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Konsequent setzte der Maler Fritz Winter in unzähligen "Variationen zum Thema" seine bereits während der Ausbildung am Bauhaus erreichte Abstraktion fort. So wurde seine künstlerische Entwicklung von Josef Albers, Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer und Paul Klee, aber auch massgeblich von Ernst Ludwig Kirchner geprägt, den er wiederholt in Davos besuchte. Selbst das 1937 erteilte Malverbot, die Beschlagnahmung seiner Werke aus öffentlichem Besitz und die Einberufung zum Kriegsdienst an der Ostfront führten nicht zu einer Zäsur in seinem Schaffen. Wiederholte Genesungsaufenthalte zu Hause ermöglichten Winter weiterzumalen. Allein die russische Kriegsgefangenschaft verursachte eine "Schaffenspause", die jedoch durch Beteiligungen an internationalen Kunstausstellungen – organisiert von seiner späteren Frau Margarete Scheiber-Rüffer – überbrückt werden konnte.

Im vergangenen Jahr zeigte die Galerie Henze & Ketterer in Wichtrach (Bern) Werke aus den Jahren 1928 bis 1934, die mit ihrer flächigen Ausführung und geschwungenen Formen oder dem wiederholten Einsatz geometrischer Formen – Quadrate, Kreise oder Dreiecke – an die Vorbilder der Ausbildungszeit denken lassen. Die bei uns gezeigten Werke stammen aus den 50er und 60er Jahren. Die Formen, Figuren und Streifen haben sich selbständig gemacht und scheinen vor dem monochromen – meist weiss, grau oder schwarz gehaltenen – Hintergrund zu schweben. Allgemein ist die Farbpalette eher reduziert auf dunkle Töne, die Technik sehr experimentierfreudig. Dass viele Gemälde auf Papier geschaffen und nachträglich auf Leinwand aufgezogen wurden, ist typisch für Winter. Dies ermöglichte ihm auch viele seiner Werke während des Krieges erfolgreich zu verbergen.

Im Gegensatz zu Fritz Winter entsagte Karl Hartung nie vollständig der gegenständlichen Darstellung. Ganz im Gegenteil wirkte er in einem "Spannungsfeld" zwischen der gegenstandslosen Form und der Wirklichkeitswiedergabe, in dem er die unterschiedlichen Möglichkeiten der Abstraktion erforschte. So entstand bereits 1935 die erste abstrakte Plastik, dennoch sind bis zuletzt mehr oder weniger gegenständliche Darstellungen in seinem Werk zu finden. Bereits während seiner Ausbildung, aber auch später, beschäftigte sich Hartung mit den herausragenden Beispielen antiker und moderner Plastik und unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu den Grossen seiner Zeit. So kann im Frühwerk die Beschäftigung mit Auguste Rodin und Aristide Maillol, mit der etruskischen Kunst und später mit Henry Moore, Hans Arp und Constantin Brancusi beobachtet werden. Im Gegensatz zu Winter musste Hartung die Schmach der "Entartung" nicht über sich ergehen lassen. Er wurde als Soldat eingezogen, aber in der Nähe von Berlin stationiert, von wo aus er immer wieder Genesungsaufenthalte zu Hause zum Arbeiten nutzen konnte. Es gelang ihm während dieser Zeit seine nicht systemkonformen Werke geheim zu halten.

Die bei uns ausgestellten Bronzen bieten einen breiten Überblick über Hartungs Schaffen. Darstellungen von reduzierten menschlichen Figuren und Tieren sowie amorpher Formen geben eine Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers, der sich selbst und sein Werk immer wieder in Frage stellte und Motive des öfteren wiederaufgriff, neu prüfte. Diese Zyklische Entwicklung brachte unter anderem 1955 unter dem Titel Engelskopf II eine überarbeitete Version des 1947 entstandenen Engelskopf I hervor, die sich massgeblich durch die andersartige Oberflächenbehandlung unterscheidet.

Sowohl Fritz Winter wie auch Karl Hartung waren zu Lebzeiten sehr erfolgreich. Nicht nur erhielten sie Professuren an wichtigen Kunsthochschulen, nahmen an zahlreichen Ausstellungen von internationaler Bedeutung teil, waren Mitglieder oder gründeten gar Künstlergruppen sondern wurden auch durch Kunstpreise und Verdienstorden geehrt. Dennoch erlebten beide das Erscheinen einer umfangreichen Monographie zu Leben und Werk nicht, was zu einer erschwerten Rezeption nach ihrem Tod führte. Wir freuen uns daher um so mehr, Werke dieser beiden herausragenden Exponenten der Kunst der Mitte des XX Jahrhunderts in einen Dialog bringen zu können und laden Sie herzlich ein, sich daran zu beteiligen. Die hier angedeutete Verwandtschaft der beiden Künstler, kann in einigen Aspekten der Werken direkt nachvollzogen werden. Die unmittelbare Gegenüberstellung bietet hierfür ideale Voraussetzungen. Pressetext

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Fritz Winter - GEMÄLDE, ZEICHNUNGEN UND GRAPHIK