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Giorgiones Mythos als der Poesie, Musik, Philosophie, aber auch der Alchemie und Astrologie zugetaner Maler überstrahlt bis heute unsere Kenntnis von seinem Leben und Wirken. Zwar gilt er unangefochten als Vater der modernen venezianischen Malerei des 16. Jahrhunderts, als Lehrer Tizians und anderer, doch ist sein Oeuvre verschwindend klein und über sein Leben wenig bekannt.

In seiner revolutionären Malweise kombinierte er gekonnt Leonardos sfumato mit der lasierenden Technik und der Farbwahl der Niederländer und gab dem Licht durch Farbe eine neue Dimension. Sein Werk entzieht sich der Erstellung eines allgemein akzeptierten Oeuvrekataloges, und seine geheimnis-umwobenen Bildsujets forderten eine Vielzahl unvereinbarer Interpretationen heraus. Für Werke wie die Tempesta fehlen bis heute eindeutige Textgrundlagen, und daher spiegeln sie eher die individuelle Belesenheit der Interpretatoren und die kunsthistorischen Moden als Giorgiones eigenständige Gedankenwelt. Aus dem außerordentlichen Anlaß der Fertigstellung der Restaurierung von Giorgiones Pala di Castelfranco in Venedig plante die Direktion der Gallerie dell’Accademia eine Ausstellung, zu der das Kunsthistorische Museum mit der Laura und den Drei Philosophen beitrug. Im Tausch werden ab 23. März 2004 aus den Gallerie dell’Accademia in Venedig Giorgiones berühmtestes Werk, La Tempesta (Das Gewitter), das überhaupt zum ersten Mal Venedig verläßt, zusammen mit der Vecchia im Kunsthistorischen Museum gezeigt. Die Gegenüberstellung dieser beiden Bilder aus Venedig mit dem einzigartigen Bestand der Gemälde Giorgiones im Kunsthistorischen Museum ermöglicht eine langersehnte Zusammenschau der bedeutendsten autographen Werke des Meisters. Außer den bereits erwähnten Bildern, den Drei Philosophen und der Laura, bewahrt das Kunsthistorische Museum vier weitere heute Giorgione zugeschriebene Werke, deren Provenienz weit zurückverfolgbar ist: den Knaben mit dem Pfeil, den sogenannten Girolamo Marcello, den Knaben mit Helm und die Anbetung der Hirten.

Darüber hinaus hat das Kunsthistorische Museum bereits die Zusage von außerordentlich bedeutenden Leihgaben anderer Museen erhalten, zum Beispiel der Madonna Benson aus der National Gallery in Washington sowie dem Jünglingsportrait (Giustiniani-Portrait) aus der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen in Berlin. In Originalgröße präsentierte Röntgenaufnahmen und Infrarotreflektographien einiger Werke Giorgiones machen interessante Veränderungen sichtbar und gewähren dem Betrachter wertvolle Einsichten in die künstlerischen Schaffensprozesse. Anhand einiger Schlüsselbeispiele in Venedig wie im Norden tätiger Künstler (Bellini, Tizian, Catena, Dürer und Cranach aus dem Kunsthistorischen Museum) wird Giorgiones Kunst in den zeitgleichen Kontext gestellt und sein Einfluß auf die zukünftige Malerei veranschaulicht. Die Provenienz der Werke - wie überhaupt die verdienstvolle und ruhmreiche Sammeltätigkeit der Habsburger und Erzherzog Leopold Wilhelms im besonderen - wird durch das Galeriebild von David Teniers dem Jüngeren sowie frühe Bildinventare dokumentiert.

Dieser Ausstellung kommt daher nicht nur eine große kunsthistorische Bedeutung zu; sie eröffnet dem Besucher auch die Möglichkeit, die Kenntnisse über die außerordentlich gut dokumentierte und faszinierende Sammlungsgeschichte des Kunsthistorischen Museums anhand der Gemälde Giorgiones zu vertiefen. Pressetext

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Giorgione - Mythos und Enigma
Ort: Sonderausstellungssaal