press release only in german

Mit rund 150 Bildern und Zeichnungen widmet sich die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall einer umfangreichen retrospektiven Betrachtung der Werke des derzeit berühmtesten Künstlers Lateinamerikas, Fernando Botero (*1932).

Der Stil des Kolumbianers ist unverwechselbar. Schon das Frühwerk der fünfziger und frühen sechziger Jahre weist, trotz der formalen Auseinandersetzung mit dem Abstrakten Expressionismus der New Yorker Schule, monströs aufgeblasene Figuren von barocker Körperlichkeit oder Stillleben mit riesigen Früchten auf, die in ihrer provokativen Übersteigerung dennoch eine erstaunliche Leichtigkeit bewahren. Doch die vermeintliche Heiterkeit ist brüchig und seine Kunst immer wieder auch politisch motiviert. Bereits Anfang der 1970er Jahre zeigte er in eher sarkastischen als ironischen Porträts die Größen der damaligen kolumbianischen Militärjunta als große, aufgeblasene, aber gefährliche Kinder im Kreise ihrer Familien.

Aber auch sein übriges Bildpersonal ob Madonnen, Heilige, Huren, Infanten oder Bürgersleute quillt aus allen Hüllen. Denn seine eigentliche Leidenschaft gilt jenen alten Meistern europäischer Provenienz von Giotto, Piero della Francesca, Velázquez bis hin zu Ingres, bei denen er sich in seiner Meinung bestätigt findet, dass figürliche Malerei insbesondere die Vorstellungen von Volumen und Tastbarem zu fördern habe. So hat Botero seine persönliche Kunstgeschichte also gewissermaßen ständig im Gepäck. In seinen Interpretationen dazu beschränkt er sich jedoch grundsätzlich auf Werke, die so berühmt sind, dass sie zum Allgemeingut geworden sind. Erst dieser Umstand gibt ihm in seinen Augen die Freiheit der Paraphrase. Schließlich sollen ihm die jeweils ausgewählten Vorbilder bloß Stichworte liefern, um das unerschöpflich wandelbare Repertoire der Malerei wie in einem Theater aufzuführen.

Sein sichtbarer Blick auf die malerischen Traditionen der Vergangenheit dokumentiert also weder Ausbeutung, noch Mangel an Einbildungskraft, sondern Reibungsflächen und ganz allgemein die Quelle schöpferischer Anregung und Auseinandersetzung. Sie ist ihm buchstäblich ein Spiel bei dem er die Inhalte der Welt und die Regeln, denen sie gehorcht, nach seinen eigenen ästhetischen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten vermag.

Im vergangenen Jahr sorgte Botero für weltweites Aufsehen, als er seinem Unmut und seiner Empörung über die körperliche und psychische Folter, die US-Soldaten im irakischen Gefängnis Abu Ghraib verübten, bildhaft Ausdruck verlieh. Der umfangreiche "Abu Ghraib-Zyklus" ist mit der Präsentation in der Kunsthalle Würth erstmalig in Deutschland zu sehen.

Pressetext

only in german

Fernando Botero in der Kunsthalle Würth