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Ab 2. September 2015 im Mosaiksaal des Albertinums


Fast unscheinbar steht im Mosaiksaal des Albertinums die Intervention „Made in China“ des spanischen Künstlers Fernando Sánchez Castillo (*1970 in Madrid). Zu sehen ist eine Armee von winzigen Figuren. Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass es sich um die gleiche Gestalt handelt – 5.000 Mal reproduziert. Auf der Grundlage eines 3D-Modells wurde sie massenhaft in einer chinesischen Spielzeugfabrik hergestellt.

Die Vorlage für die Figur bot die Fotografie eines als „Tank Man“ international bekannt gewordenen, anonymen jungen Mannes. Die Aufnahme entstand 1989, als in Peking Panzer auffuhren, um die Demokratiebestrebungen der chinesischen Studenten niederzuschlagen. Ein einzelner Mann, eine Tasche in der Hand, seinen Mantel über den Arm gelegt, stellt sich der Panzerkolonne entgegen – und kann sie so für einen Moment aufhalten. Hunderte oder gar Tausende wurden Opfer der blutigen Auseinandersetzungen, die sich um den Platz zum Tor des Himmlischen Friedens manifestierten. In China ist die Veröffentlichung der Fotografie bis heute verboten. Das Schicksal des „Tank Man“ ist nach wie vor ungeklärt. 

Im Albertinum inszeniert Fernando Sánchez Castillo die kleinformatigen Kunststofffiguren zu einer Armee des pazifistischen Widerstands. Die einzelne Figur des „Tank Mans“ ist mit rund acht Zentimeter winzig klein, billig und vielfach reproduziert. In diesem Sinne stellt sie eine Antithese zum klassischen Denkmal dar. 

Fernando Sánchez Castillo gehört zu den bedeutendsten spanischen Künstlern seiner Generation. Bekannt wurde er durch Filme, Skulpturen, Installationen und Performances, in denen er die Wirkmacht von Geschichte und kollektiver Erinnerung untersucht. Mechanismen von Denkmälern, aber auch politische Mythen stehen auf dem Prüfstand und werden in ihrer Funktionsweise enttarnt. War zunächst vor allem der spanische Franquismus Ausgangspunkt seiner Analysen, so widmet er sich zunehmend dem globalen Kontext. Dabei nutzt der Künstler oft konkrete Spuren der Vergangenheit als Ausgangspunkt und Material seiner mitunter humorvollen Transformationen. Als erster Stipendiat der Stiftung „Kunst und Musik für Dresden“ ist Fernando Sánchez Castillo von Juli 2015 bis Januar 2016 in Dresden zu Gast. 

Die Installation „Made in China“ war zunächst bis zum 1. September 2015 im Lichthof des Albertinums zu sehen.