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Gabriele Münter (1877-1962) schuf als wichtigste Künstlerin des "Blauen Reiter" nicht nur ein umfangreiches malerisches Oevre von strahlender Farbkraft und expressiver Formensprache, sondern auch ein bedeutendes druckgraphisches Werk. Es umfaßt insgesamt 88 Blätter, überwiegend Holz- und Linolschnitte, aber auch Radierungen und Lithographien. Rund ein Viertel ihrer Druckgraphiken schuf Münter während der Periode ihres Frühwerks bis 1908, hier handelt es sich überwiegend um Farbholz- bzw. Linolschnitte, wobei die Künstlerin mit bis zu sechs verschiedenen Farbzuständen pro Blatt experimentierte.

Als junge Kunststudentin in München kurz nach der Jahrhundertwende war sie erstmals mit der Technik des Holzschneidens in Berührung gekommen. 1902 wurde Münter Schülerin von Wassily Kandinsky, von 1903 bis 1914 war sie seine Lebensgefährtin. Besonders während ihres gemeinsamen Aufenthaltes in Paris 1906/07 entstanden die meisten von Münters frühen Drucken, die eine erstaunliche Meisterschaft in der Beherrschung der Technik und der Farbeffekte erkennen lassen. Das Medium der Druckgraphik kam ganz offensichtlich der ausgeprägten zeichnerischen Begabung Münters und ihrer Fähigkeit entgegen, ein Bild in einfachen und flächigen Formeinheiten anzulegen.

Damit geht ihre Druckgraphik formal den revolutionären Neuerungen voraus, die Münter und dem Kreis der "Blauen Reiter" wenig später in der Malerei gelangen. Während der Jahre des "Blauen Reiter" von 1908 bis 1914 mit ihrem äußerst produktiven Durchbruch zu einer neuartigen Malerei trat das druckgraphische Arbeiten für Münter vorübergehend in den Hintergrund. Eine Ausnahme bilden eine Gruppe von klar konturierten Schwarz-Weiß- Holzschnitten, die Münter Ende 1912 im Auftrag von Herwarth Walden für dessen Zeitschrift "Der Sturm" schuf, ein wichtiges Forum expressionistischer Graphik der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. In der Zeit ihres schwedischen Exils ab 1916 entstanden überwiegend feinlinige Radierungen oft weiblicher Porträts oder Ansichten ihrer Umgebung. Im Winter 1915/16 war sie in Stockholm ein letztes Mal mit Kandinsky zusammengetroffen, der sich während dieses Aufenthaltes ebenfalls mit Radierungen befaßte.

Während der Neuorientierung in Deutschland in den zwanziger Jahren konzentrierte sich Münter in ihren Druckgraphiken fast ausschließlich auf die Menschendarstellung, die auch in ihren berühmt gewordenen knappen Bleistiftzeichnungen zum Hauptgegenstand ihres Interesses wurde, wobei sie die Technik der Lithographie wählte, die eine möglichst unmittelbare Umsetzung der zeichnerischen Vorlage ermöglichte. Nach ihrer endgültigen Rückkehr nach Murnau 1930 knüpfte Münter auch in ihren Holzschnitten, jetzt meist von vignettenhaftem Format, wieder an den Stil und die Motive ihrer Malerei der "Blauen Reiter"-Zeit an, die sich im Medium der Druckgraphik zu einfachen Strukturen verdichtet.

Sämtliche in der Ausstellung gezeigten Druckgraphiken stammen aus dem Besitz der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München, die mit der großzügigen Schenkung Gabriele Münters 1957 auch das gesamte druckgraphische Werk der Künstlerin erhielt. Erstmals wird dieses wertvolle Material als ein wichtiger Aspekt ihres Schaffens mit einer Sonderausstellung vollständig vorgestellt, ergänzt durch ausgewählte Originalentwürfe, Skizzenbücher und Photographien, die sich zum Teil im Besitz der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung als Sachwalterin des persönlichen Nachlasses der Künstlerin befinden

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Gabriele Münter - Holz- und Linolschnitte