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Mit fast 60 Werken von den späten 80er-Jahren bis heute zeigt das Kunsthaus eine der bisher größten Einzelausstellungen des Künstlers sowie die erste umfassende Schau im deutschsprachigen Raum. 25 großformatige Gemälde, über 30 Zeichnungen sowie eine Skulptur geben einen umfassenden Überblick über das Schaffen dieses wichtigen Vertreters der neuen britischen Kunst. Gary Hume (geb. 1962 in Kent, England) wurde Ende der 80er-Jahre mit der Serie „Doors“ einer der Shooting Stars der Young British Art. Bis heute entstanden etwa 50 Werke, die zu dieser Serie zählen. In Bregenz ist eine repräsentative Auswahl zu sehen, u.a.: „Door“, 1988, eine der ersten Arbeiten, „Dream”, 1991, „Girl Boy, Boy Girl“, 1991 und „All he knows”, 2000. Den zumeist mehrteiligen, aneinander gereihten Gemälden auf MDF-Platten oder Leinwand liegen Format und formale Struktur real existierender Türen von öffentlichen Institutionen wie Krankenhäusern, Schulen etc. zugrunde. Mit der Aneinanderreihung der Türbilder und ihrer reduzierten Gestaltung nimmt Gary Hume Bezug auf die Heroen der 60er- und 70er-Jahre der amerikanischen „Color Field”-, „Hard Edge”- und „Shaped Canvases”-Bewegung. Ellsworth Kelly hatte bereits 1949 in einem seiner Schlüsselwerke, „Window, Museum of Modern Art, Paris”, die Proportionen und Maße eines Fensters des Pariser Museums auf zwei zusammengesetzten Leinwänden zum Ausgangspunkt seiner „Anti-Komposition” gemacht. Neben den bekannteren Türbildern schuf auch Gary Hume eine ganze Reihe von Fensterbildern. Gary Humes Spiel mit kunsthistorischen Querbezügen und sein Humor zeigen sich z.B. auch darin, dass die runden Fensteröffnungen und rechteckigen Türgriffe der „door panels” unwillkürlich an die abstrahierte Mickymaus der berühmten Stahlskulptur „Geometric Mouse, Scale A”, 1969, von Claes Oldenburg gemahnen. In „Welcome”, 2002, wird das Türbild tatsächlich zu einem lächelnden Gesicht – einem Smiley, indem der Künstler den beiden runden Fenstern eine halbkreisförmige Linie hinzufügt. Die abstrakten Bildelemente und Formen Quader, Rechteck und Kreis – werden bei Hume inhaltlich doppelt besetzt: Bilder können Fenster oder Türen werden und umgekehrt oder aber auch Gesichter. Den bislang noch zu wenig beachteten Zeichnungen Gary Humes ist ein ganzes Stockwerk im Kunsthaus gewidmet. Zu den schönsten Arbeiten zählen seine Pflanzen- und Blumenarbeiten. Hier könnte eine Genealogie der Eleganz und Linienschönheit und der Sparsamkeit der Mittel zu den Arabesken eines Henri Matisse sowie den berühmten „plant drawings“ Ellworth Kellys gezogen werden.

Gary Hume entwickelte eine unverwechselbare Maltechnik zur Umsetzung seiner Vorstellungen. Er benutzt im Handel erhältliche Haushaltslacke in bereits gemischten Farbtönen, die er auf den horizontal liegenden Bildträger gießt. Um eine glatte, ebene Oberfläche zu erhalten, verwendet er als Bildgrund Aluminiumtafeln. Grundsätzlich gilt, dass die Malerei Gary Humes nur im Original ihre Wirkung entfalten kann. Durch den Glanz- und Spiegeleffekt der Lackfarbe, die oft nahe beieinander liegenden Farbwerte, die nur im Streiflicht wahrnehmbare Reliefbinnenzeichnung entzieht sie sich weitgehend der Reproduktion durch Fotografie und Druck – eine Strategie zur „Rettung der Malerei“. Zu den Motiven seiner Malerei befragt, antwortete Gary Hume, er male „Flora, Fauna und Portrait“, – also Pflanzen, Tiere und Menschen. Gary Hume gelingt es aus dem kollektiven, durch den täglichen Gebrauch abgenutzten Bilderschatz – seien dies Ikonen der Pop- und Modekultur, wie in „Michael“, 2001 (Michael Jackson), und „Kate“, 1996 (Kate Moss), des kunsthistorischen Erbes, wie in „After Vermeer“,1995 oder aus der Bilderbuchwelt der Kindheit, in „Bird on a Branch“, 1998 und „Bear“, 1994, – neue gültige Versionen dieser Bilder in die Gegenwart herüberzuretten. Er findet und erfindet neue Bilder einer gebrochenen, gefährdeten Schönheit, mit Linien und Farbflächen, die sich gegenseitig stören und steigern, und mit Farben in eigenartigen Mischtönen und Zusammenstellungen voller Harmonie und Spannung.