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Eröffnung: 13. November, 19 - 21 Uhr

Die Galerie Michael Janssen freut sich die erste umfassende Einzelausstellung von Gianfranco Baruchello (*1924) in Berlin auszurichten. Das umfangreiche und vielschichtige Oeuvre des inzwischen 85jährigen Künstlers reicht zurück bis in die 60er Jahre. Chronologischer Schwerpunkt der Ausstellung ist das Schaffen Baruchellos der letzten zwanzig Jahre. In der Galerie Michael Janssen wird das malerisch-zeichnerische Werk Gianfranco Baruchellos aus den Jahren 2007 bis 2009 gezeigt, seine 'Schaukästen' aus den 70iger Jahren bis heute und darüber hinaus eine retrospektive Auswahl seiner Filme. Eine Installation, ein speziell für die Galerieräume angelegter Garten, ist für Baruchello ein wichtiger Teil der Ausstellung.

Das Schlüsselwerk der Ausstellung ist eine mehrteilige Arbeit. Sie umfasst acht Schaukästen und trägt den Titel La formule (Die Formel), nach dem auch die gesamte Ausstellung benannt ist. Die Assemblagen sind ein wichtiger Bestandteil von Baruchellos künstlerischer Ausdrucksform. Er fügt Scherenschnitte und kleine Gegenstände, wie Spielzeugautomobile, Geldstücke oder Besteck in Kästen aus Holz und Plexiglas zusammen. Oft kombiniert er Ausschnitte aus Zeitschriften mit seinen gezeichneten oder gemalten Ausschnitten. Es entstehen Schaukästen, die dem Betrachter einen eigenen filigranen Mikrokosmos zeigen. In einem kürzlich entstandenen Interview mit Maurizio Cattelan sowie in den umfangreich erschienenen Schriften Baruchellos, kristallisiert sich diese Idee der Formel heraus. Baruchello meint eine eigene gefunden zu haben, nach der seine Kunst stets funktioniert. Seine Inspirationsquellen seien nie bildlicher oder visueller Art, sondern würden aus dem Geschriebenen, der Literatur, entstammen. Einerseits sei es die deutsche Philosophie des 18. Jahrhunderts mit Hegel und Kant, andererseits der französische Psychoanalytiker Jacques Lacan. Eindeutig ist auch der Einfluss von bildenden Künstlern, der entscheidende war Marcel Duchamp. Sie waren gute Freunde in Paris und Baruchello hat ihm oft Werke und Essays gewidmet.

Baruchellos Bilder aus den letzten Jahren scheinen wie mit mikroskopisch kleinen Elementen bedeckt. Diese wirken wie vereinzelte Tierfährten, Landkarten oder auch Gebrauchsanweisungen. Es entsteht der trügerische Eindruck, dass die Bilder ?lesbar“ seien. Diese Bilder zeigen eine radikale Ausnutzung der Bildoberfläche, die sich schon in den 80iger Jahren abzeichnet. Dort rückten die freieren abstrakten Gebilde der frühen malerischen Phase näher zusammen und verdichteten sich zu genau strukturierten figürlichen Motiven.

In einem anderem Raum der Galerie wachsen giftige Pflanzen. In dieser vom Künstler entworfenen Installation spiegelt sich Baruchellos spielerische, experimentelle und gleichzeitig provokatorische Natur wieder. Gifte, Gefahr!, so der Titel der Installation, soll einerseits die Menschen belustigen, aber ihnen auch nahelegen, wie schnell ihr Leben durch - oft harmlos und lieblich aussehenden - Pflanzen bedroht werden kann.

Ein letzter wichtiger Teil von Baruchellos Oeuvre sind Videos und Filme. Die Galerie Michael Janssen zeigt eine Auswahl seiner sehr poetischen schwarz-weiss animierten Filmen aus den 60er Jahren bis hin zu mehr erzählerischen, farbigen Kompositionen aus neuerer Zeit.

Gianfranco Baruchello (*1924 in Livorno) lebt und arbeitet in Rom und Paris. Seit den 1960er Jahren ist er in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten. 1977 wurde er zur Documenta 6 nach Kassel eingeladen und 2008 bestritt er seine letzte wichtige Gruppenausstellung im Palazzo Grassi in Venedig ('Italics', kuratiert von Francesco Bonami). Seine zahlreichen Einzelausstellungen haben sich vorerst auf den italienischen Sprachraum konzentriert. Vereinzelt wurde er in München (1971, Galerie Buchholz, 1975, Lenbachhaus, 1998/2005, Galerie Michael Hasenclever), Paris (1967, Yvon Lambert, 1982, Galerie Le Dessin, 1993, Galerie Krief) und Brüssel (1967, Palais des Beaux-Arts, 2006, Galerie Greta Meert) ausgestellt.

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Gianfranco Baruchello - la formule