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Der deutsche Expressionismus gehört zu den Phänomenen der Kunstgeschichte, die international gefeiert werden. Dabei erlebt vor allem auch die Druckgrafik einen neuen Höhepunkt. Das Horst-Janssen-Museum beschäftigt sich mit den wichtigsten Werken der Expressionisten auf Papier und präsentiert eine Ausstellung mit Werken von Max Beckmann, Otto Dix, Conrad Felixmüller, George Grosz, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Käthe Kollwitz, August Macke, Ludwig Meidner, Emil Nolde, Max Pechstein und Christian Rohlfs.

Unter dem Titel „Expressionismus – Auftakt zur Modernde in der Großstadt“ werden Stadtansichten, Lokale und Bars, Zoos und Zirkusmanegen, Ladenpassagen und Flaniermeilen, aber auch Arbeiterviertel und Kriegszerstörung gezeigt.

Der Expressionismus als künstlerische Strömung wird neben stilistischen Merkmalen auch von der spezifischen Sichtweise der um 1880 Geborenen auf die gesellschaftliche Situation am Anfang des 20. Jahrhunderts geprägt: Einerseits bestimmt die Sehnsucht nach der Natur und natürlichen Lebensformen, andererseits die Industrialisierung das Lebensgefühl; Kriegsahnungen und auch Kriegsbegeisterung finden sich neben Friedenssehnsucht und Verbrüderungsvisionen. Meist von schwärmerischem und pathetischem Impetus getragen. In einzelnen Themengruppen wie „Großstadtvergnügen und Nachtleben“, „Industrialisierung und Fortschritt“, „Elend und Not“ und „Lebensgefühl und Zeitgeist“ werden in der Ausstellung die wichtigsten Facetten der Metropole in der Bildenden Kunst vorgestellt.

Im Mittelpunkt der Ausstellung im Horst-Janssen-Museum steht die Großstadt Berlin. Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938) zeigt in seinen Straßenszenen modisch gekleidete Kokotten, denen er mit spitzen Winkeln und lang gestreckten Körperformen eine elegante Silhouette verleiht. Er und Erich Heckel (1883 – 1970) zeigen mit ihren Tänzerinnen, Varieté-Künstler und Artisten die hedonistische Seite der Großstadt. Die Hektik in der Metropole, die nächtlichen Vergnügungen, Erotik und Sinneslust sind ihre Themen ab 1911. In den Ladenpassagen von August Macke (1887 – 1914) flanieren Herren und Damen in harmonischen Farben und bestaunen die Auslagen der Geschäfte. Zoo und Gärten werden als Idyllen dargestellt. Farben und Formen ergeben eine ausgewogene Komposition auf dem Aquarellpapier.

Ganz anders die Großstadtbilder von Ludwig Meidner (1884 – 1966), Otto Dix (1891 – 1969) und Conrad Felixmüller (1897 – 1977). Ludwig Meidner ist derjenige, der regelrechte Visionen vom nahenden Kriegsgeschehen auf seine Blätter bannte. Seine „betrunkenen Straßen“ in schwarzer Kreide mit ihren stürzenden Linien sind bereits apokalyptisch gestimmt, und es scheint, als ob er auch Explosionen und Bombentrichter visualisiert. Otto Dix und Conrad Felixmüller gründen zusammen mit anderen Künstlern in Dresden die „Gruppe 1919“. Dix stellt mit spitzem Stift die benachteiligten Figuren am Rande der Gesellschaft, wie Dirnen und Kriegskrüppel dar. Dabei schildert er akribisch und mit einer gewissen Lust die Details von Hässlichkeit, Alter und Krankheit. Conrad Felixmüller zeigt mit den kraftvollen Linien seiner Holzschnitte Alltagsszenen der arbeitenden Bevölkerung, wobei er sozialkritisch auf die Bedingungen der Arbeiter eingeht.

Max Beckmann (1884 – 1950) lebte von 1904 bis 1914, bevor er zum 1. Weltkrieg eingezogen wurde, in Berlin. Von ihm wird unter anderem die wichtige Mappe „Die Hölle“ von 1919 zu sehen sein. Die Lithografien schildern Kriegsversehrte im Schein der Straßenlaternen, die Ermordung Rosa Luxemburg. Gewalt und Hunger im häuslichen Kontext, Demagogie und militärische Aktionen auf der Straße. Angekündigt als „großes Spektakel in 10 Bildern“ zeigt er in verschachtelten Bildräumen dicht gedrängte Menschenansammlungen, von denen man erst auf den zweiten Blick erkennt, ob es sich um eine Tanzgesellschaft oder eine Folterszene handelt. Erschreckend und beängstigend werden beide Motive dargestellt.

Käthe Kollwitz (1867 – 1945) beschäftigt sich ebenfalls mit den Missständen wie Verelendung, Arbeitslosigkeit, Hunger, und Kriegswitwen und –waisen in Berlin. Sie bedient sich einer realistischen Darstellungsweise und schildert die ärmlichen Verhältnisse und die soziale Not dabei auf eindringlichste Art.

„Expressionismus – Auftakt zur Moderne“ ist ein neues Kulturprojekt in Oldenburg. In der Zeit vom 31. August bis 16. November 2008 wird mit drei Kunst- und Literatur-Ausstellungen, Theateraufführungen und Kinofilmen der deutsche Expressionismus in seinen Facetten gezeigt. Anlass des Oldenburger Expressionismus-Projektes ist die im Jahr 1908 im Augusteum in Oldenburg stattgefundene, erste große Brücke-Ausstellung mit Werken von Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel, die für die Kunstentwicklung in der Region und für die Geschichte des Expressionismus große Bedeutung gewonnen hat.

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Expressionismus
Auftakt zur Moderne in der Großstadt

Künstler: Max Beckmann, Otto Dix, Conrad Felixmüller, George Grosz, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Käthe Kollwitz, August Macke, Ludwig Meidner, Emil Nolde, Max Pechstein, Christian Rohlfs