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Falke Pisano. The value in mathematics — How do we learn?
mit Luca Frei & Will Holder

Der Badische Kunstverein freut sich mit The value in mathematics — How do we learn? die niederländische Künstlerin Falke Pisano in einer umfangreichen Einzelausstellung präsentieren zu können. Im Zentrum der Ausstellung steht Pisanos aktuelle Werkgruppe The value in mathematics, die erstmalig in Deutschland gezeigt wird. Neben einem neuen, für den Kunstverein produzierten Film, integriert die Ausstellung eine skulpturale Intervention des Schweizer Künstlers Luca Frei, eine Reihe von Lesungen des britischen Typografen Will Holder und ein begleitendes Programm von Gesprächen, die Fragen der Verantwortung von künstlerischen Praktiken, Formen und Methoden des Lernens und der Herausforderung von Multiplizität vertiefen.

Falke Pisanos künstlerische Arbeit entfaltet sich vorrangig in langfristig verfolgten Projekten und Werkensembles, die stetig erweitert und als organisierte Felder der Recherche, Produktion und Reflektion konzipiert werden. In ihren Installationen lotet die Künstlerin den Status von Wissen und Methoden der Wissensvermittlung mithilfe diagrammatischer Strukturen und abstrakter skulpturaler Formen aus.

In ihrer jüngsten Serie von Arbeiten The value in mathematics beschäftigt sich Pisano mit der häufig vernachlässigten Beziehung zwischen Mathematik und Kultur. Anhand von Skulpturen, Texten, Diagrammen und Videos untersucht sie, inwiefern grundlegende Werte der westlichen Kultur wie Fortschritt, Rationalität und Universalität unser Denken über Mathematik geprägt haben. Während einige Arbeiten der Ausstellung den Stellenwert der „Höheren Mathematik“ in Geschichte und Gegenwart diskutieren, untersuchen andere die Möglichkeit der Existenz multipler Formen der Mathematik, die von verschiedenen kulturellen Werten und Praktiken geprägt sind.

The value in mathematics ist in zehn Kapitel gegliedert, die jeweils aus einer Texttafel und einer visuellen, meist skulpturalen Komponente bestehen. Einige der Objekte beziehen sich auf abstrakte Formen des Denkens, während andere auf die konkreten Aktivitäten des Produzierens, Tauschens, Messens, Rechnens oder Navigierens verweisen. Sie machen deutlich, wie Methoden und Praktiken in unter- schiedlichen Kontexten variieren können.

In ihrem neuen Film Wonder Lands in Loxbridge (2016) widmet sich Falke Pisano einer spezifisch europäischen Episode in der Geschichte der „Höheren Mathematik“. Anhand verschiedener Texte — etwa Lewis Carrolls Alice im Wunderland (1865) oder Ludwig Wittgensteins Vorlesungen über die Grundlagen der Mathematik (1939) — untersucht der Film die unterschiedlichen Reaktionen auf Sinn und Un-Sinn in einer Epoche, in der die Grenzen und Möglichkeiten der Mathematik in die Kritik gerieten.

Die Ausstellung The value in mathematics — How do we learn? führt uns Schritt für Schritt entlang der Denkprozesse der Künstlerin, die sich auf die Suche nach einer Antwort auf die Frage „Gibt es mehrere Mathematiken?“ begibt und dabei die Notwendigkeit er- kennt, eigene, kulturell tradierte Denkmuster zu hinterfragen.

Im Anschluss an die Ausstellung erscheint in Kooperation mit The Gallery at REDCAT in Los Angeles/USA und Centre d'art contemporain — La Synagogue de Delme in Delme/Frankreich, eine umfangreiche Publikation.

Kuratiert von Anja Casser

Falke Pisano (geb. in Amsterdam, NL) lebt und arbeitet in São Paulo und Amsterdam. Solo-Ausstellungen: CAC - La synagogue de Delme, Delme (2016); The Gallery at REDCAT, Los Angeles (2015); Praxes, Berlin (2014). Gruppenausstellungen: Sydney Biennale (2016); Istanbul Biennale (2013); Venedig Biennale (2009); Manifesta (2008). Im Jahre 2013 erhielt Pisano den Prix de Rome.