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Die dritte Ausstellung der Reihe Great Value stellt den Kuenstler Igor Sevcuk vor. Geboren 1972 in Bosnien-Herzegowina, hat er in Plymouth, Rotterdam und Den Haag studiert. Zuletzt war er im Rahmen eines Postgraduateprogramms an der Rijksakademie für Bildende Kuenste in Amsterdam. Im Jahr 2002 erhielt er den Prix de Rome (Film + Video). Igor Sevcuks Videoinstallationen beschaeftigen sich weitestgehend mit der Frage nach der Konstruktion von Identitaet. Haeufig wird dabei Sprache als wesentliches Moment der Identitaetsstiftung behandelt. Sevcuk interessiert die bewusste und unbewusste kulturelle Praegung von Persoenlichkeitsstrukturen sowie die Spannung zwischen Abhaengigkeit und Unabhaengigkeit physischer und psychischer Einschreibungen wie Geschlecht, Erinnerung, Sprache und Gesellschaftszugehörigkeit. Die >>Geschichten< seiner Videoarbeiten knuepfen in ihrer assoziativen und fragmentarischen Erzaehlform an Erinnerungsstrukturen an. Sie basieren auf dokumentarischen Bildern, die durch Wiederholung, Pausen und Leerstellen sowie dem malerischen Umgang mit dem Videomaterial und dem bewussten Einsatz von Musik eine eigenstaendige poetischen Sprache entwickeln.

Igor Sevcuk wirft Fragen auf und stellt unterschiedliche Bedeutungsebenen nebeneinander, indem er den privaten Blickpunkt unvermittelt auf weiter gefasste Gesellschaftszusammenhaenge wie Politik und Religion fokussiert. Seine Arbeiten basieren meist auf Videos, die er mit Zeichnungen, Texten und Fotografien zu raumgreifenden Installationen zusammenstellt.

So z. B. in der Arbeit Kalle (2004). Hier beschaeftigt sich Sevcuk mit religioesen und politischen Mythen, fuer die er in Bildern des taeglichen Lebens sinnbildliche Entsprechungen findet. Bachs Messe in b-Moll ­ gespielt vom Utrecht Orchester waehrend einer Tournee durch die Staaten Ex-Jugoslaviens ­ wird in Verbindung gebracht mit Kommentaren von Einheimischen und einem notorischen sich selbst in den Schwanz beißenden Hundes, der wiederum auf den schwedischen Namen Kalle hört. Diese Verquickung kultureller Singnets bekommt in der dazugehoerigen Installation aus Zeichnungen, Fotografien und Kartographien einen komplexen bildhaften Kontext.

In dem Video Oesterland (2004) unternimmt Sevcuk eine filmische Reise entlang der europaeischen Grenzen. Die Arbeit beginnt mit den Bildern eines Freiheitsmonuments an der Grenze zwischen der Ukraine und Polen und bewegt sich anschliessend weiter in Richtung Wien und greift metaphorisch dessen imperiale Vergangenheit auf. Diese visuelle Reise wird begleitet von Songtexten der Band Azra und Laibach, in deren Bandnamen sich verzweigte Anspielungen auf historisch-territoriale Verbindungen zwischen Bosnien, Slowenien und Oesterreich finden.

Great Value ist eine Ausstellungsreihe, die im Foyer des Frankfurter Kunstvereins zwischen September und Dezember einzelne Kuenstlerpositionen vorstellt. Die Ausstellungsreihe beschaeftigt sich mit unterschiedlichen Aspekten gesellschaftlicher Wertkategorien. Dabei geht es um moralische und soziale Fragestellungen ebenso wie um kulturelle Definitionen von Bedeutung und Wert. Zum Abschluss der Ausstellungsreihe wird am 3. Dezember ein Symposium in der Staedelschule stattfinden. Das genaue Programm dazu wird in Kuerze auf unserer Homepage bekannt gegeben.

Pressetext

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GREAT VALUE (III): Igor Sevcuk