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Eröffnung am Freitag, den 14. September um 19 Uhr

Die Ausstellung Gesellschaftsbilder. Zeitgenössische Malerei beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Malerei und Gesellschaft. Sie untersucht unter anderem, inwieweit Kunst Gesellschaft repräsentiert, sich in einen dokumentarischen Modus hierzu setzt oder in Form einer interventionistischen Praxis gesellschaftliche Strategien ergreift. Die Konzentration auf das historisch aufgeladene und durch den Markt am stärksten korrumpierte Medium Malerei, mag auf den ersten Blick überraschen, ist aber bewusst als Gegenentwurf zur weit verbreiteten Auffassung gewählt, dass es heute der Malerei an einem gesellschaftlich verankertem Theorieverständnis mangele, und sie nicht in der Lage sei, soziale, politische und ökonomische Themen adäquat zu verhandeln.

Die in der Ausstellung vereinten Arbeiten legen dagegen nahe, dass es, wie der französische Philosoph Jacques Rancière postuliert, kein Außerhalb des Politischen gibt, da seiner Meinung nach Kunst und Politik lediglich zwei unterschiedliche Ausformulierungen und Aufteilungen des Sinnlichen sind. Vor diesem Hintergrund reflektiert die Ausstellung auch das, was Rancière das „ethische Regime der Bilder“ beziehungsweise das „ästhetische Regime der Künste“ nennt. So lässt sich im ästhetischen Regime der Künste keine Hierarchie in Bezug auf die Verwendung unterschiedlicher Herstellungsverfahren eines Kunstwerks ausmachen. Das Spektrum der in der Ausstellung Gesellschaftsbilder. Zeitgenössische Malerei vorgestellten Arbeiten reicht von politisch motivierten Wandbildern, die in der Tradition lateinamerikanischer Muralisten stehen, über sich an der Historienmalerei orientierende Darstellungen bis hin zu Projekten im Öffentlichen Raum. Während die Wandmalereien der 1920er und 1930er Jahre noch eindeutige, teilweise parteipolitische Botschaften besitzen, vermitteln die direkt auf die Wand des Ausstellungsraums übertragenen aktuellen Bilder der jungen Künstlerinnen und Künstler zwar einen ähnlich appellativen Charakter, lassen sich jedoch nicht für eine festgeschriebene Aussage instrumentalisieren. Die Auseinandersetzung mit der Tradition des Historienbildes erfolgt bei den vorgestellten Arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen. Allen gemein ist der bewusste Verzicht auf eine historisierende Distanzierung und die Überprüfung von geschichtlichen Ereignissen auf ihre jeweils aktuelle Relevanz. Dabei wird der dokumentarische Gehalt der Darstellung zwar nicht geleugnet, jedoch der Anspruch seiner Authentizität relativiert und somit medienkritisch überprüft. Dass Malerei nicht nur im, beziehungsweise für den unmittelbaren Ausstellungskontext entsteht, belegen die präsentierten Projekte im urbanen Umfeld, die, obgleich in der Tradition des Plein Air Ansatzes, diesen jedoch auf sein gesellschaftliches Potential hin überprüfen.

Unabhängig, ob es sich bei den Arbeiten der Ausstellung um Tafelbilder, Wandmalerei oder installativ umgesetzte Werke handelt, schöpfen sie ihre Themen aus Alltag, Wissenschaft und Politik, überführen diese allerdings nicht selten, trotz aller objektiv nachvollziehbaren Inhalte, in die zuweilen sehr subjektiven Welten der jeweiligen Künstlerinnen und Künstler. Dabei entfalten sie ein Engagement, das weit über einen reinen Dokumentarismus der Gegenwart hinausgeht und setzen so der offiziellen Bildsprache der Massenmedien eine gesellschaftlich geprägte künstlerische Haltung entgegen.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Minerva Cuevas, Caroline von Grone, Eberhard Havekost, Victor Man, Gunter Reski, Wilhelm Sasnal, Dierk Schmidt, Wawrzyniec Tokarski, Corinne Wasmuht und Johannes Wohnseifer

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GESELLSCHAFTSBILDER. ZEITGENÖSSISCHE MALEREI
Kuratoren: Yilmaz Dziewior

mit Minerva Cuevas, Caroline von Grone, Eberhard Havekost, Victor Man , Gunter Reski, Wilhelm Sasnal, Dierk Schmidt, Wawrzyniec Tokarski, Corinne Wasmuht, Johannes Wohnseifer