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Eröffnung: Freitag, 14. Dezember 2007, 19 Uhr

In seinen Performances, Videos und Fotoinstallationen beschäftigt sich der 1971 in Fürstenfeld/Österreich geborene Franz Kapfer mit Symbolen, Monumenten und Ritualen herrschaftlicher Macht aus vergangenen Jahrhunderten, die bis in unsere Gegenwart wirken. Mit einfachen Mitteln ironisiert er gängige Ikonographien durch den Fokus auf Details und demaskiert in theatralischen, filmischen Inszenierungen das Formenvokabular der Machtdarstellung. Oftmals begibt er sich selbst in die Rolle der Protagonisten und tritt in verschiedenen Gesten und Posen körperlicher Überlegenheit in Erscheinung, transformiert diese bis ins Groteske und enthüllt dadurch die Leere und Phrasenhaftigkeit gängiger Machtsymbole. In seinen neuesten Arbeiten setzt Franz Kapfer den Blick auf die Zeit der Türkeneinfälle über Österreich und die unter habsburgischer Regierung stehenden Gebiete am Ende des 17. Jahrhunderts. Der militärische Triumph durch Prinz Eugen und die habsburgischen Heere über den historischen Erzfeind Österreichs - und letztlich des gesamten christlichen Abendlandes - ist in zahlreichen Bildern, Denkmälern und Erzählungen überliefert und dient dem Künstler als Ausgangspunkt seiner aktuellen Werkgruppe „zur Errettung des Christentums“. Franz Kapfer enttarnt Szenen der Machtdarstellung unter dem Deckmantel der Rettung der Menschheit und analysiert die bildlichen Quellen des Kampfes gegen den osmanischen Feind, die bis ins 19. Jahrhundert gerne in repräsentativen Gebäuden als historisierende Bezüge zur Legitimation des christlichen Glaubens verehrt wurden und uns als kunsthistorische Werke erhalten geblieben sind und somit „die Konstruktion eines kollektiven, kulturellen und national en Geschichtsbewusstseins bilden“ – wie Karl Klambauer in seinem Essay zum Erbe des Türkenfeindbildes in Österreich im Bezug auf die Arbeiten Franz Kapfers formuliert.

Speziell für die Kooperation zwischen dem Museum Moderner Kunst Passau und der Galerie im Traklhaus Salzburg untersucht Franz Kapfer in filmischen Aufnahmen die Darstellung des Sieges über die Türken im Jahre 1683 im Rathaussaal von Passau in der sog. „Passauer Vignette“, und das sog. „Türkenstechen“, ein Deckengemälde im Festspielhaus von Salzburg. Kapfer richtet den Blick auf die Überwältigung der osmanischen Macht in Form von Szenen der Demütigung und Unterdrückung türkischer Krieger und den damit verbundenen Sieg des Christentums durch triumphierende Reiter und allegorische Darstellungen des christlichen Glaubens.

Die Ausstellung ist vom 15. Dezember 2007 – 2. März 2008 im MMK Passau und von März – Juni im Traklhaus Salzburg zu sehen. Im Januar 2008 erscheint ein Katalog in Zusammenarbeit beider Institutionen. Als Autor konnte Burghart Schmidt, Professor für Sprache und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, gewonnen werden.

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Franz Kapfer
zur Errettung des Christentums