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Das "Ramayana" ist eines der großen Weltepen. Es stammt aus Indien und basiert auf Religion und Kultur des Hinduismus; die Protagonisten sind ursprünglich Inkarnationen indischer Gottheiten. Das "Ramayana" verbreitete sich in ganz Südostasien. Seine Geschichten sind auch als muslimische Erzählungen überliefert und in verschiedenen Formen wie Malerei, Tanz und Puppenspiel. Die Transformationen und Neuinterpretationen spiegeln verschiedene Kulturen und Epochen.

Garin Nugroho, der führende Filmemacher Indonesiens, hat eine radikale neue Version der zentralen Geschichte des "Ramayana" geschaffen, dargestellt in Musik und Tanz: "Die Entführung von Sita", worin Sita, die Gemahlin von Rama, von Ravana entführt wird. Nugroho siedelt seine Oper, die auf der Version des Wayang-Puppentheaters beruht, ausdrücklich im heutigen Indonesien an.

Der Film erzählt eine leidenschaftliche Dreiecksbeziehung; sie wird von drei Tänzern dargestellt, die ebendiese Ramayana-Geschichte bereits in ihrer traditionellen javanesischen Wayang-Orang-Form auf der Bühne gespielt haben. Die Dreiecksbeziehung führt zu Konflikten und Gewalt. Setio (eine heutige Verkörperung von Rama) und Siti sind verheiratet und betreiben eine Töpferei. Als ihr Unternehmen zusammenbricht und Setio die Stadt verlassen muss, ergreift der mächtige und skrupellose Händler Ludiro (der früher die Rolle des Ravana getanzt hat) seine Chance. Er war immer schon in die schöne Siti verliebt, nun entführt er sie und versucht sie zu verführen. Gefangen zwischen zwei Männern kämpft Siti um ihren eigenen Weg.

Garin Nugrohos künstlerische Sprache ist unverwechselbar: Die Dialoge des Films werden gesungen, die Handlung getanzt. Für Nugroho ist "dieser Film ein Requiem, dargestellt durch ein Miteinander von Gamelan-Musik, javanesischem Gesang (Tembang), Tanz, Kostümen, Schauspiel, visueller Kunst und Installation. Er ist inspiriert durch die javanesische Kultur, die inmitten multikultureller Ausdrucksformen wächst und sich entwickelt." Nugroho schafft auf diese Weise eine neue Form des Musicals, eine Oper für das 21. Jahrhundert.

Wenn "Opera Jawa" ein Requiem ist - weil es zeigt, wohin Gewalt führen kann -, dann eines, das zugleich die Kreativität und Vielfalt der Stimmen und Kulturen Indonesiens geradezu zelebriert. Wer unterrichtet ist über die indonesische Gesellschaft und Kultur, wird vieles wiedererkennen: Kühn kombiniert Nugroho populäre, klassische und moderne Tanz- und Theaterformen, die aus unterschiedlichen Gebieten, aus den Gebirgen, von den Stränden und aus den Palästen Zentraljavas zusammengeführt wurden. Doch auch Uneingeweihte können den Film genießen: als klassische Oper über den Kampf zweier Männer um Liebe und Besitz einer Frau.

Der Film hält das Gleichgewicht zwischen kulturell kodierten Elementen einerseits und archetypischen andererseits - letztere allgemein menschlich und über kulturelle Grenzen hinweg verständlich. Nugrohos künstlerisches Wagnis besteht darin, alle diese Elemente gleich zu gewichten; keines gewinnt die Oberhand. "Opera Jawa" macht sich die Vielfalt enthusiastisch zueigen: ästhetische Arrangements, das Ausloten psychologischer Gesetzmäßigkeiten und politischen Klassenkampf. Nugroho ist optimistisch: Er geht davon aus, dass sich sein Publikum diesem Nebeneinander stellt.

An "Opera Jawa" beteiligt war einer der berühmtesten Gamelan-Musiker Indonesiens, Meister Rahayu Supanggah, der den kompletten Soundtrack komponiert und arrangiert hat. Sieben bekannte indonesische Künstler haben als Teil der Ausstattung eigens Installationen geschaffen. Unter den sieben berühmten javanesischen Tänzern/Choreografen des Films sind Martinus Miroto und Eko Supriyanto; beide sind international bekannt und haben mit Peter Brook und Robert Wilson gearbeitet; sie spielen in "Opera Jawa" die männlichen Hauptrollen.

Garin Nugroho (geboren 1961 in Yogyakarta, Indonesien) ist der Regisseur vieler Dokumentarfilme (etwa "Tepuk Tangan", 1986, und "Icon Sebuah Peta Budaya", 2002) und Spielfilme (z.B. "Love on a Slice of Bread", 1991, "Bird Man Tale", 2002, "Of Love and Eggs", 2004, und "Serambi", 2006). "Opera Jawa", seine neueste Arbeit, war ein Auftragswerk für das "New Crowned Hope"-Festival in Wien zum Mozartjahr 2006.

Directed, written and produced by Garin Nugroho Indonesia / Austria Javanese 120 minutes Colour/35mm Production Company: SET Film Workshop/New Crowned Hope Executive Producer: Simon Field, Keith Griffiths Producer: Garin Nugroho Screenplay: Garin Nugroho, Armantono Cinematographer: Teoh Gay Hian Editor: Andhy Pulung Production Designer: Nanang Rakhmat Hidayat Sound: Pahlevi Indra C. Santoso Music: Rahayu Supanggah Principal Cast: Artika Sari Devi, Martinus Miroto, Eko Supriyanto, I Nyoman Sure, Retno Maruti Production: SET Film Workshop, Jl. Sinabung No. 4B Kebayoran Baru, Jakarta Selatan 12120 Indonesia.

Im Rahmen der Ausstellung "Spuren des Geistigen. Traces du Sacré"

Vom 16. bis 21. September 2008 zeigt das Filmmuseum München vier weitere Filme von Garin Nugroho. Drei dieser Filme stellt Nugroho dort persönlich vor.

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Garin Nugroho
Opera Jawa
Im Rahmen der Ausstellung "Spuren des Geistigen. Traces du Sacré"