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Als eine Strömung lehnt das Informel jeglichen geordneten Bildaufbau ab. Stattdessen tritt der Malprozess in den Vordergrund, der eng mit dem spontanen Ausdruck psychischer Spannung und emotionaler Befindlichkeit verbunden ist. Die Entstehung kann bis in die Mitte der 1940er Jahre zurückverfolgt werden. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg bedeutete das Informel für gesamt Deutschland zum einen die Möglichkeit, die wiedergewonnene Freiheit und die schockierenden Ereignisse des Krieges zu verarbeiten, andererseits in einer radikalen künstlerischen Sprache umzusetzen. Während das Informel nun zu seiner ganzen Entfaltung kam - vollkommen unabhängig vom Abstrakten Expressionismus und dem Action Painting der Amerikaner - breitete sich der Impuls in einer besonderen Weise, fern aller politischen Vorgaben, auch im Osten Deutschlands in den fünfziger und sechziger Jahren aus. Auch die nächste Generation der Schüler, die seit den siebziger Jahren das Werk ihrer Lehrer fortsetzte, führte den Malprozess stetig weiter.

Trotz der Verfemung aller ungegenständlichen Malerei durch die SED-Kulturfunktionäre der ehemaligen DDR, die sich auf dem Gebiet der Kunst auf einen klassischen Realismus in der Malerei beriefen, entwickelt sich bereits in den frühen Nachkriegsjahren, fern der Öffentlichkeit, in den Ateliers und in privaten Zirkeln in Dresden eine lebendige Szene informeller Kunst. Diese war zur Zeit ihrer Entstehung jedoch nur privat in den Praxisräumen von Ursula Baring oder in der Kunstausstellung Kühl in Dresden zu sehen. Viele der dort gezeigten Künstler führten ihr informelles Werk unabhängig neben einem figurativen aus und dokumentieren somit einen Kontakt und Austausch mit dem Westen. So nimmt Edmund Kesting Willi Baumeisters organische Chiffrenmalerei aus den dreißiger Jahre auf, um dann später mit einer chemischen Variation nach neuen kalligrafischen Lösungen des Informel zu suchen. Der farbintensive Bildauftrag von Hans Jüchser ähnelt zwar dem von Jackson Pollock, dessen Arbeiten er 1958 in Berlin gesehen hatte, jedoch misst er vielmehr der Tiefenwirkung und Bildräumlichkeit Beachtung. Die documenta von 1955 und 1959 in Kassel wird vor allem von Hans Christoph, Herbert Kunze und Helmut Schmidt-Kirstein zur Kenntnis genommen und bildhaft verarbeitet. Einen sehr bedeutenden Anteil daran, dass Dresden durchaus als Zentrum der abstrakten Kunst der ehemaligen DDR gelten kann, ist das Wirken Hermann Glöckners, dessen Schaffen vom Wechselspiel des Informel mit der Konstruktion schwangt und damit seinem einzigen Schüler Wilhelm Müller Anregungen gibt und zum Vorbild wird.

Die Ausstellung "Gegenwelten. Informelle Malerei in der DDR. Das Bespiel Dresden" zeigt die Inspiration ostdeutscher Maler an der westlichen Abstraktion auf, dokumentiert vornehmlich aber die ganz eigene Auseinandersetzung der Künstler mit diesem Thema, fern von Staat und Ideologie. Unweigerlich spricht die Wahl der Materialien, das Mischen der Farben und Pigmente und der Gebrauch von unterschiedlichen Papieren als Träger und Ausdrucksmittel, bis hin zur Verwendung von Wachs und Lacken ganz allein für sich.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Marburger Kunstverein und dem Kunstgeschichtlichen Institut Marburg,

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Gegenwelten - Informelle Malerei in der DDR
Das Beispiel Dresden

mit Hans Christoph, Hermann Glöckner, Hans Jüchser, Edmund Kesting, Herbert Kunze, Wilhelm Müller, Helmut Schmidt-Kirstein ...