabei die Party zum Kunstereignis wendete. Party als Kunst: hier schließt sich der Kreis, der medienhistorische und medienaktuelle Fragen, Statusfragen von Kunst sowie den Versuch enthält, eine Lösung dieser Fragen jenseits der üblichen Ausstellungs- und Präsentationsformate zu bekommen. Deswegen ist „Party als Kunst“ nicht nur – reflexiv – Thema von Exploring Party, sondern wird „Party als Kunst“ mit den Live-Veranstaltungen auch performativ realisiert.

Exploring Party wird gefördert von: Landesstiftung Baden-Württemberg, MFG Filmförderung Baden-Württemberg, Medienteam der Landeshauptstadt Stuttgart, Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart, Stiftung Landesbank Baden-Württemberg, Schwedische Botschaft, Audi Zentrum Stuttgart, Prolab Stuttgart, afri cola, Haller Löwenbräu, Smirnoff Ice sowie Rilling Sekt. Elektroakustische Unterstützung: f.concept – licht + tontechnik (www.f-concept.de). Medienpartner: Lift Stuttgart und re.flect.

Weitere Informationen:

www.modeselektor.com - Modeselektor www.pfadfinderei.com - Die Pfadfinderei www.dominik-eulberg.de - Dominik Eulberg www.traumschallplatten.de - Riley Reinhold aka Triple R www.traumschallplatten.de/videos.html - Yvette Klein www.videoplus.ch - Christian Jamin www.pulver-rec.com - Inverse Cinematics www.vonm.de - Matthias Siegert

Exploring Party ist Teil des zweijährigen Projekts „Visual Music“ (2007-2008) der Medienkunstgalerie fluctuating images e.V. und wird gefördert von der Landesstiftung Baden-Württemberg.

Hinweis: zeitgleich während „Exploring Party“ findet die Sammlungspräsentation „Andy Warhol und die Minimal Art“ (28.04.2007 - 29.07.2007) in der Staatsgalerie Stuttgart statt sowie der KunstKlub der Staatsgalerie Stuttgart am 07.06.2007 (19.00 Uhr) mit dem Thema „Im Fokus: Andy Warhol“ und mit einer musikalischen Preview von fluctuating images zu „Exploring Party“. Vgl. www.staatsgalerie.de

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Exploring Party – Party als Kunst. Von Warhols EPI bis heute
Live-Performances, Grafikinstallation, Ausstellung, Screening, Vorträge
Ein Projekt von: fluctuating images, Stuttgart
In Kooperation mit: Württembergischer Kunstverein Stuttgart
KuratorInnen: Holger Lund / Cornelia Lund

mit Maya Deren, Anja Füsti, Robert Heel, Alexandra Mahnke, Jonas Mekas, Ronald Nameth, Aleksandar Nesic, The Light Surgeons , Charles Wilp ...