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Friederike Feldmanns jüngste Werke, eine Wandmalerei und eine Bilderserie erklären die Malerei nicht für beendet und sie bemühen sich auch nicht, irgendetwas zu überbieten. Sie ummalen. Sie ummalen das von ihr gewählte Format.

In Feldmanns neuer Wandarbeit in der Galerie Barbara Weiss wird das monumentale Format der Wandmalerei ummalt. Im Kontrast zu diesem opulenten Format werden nur die Ecken und Kanten des Galerieraumes mit Farbe bedeckt. Mit dem von ihr gewünschten trompe´l oeil - Effekt, dass es so aussieht, als sei die Fläche der Wand mit großflächigen weißen Pinselstrichen bemalt worden. Das Gegenteil ist der Fall: Nicht die Fläche der Wand, sondern die Ecken und Ränder des Raums wurden von Feldmann mit Farbe bedeckt.

Während Feldmanns bekannte Teppich-, Altar- und Berge-Serien bislang Weichbilder (Walter Benjamin) der Malerei produzierten, liefert sie neuerdings auch deren Scharfbilder. Am deutlichsten wird dies im zweiten Teil der Ausstellung, der Bilderserie. Bei dieser Serie handelt es sich um Weichbilder, weil auch in dieser Serie nachträgliche Bilder der Malerei produziert werden: verwischte Klischeevorstellungen, halluzinierte Traumbilder einer historischen Form der Malerei.

Scharf sind die Bilder ihrer Serie, weil Feldmann einerseits die historische Formation präzisiert, um die es geht: Augenscheinlich handelt es sich hier um Nachbilder des Abstrakten Expressionismus. Doch im Gegensatz zu ihren Altären oder Bergen wird diese bestimmte Form der Malerei hier enorm herangezoomt und scharfgestellt.

Durch diverse technische Verfahren - Scannen, Projizieren, Reproduzieren - kann Feldmann die Tiefe oder Fläche des Bildes beliebig weich oder scharf stellen. Genau das ist die Fähigkeit der Malerei Feldmanns: Weil sie die Geschichte der Malerei von außen und als Objekt betrachtet, kann sie diese Geschichte beliebig verändern.

Es kommt zur mikroskopischen Klarzeichnung eines Unklaren, das in unserer Aufmerksamkeit sonst verschwimmt; Feldmann verschiebt das Geschehen der Malerei an ihre Ränder. Die Randgänge einer Malerin machen das sichtbar, was die Malerei sonst verbirgt: ihre Ränder und Grenzen zum Nichtgemalten und Unmalerischen, die Tiefe und Mächtigkeit des Bildgrundes.

Knut Ebeling

Friederike Feldmann, lebt und arbeitet in Berlin.

Ausstellungen (Auswahl):

2006 Neobarroco, Galerie Leme, Sao Paulo; 2005 Neue Teppiche, Kunsthalle Bielefeld, Bielefeld (solo); 50 Jahre Documenta, archive in motion, Kunsthalle Fridericianum Kassel, Kassel; 2003 La Chambre de la Reine, Galerie Barbara Weiss, Berlin (solo); 2002 Die Kunst des Festes, Brixen, Südtirol; 2001 Eine barocke Party, Kunsthalle Wien, Wien; Intime Expeditionen, Haus am Waldsee, Berlin; 2000 Das Bernsteinzimmer, Kunstverein Leipzig, Leipzig (solo); 1999 Galleri Wallner, Malmö (solo); 1999 Deutscher Kunstpreis, Sprengel Museum Hannover, Hannover ; 1998 Big Ben, Galerie Rainer Borgemeister, Berlin (solo); 1998 Die große Geste, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin

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Friederike Feldmann