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Georg Soanca-Pollak zeigt eine dreiteilige Installation anlässlich des Gedenktags an das Novemberpogrom 1938.

Unter dem Titel „Auseinandersetzung zwischen dem nicht Sichtbaren und dem Sichtbaren“ präsentiert der Künstler fünf Fotos von dem 2005 eröffneten Berliner Holocaust Denkmal von Peter Eisenman. Es erinnert an die 6.000.000 jüdischen Opfer des Holocaust. Diesen Ort des kollektiven Gedenkens hat Georg Soanca-Pollak aus einem sehr persönlichen Blickwinkel heraus fotografiert. Die Perspektiven sind richtungslos. Auf jedem Ausschnitt sieht man auch ein Stück Himmel. Er ist für den Künstler gleichsam ein Symbol, ein stummer Zeuge des begangenen Unrechts. Störende Details wie angrenzende Häuser oder Werbeausschnitte hat er mit schwarzer Tusche übermalt.

„Auseinandersetzung zwischen Trauer und Freude“ - Eine Reihe von vier weiteren Fotos zeigt die KZ-Gedenkstätte Dachau. Anders als beim Denkmal in Berlin handelt es sich hier um einen „Originalschauplatz“. In den zwölf Jahren seines Bestehens waren hier und in zahlreichen Außenlagern über 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. 41.500 Menschen wurden ermordet. Die einstigen Symbole der Macht treten durch die gewählte Perspektive zurück. Die stummen Zeugen der Gewalt sind ein Symbol für das Leid von 200.000 Individuen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben. Auch bei diesen Fotografien komplettiert der Künstler den jeweiligen Ausschnitt durch Übermalung mit Tusche.

„Auseinandersetzung zwischen dem Nicht Fassbaren und dem Fassbaren“ - In der Mitte des Raumes ist ein Tisch aus grauen geöffneten Stülpschachteln, wie man sie zur Archivierung verwendet, aufgebaut.  In einigen Schachteln liegen Portraits aus dem Gedenkbuch der ermordeten Münchner Juden. Es sind 4.596 Umschläge mit Biografien. Die Opfer bekommen ein Gesicht. Andere Schachteln enthalten graue DIN A4-Umschläge, auf denen „wir vergessen nicht uns zu erinnern“ aufgestempelt ist.  Während der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten sind viele Briefe mit dem Vermerk „Adressat unbekannt“ zurück gekommen. Die Empfänger waren deportiert oder bereits gestorben. Die Besucher der Ausstellung können sich einen Umschlag auswählen und stellvertretend für die Opfer von damals die Briefe mit nach Hause nehmen.

Georg Soanca-Pollak
 Geboren 1967 in Klausenburg, Rumänien.
Seit 1995 setzt er sich mit dem jüdischen Leben in Deutschland vor 1945 auseinander. Anhand von Fotos einzelner Personen betreibt er seit über 15 Jahren eine Art persönlicher Spurensicherung.
Seine bekannteste Arbeit ist der „Gang der Erinnerung“ für die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern. Anders als die jüdische Kultur, die vor allem mit Schrift als kulturellem Gedächtnis verbunden ist, ist es für Georg Soanca-Pollak das Bild, das die Erinnerung aufrecht hält. Statt abstrakter Informationen über den Völkermord möchte er über die Bilder den Verfolgten nahe kommen und an sie erinnern.

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Wir vergessen nicht uns zu erinnern
Georg Soanca-Pollak