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Die Ausstellung befasst sich mit der politischen Kultur der 1970er Jahre in London und Großbritannien. Vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Niedergangs des Landes entwickelte sich eine vitale, politisierte Kunstszene, die immer wieder auch in den leerstehenden Häusern eine provisorische Heimat fand, die von bis zu 30.000 Besetzern neu genutzt wurden. Es entstanden Kunst- und Filmkollektive, die zur Immobilienspekulation, zur Eskalation des Nordirlandkonflikts, zu den Streiks in den Betrieben und zur Gay Liberation Position bezogen und aktiv eingriffen. Der Aufbruch währte bis zum Falklandkrieg und dem gescheiterten Bergarbeiterstreik, die Anfang der 1980er die Kräfte des Neoliberalismus stärkten und die Ära des Radical London beendeten.

In den besetzten Fabriken und Warenhäusern waren über ein Jahrzehnt neue Werkstätten, Performance-Räume und Studios entstanden, in denen bedeutende Publizisten und Künstler, wie Jon Savage oder Derek Jarman, ihren Aufbruch probten. Die Radikalisierung der meist jungen Akteure gründete auf der Überzeugung, es gebe kein Zurück. Die Vielzahl politischer Visionen war vom Wunsch getragen, fundamentale Änderungen vorzunehmen, Neues zu denken und auszuprobieren.

Die Ausstellung zeigt das Potential auf, das aus einer Krise erwachsen kann, sie beleuchtet die Möglichkeiten und Grenzen der Radikalisierung und macht mit Installationen, Filmen, Fotografien, Plakaten und Objekten auf ein London aufmerksam, das zumindest in Deutschland bis heute weitgehend unbekannt geblieben ist.