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Ort: Lokremise St. Gallen

Famed: Das sind die aus Leipzig stammenden Künstler Sebastian M. Kretzschmar (1978), Kilian Schellbach (1971) und Jan Thomaneck (*1974). Im Namen des Kollektivs scheint der eigene Nachruhm bereits vorweggenommen. Und so erweisen sich die Künstler als gelehrige Schüler von Andy Warhol, der einmal feststellte, dass im Zeitalter globaler Massenmedien jeder für fünfzehn Minuten Berühmtheit erlangen könne.

Genauso listig wie mit der eigenen Namensgebung geht Famed im eigenen Werk vor und zieht dabei dem Betrachter mit scharfem Witz, aber auch mit konzeptueller Strenge den kunsthistorischen Boden unter den Füssen weg – und zwar stets mit überraschender Leichtigkeit.

Die künstlerischen Eingriffe, Installationen und Videos, mit denen Famed in den vergangenen Jahren an internationalen Grossausstellungen wie 2008 an der Manifesta 7 in Rovereto oder in Einzelausstellungen wie 2010 in der Columbus Art Foundation oder im Museum der bildenden Künste Leipzig prominent hervortrat, sind von unaufdringlicher Qualität. So wenn beispielsweise eine lapidare Fluoreszenzröhre in einem Ausstellungsraum aus der Deckenfassung auf den Boden gefallen scheint. Will I Be Missed? (2007) lautet der schalkhafte Titel.

Mit gekonnter Treffsicherheit verbindet das Kollektiv einen konzeptuellen Anspruch, der die künstlerischen Traditionen der 1960er und 1970er Jahre sowie die Bedingungen der Präsentation von Kunst überhaupt reflektiert, mit subtilen Transformationen und feiner Ironie.

Good News For People Who Love Bad News (2004) – so eine wundervolle Videoarbeit, in der die drei Künstler in Waldarbeitermontur vergeblich versuchen einen Baum zu fällen, d.h. sie schaffen es nicht einmal, die Motorsäge anzulassen. Welch dramatisches Scheitern vor einer romantischen Landschaft mit mächtigem Baum, die einen unmittelbar an die Malerei von Caspar David Friedrich denken lässt.

Hat man sich einmal auf das Schaffen von Famed eingelassen, befindet man sich bereits mitten in den intellektuellen Verrenkungen, in die das Künstlerkollektiv die Betrachter immer wieder mit Lust hinein(ver)führt.

Sebastian M. Kretzschmar, Kilian Schellbach und Jan Thomaneck sind die ersten «Artists in Residence» im neuen Kulturzentrum Lokremise St.Gallen. In der ersten institutionellen Ausstellung in der Schweiz wird Famed unter dem vielversprechenden Titel Vor den Dingen, nach dem Affekt eigens für die Kunstzone eine raumgreifende Installation realisieren.