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Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, ein aufheulendes Auto, ist schöner als die Nike von Samothrake" mit diesem ästhetischen Credo feierten 1909 die Futuristen die Geburt einer neuen Bewegung, die erstmals die Schönheit und Dynamik der Technik einer industrialisierten Welt als zentralen Maßstab setzte.

Ausgehend von der Poesie und Malerei begannen die Futuristen während ihrer rund 30jährigen Existenz auf alle Bereiche der Kunstproduktion zuzugreifen: Skulptur, Theater, Tanz, Kino, Musik, Design und Architektur. Die Fotografie fand nach anfänglicher Ablehnung vielfältigen Einsatz innerhalb der Bewegung: als künstlerisches Medium unter dem Schlagwort des Fotodynamismus mit dem Ziel der Darstellung von Bewegung; in Form von Montagen und Collagen; zur Selbstdarstellung der Protagonisten und nicht zuletzt zur Dokumentation der vielfältigen Aktivitäten der Futuristen.

In der Ausstellung werden rund 70 Fotografien mit den Schwerpunkten Collage/Montage, Portrait und Dokumentarfotografie gezeigt. Bei den Montagen und Collagen ist insbesondere, neben Arbeiten von Gino Soggetti und Fillia, eine Serie von Kompositionen und Selbstporträts der Künstlerin Adele Gloria hervorzuheben.

Etliche der Futuristen nutzten das fotografische Porträt zur Selbstpropaganda, wobei die Bandbreite von in Labor verfremdeten Arbeiten bis hin zu Porträts im bürgerlichen" Habitus reicht (z. B. Marasco, Marinetti u. Pannaggi).

Um ihre Aktivitäten zu dokumentieren und in den Printmedien der Zeit zu propagieren, stellte die Fotografie das ideale Medium dar. Es entstanden Aufnahmen - durch die Futuristen selbst oder von professionellen Fotografen - von Tanzperformances, Bühnenbildentwürfen, Kostümen, Architekturmodellen und Werken der bildenden Kunst (Depero, Kertéz, Prampolini u.a.).

Das utopische, künstlerische Konzept der Futuristen hatte sich die Zerstörung der bürgerlichen Traditionen auf die Fahnen geschrieben, wobei zu den Grundprämissen das Postulat der Dynamik einer technoiden Gesellschaft und der Simultanität der Wahrnehmung gehörte. Ihren revolutionären Ansatz verwirklichten die Futuristen besonders auf der Grenze zwischen Literatur und Malerei unter dem Schlagwort ?Parole in Libertà" (Worte in Freiheit). Sie setzten mit ihrer freien typografischen Gestaltung die klassische Ordnung der Texte außer Kraft und schufen Schriftbilder mit tanzenden Worten und Lauten, die vom Leser ?simultan" erfasst werden sollten.

Beispiele der Parole in Libertà" werden in der Ausstellung sowohl in Form von Zeichnungen als auch in Publikationen wie z. B. die zentrale Schrift Le mots en liberté futuristes" von F. T. Marinetti (1919) ausgestellt. Generell haben die Futuristen alle Bereiche ihrer Kunstproduktion in Manifesten, Büchern und Zeitschriften begleitet und definiert, wovon eine Auswahl von den Anfängen der Futuristen bis in die 1930er Jahre gezeigt wird (unter anderem das eingangs zitierte Gründungsmanifest der Futuristen von F. T. Marinetti von 1909).

Die mehrsprachigen Schriften der Futuristen verweisen auf ihre internationale Ausrichtung und ihre engen Beziehungen zu den Avantgardebewegungen in Europa. Vor allem Dadaismus und Surrealismus griffen künstlerischen Inventionen wie die Montage und das Lautgedicht der Futuristen auf. Zugleich trug die futuristische Bewegung seit ihrem ersten Manifest einen starken totalitären Impuls in sich. Patriotismus und Nationalismus führten seit Beginn der 20er Jahre zu einer engen Beziehung zu Benito Mussolini und seiner faschistischen Bewegung, was sich vor allem in späteren Arbeiten niederschlägt.

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FUTURISMUS - Vintage Fotografien, Textbilder und Bücher

Künstler: Gino Soggetti, Adele Gloria, Fortunato Depero, Tato  ...