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Das Werk von Hybert sucht sich in Kategorien bzw. deren griffigen Kurzformen zu systematisieren. Es gibt Prothesen, Monster, Prefigurationen einer „Peinture homeopathique“, Prototypen, Tische, Dekore, Übertragungen (traductions). Als Gehhilfen der Wissenschaft betrachtet, verlieren seine Hierarchien ihre ordnende Funktion, da sie nicht die Welt zeigen, wie sie ist, sondern wie sie sich selbst als „Objets de desires“ aus ihren Schalen stemmt.

Dimensionen der Fassbarkeit sind daher weder Raum noch Größe, weder Kern noch Wesen. Die Begriffe leben im Wechsel der ihnen zuerkannten Bedürfnisse „... montée pour la cont-emplation“. Hybert liebt die Supervision einer von innen nach außen umkehrbaren Zivilisation, in der die Anatomie des Menschen zur Antinomie seiner (geheimen) Wünsche wird. Erfüllbar werden sie im Spiel, in der Option auf Verwandlung vom Zweck zur Lust, vom Warenwert zur Kunst. Die bevorzugte Farbe Grün gießt darüber das geheime Laster der Natur. Hybert begnügt sich seinerseits nicht mit der Observation seiner Träume. Er liefert einen kommerziellen Kanal, in dem jeder mitschwimmen kann. Er gründet U.R. als Gesellschaft unbeschränkter Haftung und generiert Prototypen in Handarbeit, die als „Bouchon d'amour“ (Liebesstau) oder „Haut auf Probe“ in den Regalen liegen. Das Wühlen des Kunden ist ganzheitliche Selbstbefriedigung, doch auch das tatsächliche Geschäft zu moderaten Preisen ist durchaus keine Fiktion. Die Rolle des Sex als Triebstoff im SSV oder in der Metamorphose des Kunsthandels von Sotheby zum Supermarkt ist freigiebig einkalkuliert. Hybert begnügt sich nicht mit den Vorstellungen. Er will vom Publikum auch eine Entscheidung, zumindest ein Zuspiel!

Es war für die Veranstalter ein sichtliches Vergnügen, dem Alleingesellschafter von U.R., Hybert, in der Erfinderstadt des „Doppel-M“, der weltweit ersten Muster-Messe, eine Niederlassung auf Zeit anzubieten.

In Leipzig wird im April 1997 die „Produktpalette“ aller bis dahin auf „Werkausstellungen“ (Lüneburg, Löwen, Middelburg, Rochechouart) entstandenen „Prototypes d'objets en fonctionnement“ zusammengetragen. Man geht von 100 Objekten aus. Sie präsentieren sich als Muster. Jeder „Prototyp“ wird über ein Videotape vorgestellt und eingeführt. Hinzu kommt ein Erfinderservice. Vorträge von Wissenschaftlern und Geschäftsleuten sollen über Gebrauch und Umgang unterrichten und über die Sinnkrise von Kunst- und Warenwelt im P.O.F. debattieren. Damit wird „TESTOO & MUSTER“ zum work in progress, an dem Hybert permanent teilnimmt, Gesprächskreise entwickelt und in der Stadt Produktionsformen für die P.O.F.'s eruiert.

Untergrundmessehaus Leipzig

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Fabrice Hybert
Testoo® Muster
Kuratoren: Julie Heintz, Diethelm Stoller, Klaus Werner, Jan Winkelmann