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Die hallesche Künstlerin Gertraud Möhwald zählt seit vielen Jahren zu den bedeutendsten deutschen Keramikerinnen der Gegenwart. Sie wurde 1929 in Dresden geboren und starb im Dezember 2002 in Halle an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Nach einer Ausbildung als Steinbildhauerin in Dresden studierte sie an der Burg Giebichenstein Plastik und Keramik. Zwischen 1964 und 1989 prägte sie als Mitarbeiterin und Lehrerin der halleschen Kunsthochschule nachhaltig das Profil der Keramikklasse. Zahlreiche Ehrungen zeugen von ihrer internationalen Anerkennung: die Mitgliedschaften im AIC und der Akademie der Künste (Ost), ein Arbeitsstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen (1991), die Einladung als Ehrengast der Deutschen Akademie in die Villa Massimo in Rom (1994) oder die Verleihung des Kunstpreises des Landes Sachsen-Anhalt (1997).

Gertraud Möhwald hinterließ ein umfangreiches, vielseitiges und unkonventionelles künstlerisches Werk. Ihre Arbeiten sind heute in vielen Museen zu finden, nicht nur in den neuen Bundesländern sondern seit der Wende auch in zahlreichen westdeutschen Sammlungen. Auch bei privaten Sammlern genießt sie höchstes Ansehen. In den letzten Jahren entwickelte sich in den USA und in Frankreich ein großes Interesse an ihrem Schaffen.

Die Künstlerin wird jetzt mit einer großen Retrospektive geehrt, die mit kunsthandwerklichen und plastischen Arbeiten aus allen Werkphasen ihren Weg von der Gefäßkeramik zur figürlichen Plastik aufzeigt und sie vor allem als Bildhauerin würdigt. Anlässlich der Ausstellung wurde ein Werkverzeichnis ihrer figürlichen plastischen Arbeiten erstellt. Insgesamt 110 Leihgaben konnten aus über 40 Museen und privaten Sammlungen zusammengetragen werden. Die Ausstellung ist vom 26. Juni bis zum 4. September in der Stiftung Moritzburg in Halle zu sehen, danach wird sie vom 18. September bis zum 27. November 2005 in der Stiftung Keramion in Frechen und vom 13. Januar bis zum 18. Februar in der Galerie Handwerk in München gezeigt.

Gertraud Möhwald hat mit Gefäßkeramik begonnen. Allerdings ist ihr Umgang mit den Formen von Anfang an freier und lebendiger als es in der strengen, auf Funktionalität basierenden Tradition der Burg Giebichenstein üblich war. Als Bildhauerin hat sie einen anderen Blick und interessiert sich vor allem für die Beziehung von Form und Raum. Tradition ist für sie ein lebendiger Prozess, der nicht erstarren darf. Frühzeitig beschreitet sie einen unorthodoxen Weg: Sie verformt und zerschneidet ihre Gefäße, baut und montiert Drehteile und Platten, formte den Ton plastisch, fügt Brennstützen, Papier oder Textilien hinzu, und stellt damit den Gebrauch und Zweck eines Gefäßes immer radikaler in Frage. Ihre Gefäße werden zu Objekten. In den 1970 Jahren wendet Gertraud Möhwald sich dann der freien, keramischen Plastik zu und findet in der Assemblagetechnik - die Verwendung von eingesetzten Porzellanscherben und anderen nicht keramischen Materialien - einen neuen, ihren eigenen Weg.

"Mich interessiert nichts weiter als die menschliche Figur, der Kopf vor allem - ich weiß nicht, woran es liegt", sagte Gertraud Möhwald 1999 in einem Interview. Das Thema Kopf erfährt in ihrem plastischen Werk über die Jahre die unterschiedlichsten Ausprägungen: als Büste, als Sockelarbeit, liegend auf der Fläche oder im Block verhaftet, als Portrait oder als thematische Serie, als "Kopf mit asymmetrischer Frisur" beispielsweise. Die reine Form und das Typische sind zwei Aspekte, die ihr Werk bestimmen. Auch der Torso beschäftigt sie immer wieder. Das Fragmentarische steht als Zeichen für das Ganze und gibt ihr die Möglichkeit, eine komprimierte Formulierung zu finden. Gertraud Möhwalds plastisches Werk ist ganz der europäischen Bildhauertradition verpflichtet. Seine Würdigung als ein Sonderweg der freien Kunst steht noch aus, denn bisher wurde Gertraud Möhwald keramische Plastik nur in kunsthandwerkliche Sammlungen aufgenommen.

Katalog zur Ausstellung: Herausgegeben von Katja Schneider für die Stiftung Moritzburg in Zusammenarbeit mit der Stiftung Keramion Frechen und der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle. Mit Textbeiträgen von Gabi Dewald, Renate Luckner-Bien, Katja Schneider, Gudrun Schmidt-Esters, Heinz Spielmann und Renate Wunderle in deutsch und englisch sowie einem Verzeichnis der figürlichen keramischen Plastik von Anne Brieger-Pollak, einer kommentierten und illustrierten Biografie und Bibliographie. 192 Seiten mit 107 Farbtafeln und einem Werkverzeichnis mit 181 Abbildungen, Format 28,5 x 23 cm, Hardcover, ISBN 3-86105-113-3.

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Gertraud Möhwald. Keramik