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In den letzten Jahren arbeitete Wendels (Jahrgang 1960) ausschließlich an gegenständlichen doch figurenlosen Bildern. Sie zeigen erleuchtete Fenster und Innenräume bei Nacht oder ganze Haus-, Straßen- oder Landschaftsfluchten im (Kunst)licht. Wendels beschäftigt sich seit jeher mit dem Licht im (meist) urbanen Umfeld. Vor einer umfangreichen Einzelausstellung im Kunstverein Augsburg im Sommer dieses Jahres, zu der auch ein neuer Katalog erscheinen wird (Vorwort Christoph Vitali, Intendant der Kunst- und Ausstellungshalle der BRD), zeigt die Galerie Boisserée anlässlich der Kölner Premieren und der ART COLOGNE neue Arbeiten aus den letzten Jahren.

Auf tiefschwarzen Gründen aus Öl oder Acryl malt und sprüht Wendels monochrome Farbpigmentfelder, die den Bildern auch bei strengem Bau spannende Unschärfe und Vagheit verleihen. Das ist formal, aber auch inhaltlich gemeint. Denn eigentlich bringen Wendels Bilder nur Licht zur Erscheinung. Die Architekturen darin bleiben die gegenständliche schwarze Schattenseite des Scheins. Die Räume, die das Licht erfüllt, sind leer. Sie sind Negativ-Formen, beinahe transzendente Gussformen, die - wie ein Krug - genau da, wo sie leer sind, ihren Sinn haben.

Nachdem in früheren Jahren Weiß die diffundierenden Farbfelder in Wendels Bildern dominierte, sind die neuen Arbeiten teils intensiv koloriert, einige zum Beispiel in intensivem Rot. Sie wirken teilweise wie das Wärmebild einer Infrarotkamera, die für das natürliche Sehen Unsichtbares zur Erscheinung bringt. In das Dazwischen solcher Konnotationen stoßen die Seh-Fluchten von Franziskus Wendels.

Die neuesten Arbeiten bestechen durch die immer fortschreitende Abstraktion und Reduzierung. Eine kleinformatige Leinwand aus 2007 mit dem Titel "Jetzt-gleich-hier" lässt als Sujet nun noch einen kubischen Raum(körper) vermuten. Neu sind auch drei farbige Raumbilder mit Spiegeln, die die Diffusität des Raumes durch die angedeutete Spiegelung noch unterstreichen ("Reflex 1-3" aus dem Jahr 2008). Das Spiel mit unterschiedlich warmen Lichtwerten beinhalten zwei Leinwände aus dem letzten Jahr, die ein Haus in einer kaltweißen, nächtlichen Schneelandschaft zeigen, zu der die einzige im Haus vorhandene warmtonige Lichtquelle einen markanten Kontrapunkt setzt. In Folge der großformatigen Hallenbilder von Wendels mit dem Titel "Orbit" übernimmt ein zum ersten Mal in Köln ausgestelltes 4,50 m breites Triptychon den Mittelpunkt der Ausstellung, tituliert "Nuit Blanche" (Weiße Nacht). Die Arbeit vermittelt die Lichtatmosphäre einer horizontal gestreckten Halle und beeindruckt durch die Kontemplativität der Stimmung in Verbindung mit dem graphisch anmutenden Liniensystem konstruktiver Elemente. In den großformatigen Leinwänden aus der Werkgruppe "Rendezvous" begegnet man beleuchteten, ebenfalls hallenartigen Innenräumen und wird durch den Titel zwangsläufig mit der Emotionalität des Augenblickes konfrontiert, die ein großer anonymer Raum auf den Eintretenden ausüben kann, der kurz vor einer Verabredung steht, deren Ausgang offen ist. Die in ihrer Konsequenz weiterentwickelten Arbeiten Franziskus Wendels reihen sich in Motivik und Stimmung, ihrer Strenge, ihrer Stille und Schlichtheit in den Spannungsbogen der vermeintlich kühlen, realistischen Bilder von Edward Hopper und den meditativen Abstraktionen von Mark Rothko ein.

Obwohl die meisten der neuen Arbeiten eher ruhig und ernst wirken, versteckt sich dahinter ein Künstler voller Vitalität, Geisteswitz und intellektuellem Anspruch - Wendels absolvierte nach einer Bäckerlehre Staatsexamina in Kunst, Theologie und Philosophie. Zwei neue Buchpubikationen des inzwischen 47jährigen Künstlers belegen zudem seinen Humor und sein zeichnerisches Können: "Die Sache mit dem Storch" ist ein Booklet, welches eine (beim Durchblättern) fortlaufende Bildergeschichte erzählt (Verlag Walther König, Köln 2007, Euro 19,80/VZA 180/480 Euro). Ein soeben erschienenes und in der Galerie zu 5 Euro ausliegendes Skizzenbuch mit dem Titel "Paris - Envie" (Paris-Lust) vermittelt eine vielen bis heute unbekannte Seite des Künstlers Franziskus Wendels und erklärt aber gerade so die Quellen und die Grundlagen für sein malerisches Werk.

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Franziskus Wendels - Neue Arbeiten