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Die erste Ausstellung des DORTMUNDER KUNSTVEREINS im neuen Jahr widmet sich der Künstlerin Friederike Klotz in einer Einzelausstellung und leitet mit dem Konzept der „Utopie“ in das Jahresthema „Systeme und Strukturen“ ein: Utopie ist zu einem kontroversen Begriff geworden, dessen Widerspruch zwischen idealisierter Gesellschaft und gesellschaftlichem Alptraum schwankt. Friederike Klotz entwirft futuristische Siedlungssysteme als Anti-Utopien. Unter völliger Preisgabe alles Privaten dominiert das Öffentliche, wird der Einzelne zum Teil des Kollektivs, die Stadt zur hocheffizienten, ökonomischen Einheit und die Landschaft zu einem unentrinnbaren Ort. Die Berliner Künstlerin fängt diese Ideen in den unterschiedlichsten Medien ein: In kleinen Pappkästen, Kunstharzquadern, gespiegelten, aber auch geschichteten Zeichnungen oder bewegten Installationen. Sie entwirft Megacities, sammelt Kontaktanzeigen und Witze, baut utopische Städte nach, gießt Wohnräume in durchsichtige Miniaturen. Ihre transparenten Objekte sind zugleich Innen- und Außenräume und stellen damit Fragen nach der gegenseitigen Durchdringung des Privaten und des Öffentlichen. Sie beschäftigen sich darüber hinaus mit dem System der Disziplinierung durch ständige gegenseitige Beobachtung. In ihren Arbeiten wird der Betrachter zum Mitwisser und Mitspieler. Friederike Klotz regt dadurch zum Nachdenken über Identität und der Verortung des eigenen Selbst im Kollektiven an. Stets spielen ökologische und ökonomische Überlegungen eine Rolle: So recycelt die Künstlerin Verpackungsmaterial und erschafft daraus die Stadtmodule, deren Fundamente auf einer Membran ruhen, unter der sich wiederum ein Lautsprecher befindet. Durch die Schwingung der Membran geraten die Figuren in der Stadt in Bewegung. Sie irren inmitten der Gebäude umher, getrieben und manipuliert vom Klang innerhalb des Resonanzkörpers. Wenngleich dieses Stadt-System die verschiedenen Funktionen - wie Privat- und Sozialbereiche, Konsum-, Steuerungs- und Überwachungsareale - deutlich voneinander trennt, lebt man hier in völliger Auflösung alles Privaten, denn alle Wände sind transparent. Der Rhythmus eingespielter Agitationsmusik (stark verlangsamte Nationalhymnen), zu der die winzigen Bewohner in Schwingung versetzt werden, ruft streng hierarchisch gesteuerte Gesellschaftssysteme in Erinnerung und führt zugleich deren ideologisches oder wirtschaftlich-zweckrationelles ad absurdum. Mit ihrer detaillierten Planung bergen solche Modelle auch ein hohes Maß an sozialer Kontrolle und damit die Gefahr der Entstehung totalitärer Herrschaftsstrukturen. Der schmale Grat zwischen reibungsloser Funktion und absoluter Kontrolle wird hier deutlich.

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FRIEDERIKE KLOTZ
BEDECKTER HIMMEL

Künstler:
Friederike Klotz