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Fabian Bechtles und Leon Kahanes Ausstellung Republic of Boxes bringt Arbeiten der beiden Künstler zusammen, die sich um Kontrolle, Flexibilität und Transparenz im Kontext aktueller Arbeitswelten ranken. Die Umgebung, in der heute gearbeitet wird, erscheint als uniformes Set, konstruiert aus normierten Daten und Modulen. Die Box dient dabei als Sinnbild für die (mobile) Umgebung des heutigen Angestellten, darüber hinaus aber auch als visuelles Konstruktionselement, eine dreidimensionale Version eines aus Pixeln gebauten Bildes.

Die Künstler nähern sich diesen Arbeitswelten aus sehr verschiedenen Perspektiven. Leon Kahane präsentiert eine Reihe von Objekten und Bildern. Die Arbeiten lösen verschiedene, allgemeingültigere Aspekte seiner letzten beiden Videoarbeiten, die in Hong Kong entstanden sind und sich mit den dortigen Arbeitsbedingungen beschäftigen, aus dem konkreten Kontext der Metropole heraus. Zum einen zeigt der Künstler Objekte, auf die er Textfragmente aus den Videos überträgt. Die Textzitate beruhen auf Forderungen philippinischer Hausmädchen, vorgebracht auf einer Demonstration für bessere Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen, oder Popsongs von Sängerinnen wie Beyoncé Knowles und Celine Dion, die eben diese Frauen performen bzw. re-enacten. Daneben zeigt Kahane eine Wandarbeit, ein minimalistisches Arrangement von Boxen, auf die er Icons der Arbeitswerkzeuge des Animationsprogramms Cinema 4D übertragen hat und die er 3D animierten Büroansichten der Firma Herman Miller gegenüberstellt.

Fabian Bechtles Beitrag legt den Schwerpunkt auf eine sehr spezielle Form bzw. physisch- konkrete Ausformung von Daten. Der Künstler beschäftigte sich dafür mit dem Prozess und Endprodukt der physischen Vernichtung von sogenannten sensiblen Daten. Die Zerstörung steht am Ende einer langen unübersichtlichen Kette (interner) Daten-Übermittlung. Bechtle dokumentierte diesen Prozess u.a. bei der Firma Reisswolf, einer von Europas größten Anbietern von Office-Waste-Lösungen, Akten- und Datenträgervernichtung. Unter dem Slogan secret.service werden die zunächst in Sicherheitscontainern gesammelten „Büroabfälle“ unter höchsten Sicherheitsstandards zu tonnenschweren Blöcken aus geschredderten Akten gepresst. Den in den Verarbeitungshallen anfallenden (Daten-)Staub verdichtet die Firma zu Objekten, die in ihrer Form in etwa an Bohrkerne erinnern. Die skulpturale Form und Ästhetik dieser Datenobjekte ist es, die den Künstler interessiert. In seiner Videoarbeit unternimmt er den Versuch, diese wieder lesbar zu machen.

Leon Kahane (* 1985 in Berlin) lebt und arbeitet in Berlin. Seit 2010 studiert Kahane an der Universität der Künste in Berlin. Seine Arbeiten wurden in Gruppenausstellungen gezeigt wie u.a. "Desertmed", NGBK, Berlin, 2012; "Die Welt ist jetzt stabil", Galerie Alexander Levy, Berlin, 2013; "Seen by", Museum für Photographie, Berlin, 2013; „55. Oktober Salon“, Belgrade City Museum, Belgrad, 2014.

Fabian Bechtle (* 1980 in Berlin) lebt und arbeitet in Berlin und Leipzig. Bechtle studierte Bildende Kunst in Leipzig und Lyon. Von 2009-2001 arbeitete er als Assistent für den Fotografen und Filmemacher Armin Linke. Zur Zeit ist er künstlerischer Mitarbeiter für Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig. Seine Arbeit wurde in Institutionen gezeigt wie u.a. Museum für zeitgenössische Kunst, Belgrad, 2012; NGBK, Berlin, 2012; Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 2013; Fabbrica del Vapore, Mailand, 2014; Museum für Jugoslawische Geschichte, Belgrad, 2014.

Die Ausstellung ist Teil von Vorspiel 2015, ein Veranstaltungsprogramm im Rahmen der transmediale und des CTM, Berlin.