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„Fragile Monumente“ vereint sechs junge in der Schweiz lebende Künstler, die sich in ihrer Arbeit auf ganz unterschiedliche Weise mit Fragen des Monumentalen und Anti-Monumentalen, sowie mit der Fragilität des künstlerischen Mediums an sich beschäftigen. Der Begriff „Monument“ wird dabei sowohl im eigentlichen wie auch im übertragenen Sinne verwendet. Es geht um die Dekonstruktion und Neukonstruktion von Narrationen, um einen erweiterten Skulpturbegriff, sowie um das Ephemere und Unmonumentale als künstlerische Strategie.

Stefan Burgers (1977) Filminstallation „Analoges Monument“ exemplifiziert den Ausstellungstitel gleich in mehrfacher Hinsicht: der 16-mm Film zeigt den Abbruch der Agfa-Filmwerke in München. Der antiquarische Filmprojektor, versehen mit einem rotierenden Werbe-Regenschirm der Firma Ilford, wird zum analogen Denkmal des vom Aussterben bedrohten fragilen fotografischen Mediums Film – und ist gleichzeitig kinetische Skulptur. Davide Cascio (1976) beschäftigt sich in seinen Collagen und Rauminstallationen mit den Utopien der Moderne und ihrer möglichen Transformation. Seine fantastischen architektonischen und urbanen Szenarios fungieren als formale Denkpartituren, die, inspiriert von den Theorien Yona Friedmans, der Ordnung des Unplanbaren, Anti-Monumentalen, und Anti-Ideologischen folgen. Aurélien Gamboni (1979) bezieht sich in seiner Arbeit unter anderem auf die Schlussszene des Kultfilms „The Usual Suspects,“ wo eine zerberstende Kaffeetasse (vom Künstler als Keramikskulptur nachgebildet) zum Symbol des Auseinanderbrechens des gesamten narrativen Konstrukts wird. In seinen kombinierten Zeichnungen verbindet Gamboni Fragmente kulturhistorischer Ereignisse, Figuren und Narrationen zu immer neuen intellektuellen Bezugssystemen. Basim Magdy (1977) parodiert in seinen Zeichnungen, Collagen und Installationen humorvoll die Absurdität der in den Medien repräsentierten Ideologien und Paranoia. „What goes up must come down“ zeigt ein Denkmal, das an der Stelle errichtet wurde, an der der russische Kosmonaut Yuri Gagarin, der erste Mann, der das Weltall und seine Möglichkeiten erschloss, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, während er zum Kampfpiloten ausgebildet wurde. Kilian Rüthemann (1979) unternimmt meist direkte Interventionen im Innen- oder Aussenraum und arbeitet bevorzugt mit „kunstfremden“ Materialien, wobei er sich auf die Minimal-, Land- oder Process Art bezieht. Die gezeigte Computercollage stellt einen virtuellen Eingriff in eine Landschaft dar, welcher wie der tatsächliche, (de-)konstruktivistische Eingriff in den Parkettboden der Galerie als präzise Platzierung zu lesen ist, die sowohl den Ort als auch den Skulpturbegriff befragt. Hagar Schmidhalter (1968) recycelt Bildmaterial aus Büchern und Magazinen, das sie nachzeichnet, fragmentiert, oder teilweise auch gänzlich übermalt. Sie arbeitet dabei subtil mit Leerstellen und unterschiedlichen Oberflächenbehandlungen. Das gezeigte Wandobjekt besteht aus gefalzten, mehrfach mit schwarzer Acryl- und Lackfarbe übermalten und zusammengeklebten Magazinseiten. Sowohl an monochrome Malerei als auch an minimalistische Skulptur erinnernd, besticht es gerade durch seine mediale Ambiguität und materielle Fragilität.

Eva Scharrer

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fragile monumente
Gruppenausstellung
Kuratorin: Eva Scharrer

Künstler: Stefan Burger, Davide Cascio, Aurelien Gamboni, Basim Magdy, Kilian Rüthemann, Hagar Schmidhalter