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Die große Überblicksausstellung „Franz West. Wo ist mein Achter?“ im MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main zeigt erstmals nach dem Tod von Franz West (1947-2012) eine Vielzahl seiner Skulpturen, Collagen und großformatigen Rauminstallationen. Die Präsentation wurde in Zusammenarbeit mit dem mumok Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien realisiert.
 Franz West, der als der international erfolgreichste Gegenwartskünstler Österreichs gilt, hat die Ausstellung noch vor seinem Tod selbst initiiert und mit viel Enthusiasmus mitentwickelt.

Der Künstler hatte seit vielen Jahren eine sehr enge Verbindung zu Frankfurt am Main, wo er 1979 in der Galerie "forme" des Künstlers und Galeristen Wegner seine erste Ausstellung außerhalb Österreichs hatte. Ende der 1980er Jahre folge eine wichtige Ausstellung im Portikus. Von 1992 bis 1994 hatte West eine Professur an der Frankfurter Städelschule inne. Eine Anzahl herausragender Werke von Franz West befindet sich in der Sammlung des MMK. Arbeiten aus dieser Zeit, die teilweise auch in Kooperation mit Frankfurter Künstlern entstanden sind, gehören zu den Höhepunkten der Ausstellung. Mit Installationen, wie den „Wegener Räumen“, die sich sowohl auf den Frankfurter Galeristen als auch auf den Geowissenschaftler Alfred Wegener beziehen, setzt die Ausstellung im MMK eigene Akzente. Inhaltlich stehen im Zentrum der umfassenden Präsentation im MMK Wests „Kombi-Werke“, Arbeiten, in denen er mehrere und sehr unterschiedliche Einzelstücke zu einem Kunstwerk vereint. Durch die Kombination und Rekombination unterschiedlicher Werkgruppen, wie die sogenannten Passstücke, Möbel, Skulpturen, Videos oder Papierarbeiten aus allen Schaffensperioden gibt die Ausstellung einen Überblick über die Bandbreite seines umfassenden Œuvres. Ebenfalls in diesen Werken enthalten sind Arbeiten befreundeter Künstlerkollegen, darunter Heimo Zobernig, Herbert Brandl, Martin Kippenberger, Michelangelo Pistoletto oder Andreas Reiter Raabe. Die Arbeitsweise von Franz West war grundsätzlich partizipativ angelegt. Mit der aktiven Teilhabe des Betrachters als "Nutzer" seiner Werke veränderte West die Bedeutung der traditionellen Vorstellungen von Künstler und Werk. Erst dadurch, dass die Betrachter Teil des Kunstwerkes werden – indem sie mit ihm hantieren oder es als Sitz- und Liegefläche in Besitz nehmen – waren diese Werke für Franz West vollständig. Die Wahrnehmung eines Werkes wird damit zu einer körperlichen Erfahrung. „Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein“, zitierte Franz West 1988 den von ihm hochgeschätzten Philosophen Ludwig Wittgenstein und sprach damit einen essenziellen Aspekt seiner eigenen künstlerischen Herangehensweise an. Das Prinzip der Kombination und Rekombination entspricht Wests Überzeugung, dass die Bedeutung einer Äußerung oder eines bildsprachlichen Elements nie fix und eindeutig definiert sein kann, sondern sich dem jeweiligen Kontext und dem Gebrauch entsprechend ändert.

In seinen künstlerischen Anfängen wurde West von den Material- und Körperaktionen des Wiener Aktionismus beeinflusst, mit dem er sich Zeitlebens kritisch auseinandergesetzt hat. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er als Student von Bruno Gironcoli an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Wests internationale Künstlerkarriere begann schließlich in den späten 1980er bis 1990er Jahren, als er zu einem der einflussreichsten Plastiker der europäischen Kunstszene wurde. Franz West entwickelte ein sehr eigenständiges Werk, das enorm einflussreich und keiner künstlerischen Strömung zuzuordnen war. Dafür wurde er 2011 auf der Biennale von Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk geehrt, der höchsten Auszeichnung für einen lebenden Künstler.

Der von West gewählte Titel der Ausstellung ist ein weiteres Beispiel seiner Praxis der Kombination und Rekombination: Ausgangspunkt ist eine Gouache aus dem Jahr 2004 mit dem Motiv einer Frau, die nach einer Abmagerungskur ihre viel zu große Hose zeigt. Durch Auslassung des „W“ transformierte der Künstler hier den Titel „Lost Weight“ in „Lost Eight“, um schließlich die titelgebende Frage abzuleiten: Wo ist mein Achter? Die Antwort darauf lässt West offen und eröffnet neuen Spielraum für verschiedene assoziative Anknüpfungspunkte.

Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit mit dem mumok museum moderner kunst stiftung ludwig Wien, wo „Franz West. Wo ist mein Achter“ vom 23. Februar bis 26. Mai 2013 zu sehen ist.