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"Ich habe die berechtigte Hoffnung, dass, wenn wir die Dinge sehr ernst nehmen und tun, dass wir die Welt verändern können," bemerkte Gregor Schneider in einem Interview. Der Ernst seiner künstlerischen Arbeit hat seinen Gegenstand in dem Haus ur in Mönchengladbach-Rheydt, das er seit Jahren stets umbaut und mit seiner unsichtbar bleibenden Nachbarin Hannelore Reuen teilt. In der Galerie der Secession wird Gregor Schneider Kellerräume des Hauses einbauen.

Schneiders Eingriffe in die Substanz des unauffälligen Hauses in Rheydt sind oberflächlich kaum bemerkbar. Besucher können eine Folge von Räumen betreten ohne mehr wahrzunehmen als spartanische Interieur und diffuses Licht hinter Vorhängen, in denen ein leichter Wind spielt. Tatsächlich steht das Fenster etwas offen, doch dahinter bläst ein fast lautloser Ventilator, statt der Sonne leuchten Neonröhren und der Blick geht nicht ins Freie, sondern auf die fensterlose Wand eines unzugänglichen Raumes. Schneider schafft ein Trompe l'oil in drei Dimensionen, dessen Raumbegrenzungen so gesetzt sind, dass die ursprüngliche Gestalt des Zimmers nicht mehr erkennbar ist.

In den Schichtungen der Wände, Böden, Decken und Fenster hat sich Geschichte sedimentiert, die nur noch um den Preis ihrer Zerstörung rekonstruierbar ist, ohne dass sie deswegen verschwunden wäre. Dabei inszeniert Schneider kein Geheimnis, das prätentiös als leeres Zeichen immer wieder nur auf sich selbst verweist - wer nicht um die dahinterliegenden Schichtungen weiß, wird kaum mehr wahrnehmen können als einen eigentümlich ver-rückten Kellerraum. Statt sich in der Attitüde des allwissenden Schöpfers zu gefallen hat der Künstler planvoll den Überblick in den verschachtelten Zimmern verloren. Ihm gelingt die Konstruktion unbekannter Räume, die dem Einbruch des Unheimlichen ebenso offenstehen wie dem des Utopischen.

Schneiders Interesse gilt damit den Erfahrungen von Grenzen, an denen Sichtbarkeit und Erkenntnis nicht mehr selbstverständlich zusammengehen. Die Gesichtslosigkeit der anonymen Räume - Keller wie der ausgestellte könnte man ähnlich auch in Wiener Altbauten finden - lässt sie austauschbar werden. Damit aber beginnt auch das utopische Potenzial mobil zu werden. Schneiders Räume schärfen eine Aufmerksamkeit, die im Alltag die verwischten Spuren längst verschollener Ereignisse aufzufinden vermag.

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Gregor Schneider
Keller