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Das Bonner Frauenmuseum widersetzt sich dem Trend des bisherigen Ausstellungsreigens zum Ersten Weltkrieg und stellt erstmalig die Aktivitäten von Frauen für und gegen den Krieg in den Mittelpunkt einer Ausstellung (19.4. bis 1.11.2015). Die Kuratorinnen Bettina Bab (Historie) und Marianne Pitzen (Kunst) wählen als Anlass das Jahr 2015, denn vor genau 100 Jahren fand die Internationale Friedenskonferenz sozialistischer Frauen von Bern und der Internationale Frauenfriedenskongress bürgerlicher Frauenrechtlerinnen in Den Haag statt. Mehr als 1000 Repräsentantinnen aus zwölf Staaten nahmen 1915 viele Hürden und polizeiliche Schikanen in Kauf, um gemeinsam über Wege zum Frieden zu diskutieren und Resolutionen zu verfassen. Dieses Engagement von Frauen ist heute in Vergessenheit geraten, wenn über den Ersten Weltkrieg gesprochen wird.

Durch die Werke der Künstlerinnen und das Veranstaltungsprogramm werden die Auswirkungen von Kriegen bis in die heutige Zeit thematisiert. So zeigt die Künstlerinnengruppe "Trümmerfrauen" Arbeiten zur Zeit nach 1945. Homa Emami präsentiert als "Heimatlose" ein "Labor der Zeichen und Dinge" zur aktuellen Krisensituation 2015 im Iran. Marlen Seubert zeigt mit "Projektionsfläche Haut" zeitübergreifend die existentielle Bedrohung der Frauen durch Krieg und Gewalt.

Im historischen Teil wird neben vielen Beispielen aus dem Deutschen Reich auch die internationale Situation präsentiert. Frauen waren in den meisten Ländern sowohl an der "Heimatfront" als auch zum ersten Mal in größerem Umfang hinter der Front am Ersten Weltkrieg beteiligt: Bürgerliche Frauen engagierten sich ehrenamtlich in der Kriegsfürsorge, während Millionen Arbeiterinnen unter großen Gefahren in den Munitionsfabriken arbeiteten. Wie in anderen Berufen mussten Frauen auch in der Landwirtschaft die Männer ersetzen. Unter extremen körperlichen Anstrengungen leisteten sie kriegswichtige Arbeit. In allen Ländern dienten Krankenschwestern in den Lazaretten, in einigen Staaten richteten die Militärs weibliche Hilfsdienste ein. Nicht zu vergessen auch diese Kriegsschande: Prostituierte wurden an der Front eingesetzt, um den Soldaten sexuelle Entspannung zu bieten.

In besetzten Ländern wie Belgien, Serbien und Polen waren Frauen im Widerstand und in Frauenlegionen aktiv. Um sich vor Kriegsgräuel und Vergewaltigung zu schützen, übten sich Frauen in den USA im Schießen und in Selbstverteidigung.

Mit Blick auf die weitere geschichtliche Entwicklung werden in der Ausstellung außerdem kurze Portraits aller bisherigen 16 Friedensnobelpreisträgerinnen gezeigt. Hier wird deutlich: Inzwischen wehren sich Frauen und übernehmen Verantwortung in Politik und in Weltkrisensituationen.

Mit der Ausstellung unterstützt das Frauenmuseum die Forderung nach gleichberechtigter Repräsentanz auf allen Ebenen der Friedenspolitik durch die zügige Umsetzung der Aktionsplattform von Peking (1995) und der Resolutionen 1325 (2000) und 1380 (2008) des UN-Sicherheitsrates.

55 Künstlerinnen widmen sich zeitübergreifend dem Thema in Film, Rauminszenierungen, Fotografie und Malerei. Sie spiegeln in ihren Werken die Kämpferinnen für den Frieden, ihre eigene Familiengeschichte, die Auswirkungen des Krieges auf den Alltag, die Arbeit, die Flucht und Verluste.

Zu zeitgeschichtlichen Größen werden Arbeiten gezeigt von: Marlies Obier - Bertha von Suttner, Brigitte Dannehl - Käthe Kollwitz, Daniela Flörsheim - Rosa Luxemburg, Mariola M. Hornung - Clara Immerwahr, Mo Kleinen - Rosa Mayreder, Erika J. Lomberg - 3 x Bertha, Conny Müscher - Anita Augspurg, Ulrike Oeter - Jane Addams.

Aus Dokumenten und Fotoalben zitieren Monika Altrock-Lutterjohann, Martina Auweiler-Gewaltig, Mary Bauermeister, Jan Bee Brown, Ursula Groten, Regina Hellwig-Schmid, Renate Hochscheid, Mally Khorasantchi, Heidi Kuhn, Heide Pawelzik, Barbara Riege.

Kriege damals - Kriege heute thematisieren: Angelina Androvic Gradisnik, Dagmar von Beschwitz-Both, Gi Brenig, Tremezza von Brentano, Lilija Dinere, Barbara Duisberg, Ulrika Eller-Rüter, Cornelia Enax/Catherine de Rosa, Margareta Eppendorf, Charlotte Esch, Sibylle Feucht, Petra Genster, Margit Goeltzer, Firouzeh Görgen-Ossouli, Agii Gosse, Wendy Hack, Eva Horstick-Schmitt, Šejla Kameric, Barbara Lorenz Höfer, Mara Loytved-Hardegg, MAMU, Martine Metzing-Peyre, Sandra Ney, Brunhilde Odenkirchen, Maria Pudelko-Stettler/Kari Stettler, Ulrike Reutlinger, Tina Schwichtenberg, Ellen Sinzig, Biggi Slongo, Katherina Sommer, Tanya Ury, Violetta Vollrath, Dörte Wehmeyer, Gisela Weimann, Antjie Winkler-Sueße, Ulla Maria Zenner.