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Das Haus am Waldsee freut sich, mit Frank Nitsche (*1964 Görlitz) einen der bedeutendsten deutschen Maler der Gegenwart erstmals in einer institutionellen Ausstellung in Berlin vorstellen zu können. „Nitsche ist ein abstrakter Experte für Bildinhalte, die man dem Bild gern ersparen möchte“ schreibt Gerrit Gohlke in einer Monografie, die 2006 in Köln über das bisherige Werk von Frank Nitsche erschienen ist. Und weiter: „Er arbeitet mit dem genetischen Material der Bilder, als würde er ihren Quellcode knacken.“

Auf seinen großformatigen Leinwänden sorgt Nitsche für die Kollision von Organischem und Künstlichem. Seine Abstraktionen in kräftigen Grau- und zarten Pastelltönen wirken artifiziell und bewegt als wären sie aus CAD-Scans gefiltert oder von 3D-Renderings abgeschöpft. Linien- und Kurvenkonstrukte bilden absurde Handlungsräume, die vor neutralem Hintergrund ins Nichts führen. Sie nehmen Glas- und Betonwüsten auf und berufen sich auf die wild wuchernde Bildproduktion unserer Medien- und Produktdesign besessenen Gegenwart. Seit über zwanzig Jahren archiviert Nitsche Fotos, die das Künstliche im Inneren unserer Informationsgesellschaft in ihrer ganzen Wucht sichtbar machen. Sie sind Quelle und Speicher seine Bilder: Gebisstransplantationen erscheinen in bisher unveröffentlichten Alben neben verkabelten Neugeborenen, vernichtenden Naturkatastrophen, mikrobiologischen Blicken auf Kleinstlebewesen und offenen Möglichkeitsräumen im virtuellen Umfeld.

Grundlage seiner Malerei sind aber auch Gegenstände aus der Alltagswelt wie Getränkedosen, Gummitiere, Stachelbälle, Aufkleber oder Plastikflaschenverschlüsse, die Nitsche in allen Farben und Formen sammelt und türmt. Der in Berlin lebende Maler bannt die aggressive Welt der Werbung in abstrakten Bildräumen. Es gelingt ihm, die absurde Aufwärtsspirale einer sich selbst verkonsummierenden Menschheit, - die technologieversessen und naturfern allen Kontakt zur Schöpfung verloren hat - abstrakt zu fassen und mit einzigartiger Dynamik in rauschhaft verdichtete Malerei zu übersetzen.

„COCKTAILHYBRIDCONCEPT“ zeigt neue Arbeiten von Frank Nitsche, die von Werken aus den letzten zehn Jahren begleitet werden und durch zwei virtuelle Räume des Schweizer Videokünstlers Yves Netzhammer (*1970 Schaffhausen) ergänzt werden.

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Frank Nitsche & Yves Netzhammer
COCKTAILHYBRIDCONCEPT