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„Alle meine Skulpturen, selbst meine imaginiertesten, gehen von etwas Wahrem aus, von einer organischen Wahrheit," so Germaine Richier. Ihr Werk fehlt in keinem Überblick zur Skulpturengeschichte des 20. Jahrhunderts und doch ist die französische Bildhauerin eine Ausnahmekünstlerin. Ausgehend von ihrem zentralem Werk „Die Gottesanbeterin“ in der eigenen Sammlung zeigt die Kunsthalle Mannheim in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bern die Retrospektive „Germaine Richier: Sturmfrau“. Mit ca. 50 Plastiken gibt die Werkschau einen Überblick über die Entwicklung und Vielschichtigkeit ihres Schaffens, in dessen Zentrum zeitlebens die gegenständlich aufgefasste Figur stand. Einen Höhepunkt ihrer Arbeit am Menschenbild, das auf romantisch-surrealistische Tradition zurückgeht, stellt die lebensgroße Bronzearbeit „Ouragane“ dar - ein Kunstwort, das frei übersetzt der Ausstellung den Titel gab. Die in den Nachkriegsjahren geschaffene weibliche Figur veranschaulicht mit ihrer prallen Leiblichkeit und schrundigen Oberfläche die Kräfte des Lebens als elementare Erfahrung. Diese Verbildlichung des „menschlichen Lebens als Naturereignis“ kommt auch in Richiers hybriden, von einem phantastischen Realismus geprägten Zwitterwesen zwischen Tier und Mensch zum Ausdruck, die oftmals in einem Netz aus Drähten eingespannt sind. 1944 gestaltete Richier ihr erstes Mischwesen, eine angriffslustige weibliche Heuschreckengestalt („La Sauterelle“). Auf der Suche nach einem neuen plastischen Ausdruck der vergänglichen Kondition des Menschen sind diese Tier-Mensch-Metamorphosen von einer außerordentlichen physischen Lebendigkeit geprägt. Ähnliche körperliche Transformationsprozesse entstanden durch die Verwendung grotesker Naturobjekte, wie Kieselsteine, Insekten und Zweige, die Richier in ihrem Atelier als Vorlagen für ihre Phantasiewesen sammelte. Seit Beginn der 1950er Jahre arbeitete sie an einer Reihe von Skulpturen, in denen Raum und Farbe als immanenter Bestandteil der Figur Bedeutung erhielten. In ihrem Spätwerk entstanden so einige Plastiken in Blei, deren Hintergrundtafeln sie von Vertretern der informellen Malerei, wie von Maria Vieira da Silva und Hans Hartung, bemalen ließ.

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Kunsthalle Mannheim; Kunstmuseum Bern