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Provinzial – Engagement im Rheinland für zeitgenössische Kunst ist eine 2005 begründete und auf fünf Jahre angelegte Partnerschaft mit ausgewählten Museen im Rheinland. Mit ihr dokumentiert die Provinzial ihr kulturelles Engagement in der Region, der sie sich traditionell verpflichtet fühlt und welche sie nachhaltig als eine der bedeutendsten Kulturregionen Deutschlands ins Blickfeld rücken möchte. Durch das Engagement der Provinzial entstehen in insgesamt zehn Museen vielfältige Ausstellungsprojekte, die neben einer fokussierten Auswahl aus der zeitgenössischen Kunstsammlung des Unternehmens vor allem jungen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit bieten, neue Werke für ausgewählte Räume dieser Museen zu schaffen, die dauerhaft in den Sammlungsbestand dieser Häuser eingehen.

Nach dem Museum Abteiberg in Mönchengladbach, dem Leopold-Hoesch-Museum in Düren, dem Kunstmuseum in Bonn, dem Ludwig Forum in Aachen, der Europäischen Kunstakademie in Trier, dem Wilhelm Lehmbruck Museum, dem Museum Kurhaus Kleve und dem Museum Morsbroich in Leverkusen zeigt nun das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr als neuntes Ausstellungshaus in dieser Reihe die Ausstellung Fabula Temporaria sowie Semper Mi, eine Einzelpräsentation des Förderkünstlers Uwe Henneken, dessen gleichnamiges Gemälde als Dauerleihgabe im Museum verbleibt.

Fabula Temporaria In der Ausstellung steht der Mensch im Vordergrund und glänzt zugleich durch Abwesenheit. An diese Feststellung schließt sich die Frage an, was den Menschen ausmacht. Damit ist jedoch weniger die philosophische Betrachtung der Seele gemeint als vielmehr das humane Geschöpf inmitten seiner historischen, politischen und sozio-kulturellen Umgebung, wenngleich diese untrennbar mit seiner Weltsicht und inneren Empfindung verknüpft ist. Im Fokus steht die Reaktion des Menschen auf seine Umgebung. Der ambivalente Drang zu erobern und zu beherrschen wird stets begleitet von der häufig unerfüllten Sehnsucht, Dinge von Dauer zu schaffen und steht damit im Gegensatz zu der eigenen Sterblichkeit. Fünf Räume des Museums berichten davon in der Bildersprache von Uwe Henneken (1974 in Paderborn, lebt in Berlin), Maix Mayer (1960 in Leipzig, lebt in Leipzig und Berlin), Dirk Skreber (1961 in Lübeck, lebt in New York) sowie Ugo Rondinone (1963 in Brunnen/Schweiz, lebt in New York) im Dialog mit Max Ernst (*1881 in Brühl bei Köln, +1976 in Paris). Künstler, deren Repertoire von hochpolitischen Genres bis hin zu klassischen kunsthistorischen Themen wie Eros und Thanatos reicht. Die Fabula Temporaria erzählt eine Geschichte, die den inneren und äußeren Umständen ihrer Verbildlichung angepasst ist, und schlägt zugleich einen Bogen von frühen Arbeiten aus der Unternehmenssammlung bis hin jüngsten Werken der Sammlungskünstler.

Den zentralen Punkt der mentalen und visuellen (Zeit-) Reise, deren reale Fakten immer wieder ins Märchenhafte gleiten, stellen die Arbeiten des Förderkünstlers Uwe Henneken dar. Mit seiner überbordenden Farbpalette kreiert er Landschaften, die offenkundig Zitate von Meisterwerken der Kunstgeschichte darstellen und bevölkert diese mit literarischen Gestalten wie Chamissos Schlemihl. Er verkaufte zugunsten ewigen Reichtums und um den Preis der gesellschaftlichen Ächtung seinen Schatten. Diese romantische Figur verkörpert das ewige Streben nach Reichtümern, die als Grundstock für Glück und Macht bewertet werden und Herrschaftsansprüche vermeintlich rechtfertigen. Semper Mi, folgert der Berliner Künstler mit seiner eigens für die Präsentation geschaffenen Arbeit. Die Abwandlung des lateinischen, von den US-Marines verwendeten Mottos "semper fi/delis" (ewig treu) wird bei Henneken zur ewigen Wanderschaft, einem "semper mi/grans" und thematisiert gleichzeitig den Aspekt und Verlust der Heimat sowie der kulturellen Identität.

Wie architektonische Überlegungen zur Identitätsstiftung beitragen, erfährt der Besucher im monografischen Raum des Leipzigers Maix Mayer, dessen Fotografien visionäre Bauwerke im Spiegel der Zeit zeigen. Dirk Skrebers Neuinterpretation des der antiken Mythologie entlehnten Motives Eros und Thanatos ersetzt die göttliche Darstellung durch Modelle von Car Crashs, die sich Stripperinnen gleich um eine phallusartige Stange schmiegen. Huldigt der Surrealist Max Ernst in seinen ersten Frottagezeichnungen dem wundersamen Mikrokosmos der Natur – ihrem Werden, Wachsen und Vergehen –, konfrontiert der Schweizer Ugo Rondinone den Betrachter mit Sehnsuchtsmetaphern.

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Auswahl 9: Fabula Temporaria

Künstler: Uwe Henneken, Maix Mayer, Dirk Skreber, Ugo Rondinone, Max Ernst