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Kernstück der Ausstellung "Florian Pumhösl – Wachstum und Entwicklung" bilden drei Räume mit Videoarbeiten, die zwischen 2000 und 2002 entstanden sind. Die Installationen "Lac Mantasoa" (2000), "Proposal for a Space with more than one Video Projection" (2001) und "Village, Museum" (2002) dokumentieren charakteristische städtebauliche und architektonische Modernisierungsprojekte in Ost- und Südostafrika seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Perioden der Modernisierung, die hier herausgegriffen werden, stellen in ihrer Gesamtheit Entwicklungen dar, die parallel durchaus auch in westlichen Industrienationen stattfanden, dort aber ganz andere Verläufe genommen haben.

"Lac Mantasoa" ist das Zustandsbild einer Industriestadt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in Madagaskar. "Proposal..." bildet Stadträume in Uganda ab, die während der Kolonisierung durch Großbritannien in der Mitte des 20. Jahrhunderts von dem bedeutenden Vertreter deutscher Architektur der Moderne, Ernst May, gestaltet wurden. "Village, Museum" untersucht die sozialistischen Initiativen im postkolonialen Tansania unter Julius Nyerere ab den 1970er Jahren. Allen Etappen von Pumhösls videografisch-architektonischer Erzählung ist gemein, dass sie sich als alternative, nicht narrative Notationen von historischen Vorgängen begreifen; erzählt wird über Visualität und Raum. Dennoch kann der Kern dieser Erzählungen auch als Folge politischer Prozesse gelesen werden.

An Florian Pumhösls Arbeiten über den Verlauf und die Struktur von Modernisierungen ist bezeichnend, dass sie eine auf Recherche gründende, dokumentarische Praxis nicht als Gegensatz zu ästhetischer Produktion oder visueller Grammatik verstehen. Den Strukturen und Ideenbildungen, die in letzter Konsequenz auch die Paradigmen des Städtebaus und der Massenmedien grundlegend veränderten, gilt seine Aufmerksamkeit.

Die Ausstellung "Wachstum und Entwicklung", die Arbeiten aus den letzten vier Jahren versammelt, lotet folglich jene Räume aus, die zwischen den Formaten, Formen und Historisierungen von Modernisierungen stehen. Sie veranschaulicht Verknüpfungen zwischen sozialen und ästhetischen Formationen sowie die Unvereinbarkeit von Archiv und Gegenwart, Effektivität und Repräsentation. Pressetext

Florian Pumhösl, geboren 1971, lebt und arbeitet in Wien.

Katalog Florian Pumhösl, Wachstum und Entwicklung Hg. Galerie im Taxispalais Beiträge von Silvia Eiblmayr, Florian Pumhösl, Juliane Rebentisch, Georg Schöllhammer (dt./engl) Revolver – Archiv für aktuelle Kunst, Frankfurt a. Main 2004 95 Seiten, 13 Abb. Pressetext

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Florian Pumhösl - Wachstum und Entwicklung