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Der Martin-Gropius-Bau in Berlin widmet der bedeutenden mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo vom 30. April bis 9. August 2010 eine umfangreiche Retrospektive. Mit über 150 Arbeiten (Gemälde und Zeichnungen) ist es die größte Frida Kahlo-Ausstellung, die je in Deutschland gezeigt wurde.

Frida Kahlo, geboren in Coyoacán, Mexiko-Stadt, zählt zu den großen Identifikationsfiguren der lateinamerikanischen Kunst. Aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ragt sie als eine der berühmtesten Künstlerinnen heraus. In der Berliner Ausstellung wird ihre künstlerische Entwicklung von der Neuen Sachlichkeit, dem mexikanischen Estridentismus – eine avantgardistische, interdisziplinär arbeitende Künstlerbewegung nach der Mexikanischen Revolution – bis hin zum Surrealismus und ihrem ganz eigenen Realismus dargestellt. Frida Kahlos Werke sind selten. Die meisten Sammler besitzen nur eine Arbeit von ihr von der sie sich auch nur ungern trennen. Erstmals werden die beiden einzigen größeren Sammlungen, die Sammlung des Museums Dolores Olmedo Patiño und die Jacques und Natasha Gelman Collection of 20th Century Mexican Art and the Vergel Foundation, Cuernavaca vereint und vollständig gezeigt. Die Sammlung des Ehepaars Gelman konnte wegen juristischer Auseinandersetzungen seit Jahren nicht öffentlich präsentiert werden. Für die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau darf sie Mexiko verlassen. Weitere wertvolle Leihgaben kommen aus 30 prominenten mexikanischen und 15 ausgewählten nordamerikanischen Privatsammlungen und Museen.

In der Ausstellung werden nie zuvor gezeigte und verschollen geglaubte Arbeiten präsentiert, u.a. das sich in Privatbesitz befindende, bemalte Gipskorsett Frida Kahlos. Besondere Höhepunkte sind ferner Kahlos letzte Arbeiten aus dem Jahr 1954: Das in Öl gemalte Selbstportrait als Sonnenblume – es galt bislang als zerstört – sowie das gezeichnete Selbstportrait; beide sind zum ersten Mal in Europa zu sehen. Bemerkenswert ist auch die Identifizierung einer bislang anonym Porträtierten aus dem frühen Oeuvre Kahlos. Das Bild zeigt die mexikanische Frauenrechtlerin Adela Formoso Obregon Santacilia, die als Gründerin der Frauenuniversität Mexiko bekannt wurde.

Zahlreiche der 90 präsentierten Zeichnungen waren nie zuvor zu sehen. Diese bislang unbekannten Werke ermöglichen neue Fragestellungen und Einblicke. Wie zum Beispiel die gänzlich abstrakte Serie der 13 Gefühle, die sie 1949 für die Gespräche und Forschungen der befreundeten jungen Psychologin Olga Costa anfertigte. In raffinierten Wort- und Bildspielen verbirgt sie Gedanken und spricht sie doch zugleich an. Die rätselhafte und oft witzige Verschlüsselung ihrer Bilder durch Zahlen und Wortspiele wird in der Ausstellung erläutert. Einige Zeichnungen sind Vorstufen späterer Ölbilder. Sie zeigen die Entstehungsgeschichte des malerischen Werkes und sind für die genaue Bildbetrachtung von Bedeutung. Dazu zählt die Studie des Gemäldes Die Zerbrochene Säule.

Ein weiterer Komplex der Ausstellung befasst sich mit kleinformatigen Wunsch-Bildern, die die Künstlerin in den frühen 1930er Jahren im Stil der für Mexiko charakteristischen Ex Voto Malerei entwarf. Ihre Sehnsüchte und ihre Wünsche nach Jugend, Gesundheit, Unabhängigkeit, Selbständigkeit und Erfüllung finden darin ihren Ausdruck.

Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Helga Prignitz-Poda.

Um die biographischen Schilderungen so weit wie möglich aus dem Werkkontext zu lösen und dennoch dem Besucher Einblicke in ihr Leben zu geben, wird der Ausstellung eine umfangreiche Fotoschau aus dem Besitz der Familie und nahe stehender Freunde zur Seite gestellt. Diesen Teil kuratiert Cristina Kahlo, die Großnichte Frida Kahlos. Zu den Fotografen gehören u.a. Manuel Alvarez Bravo, Nickolas Muray, Guillermo Kahlo und Leo Matiz. Zu sehen sind Fotos aus unterschiedlichen Lebensphasen der mexikanischen Künstlerin: Frida als junges Mädchen, Frida mit ihrem Ehemann Diego Rivera, Frida im Bett liegend und ihr Korsett bemalend und etliche Einzelportraits, die sie als faszinierende Frau mit prächtigem Schmuck, folkloristischer Kleidung und selbstbewusstem Blick zeigen.

Katalog: Ein umfangreicher Katalog erscheint im Prestel Verlag mit Texten von Helga Prignitz-Poda, Peter von Becker, Ingried Brugger, Salomon Grimberg, Cristina Kahlo, Arnaldo Kraus, Francisco Reyes Palma, Florian Steininger und Jeanette Zwingenberger (deutsch / englisch).

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Frida Kahlo - Retrospektive
Kuratorin: Helga Prignitz-Poda
Kuratorin der Fotoschau aus dem Besitz der Familie: Cristina Kahlo