artist / participant

press release only in german

Eröffnung Freitag, 12. Oktober 2007 . 19 Uhr C/O Berlin im Postfuhramt in der Oranienburger Straße

Wir möchten Sie bitten diese neuen Termine in Ihren Medien aufzunehmen.

Menschen in neutraler Umgebung - ohne Ausdruck, in entspannter Haltung und unauffälliger Kleidung, den Blick vom Betrachter abgewendet. Was kennzeichnet diese Personen? Woher stammen sie? Was bewegt sie? Wie ein Ermittler sucht der Betrachter nach kleinen, visuellen Merkmalen in den Porträts, um einordnen und interpretieren zu können - jedoch ohne jeden Erfolg. Sein Blick findet keinen Halt an einzelnen, individuellen Attributen oder versteckten Symbolen und Codes, denn diese sind schlicht nicht vorhanden. Er muss an der Oberfläche dieser Fotografien abgleiten. Die Abgebildeten gleichen Akteuren eines Schauspiels ohne Drehbuch. Leer, ohne Rolle, die es auszufüllen gäbe. Hier geschieht nichts, hier wird nichts erzählt. Die sonderbar stillen Fotografien verweisen auf keinen konkreten Ort und keinen bestimmten Moment und lassen den Betrachter irritiert zurück. Er sieht allein Bilder von Menschen.

Traditionell wird von einem Porträt erwartet, das Wesen der abzubildenden Person anhand einer charakteristischen Haltung und Umgebung hervorzuheben. Mit seinen Bildern verweigert Frank Höhle die Erfüllung dieser Erwartung. Indem er das Porträt streng formal konstruiert, indem er den für die Fotografie charakteristischen Überfluss an Zeichen weitestgehend zurücknimmt, dekonstruiert er zu gleich die Bedingung des Porträts als historisches Sujet. Was bleibt, ist der Bezug oder Verweis auf jemand Real-Existierenden außerhalb des Bildes. Denn aus dieser expliziten Referentialität bezieht das Portrait seine Autorität, seine Präsenz und Glaubwürdigkeit, in der Fotografie mehr noch als in der Malerei. In der Porträtserie “Ich möchte lieber nicht” geht Frank Höhle der Frage der Eindeutigkeit eines fotografischen Abbildes und seiner möglichen Interpretation nach und thematisiert auf spezifische Weise die kunstimmanente Frage nach dem Verhältnis von Abbild und Bild. Dabei gibt es für ihn nicht das eine gültige Bildnis

Frank Höhle, geboren 1975 in Leipzig, studierte von 1997 bis 2005 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Ab 2000 besuchte er die Klasse von Prof. Timm Rautert, dessen Meisterschüler er seit 2005 ist. Frank Höhle lebt und arbeitet in Leipzig.

Im Katalog zur Ausstellung setzt sich Thilo Scheffler, der an der Universität Leipzig Kulturwissenschaften, Kunstgeschichte und Medienwissenschaften studiert hat, mit den Fotografien von Frank Höhle kritisch auseinander. Der Katalog erscheint im Deutschen Kunstverlag.

only in german

Talents 09 . Ich möchte lieber nicht
Frank Höhle / Thilo Scheffler