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Die Fotografien Gregory Crewdsons zeigen die Welt amerikanischer Kleinstädte als einen abgründigen cinematografischen Traum. Auf einem mit Wasser bedeckten Wohnzimmer-Fußboden liegt eine Frauengestalt in weißer Unterwäsche und starrt blicklos zur Decke. Ein hölzerners Fertighaus mitten auf einer dämmrigen Kleinstadtstrasse wird umkreist von ratlosen Feuerwehrleuten und Polizisten. Ein Mädchen im Schlafanzug steht stocksteif vor einem Schulbus, der mitten in der Nacht warmgelb leuchtend vor ihrem Haus wartet. Ausgehend von Freuds Aufsatz über das Unheimliche entwirft der 1962 in New York geborene Fotograf in seinem Werk seit Mitte der 8oer Jahre Bilder voll betörender Schönheit und fundamentaler Irritation und Verstörung. Selbst einflußreicher Lehrer an der Yale-school of Art in New Haven, verbindet Crewdsons Fotografie die Lehren der zwei bedeutenden Fotoschulen in Yale. Auf der einen Seite formuliert sich die Arbeit als eine akribisch-realistische Vermessung des ländlichen Amerikas und knüpft damit an die dokumentarische Haltung Walker-Evans oder Gary Winogrands an. Auf der anderen Seite entwickelt dieses Werk mit seiner theatralischen Lichtregie, der Einbeziehung des Grotesken und Unheimlichen und einem klaren Bekenntnis zu narrativer Komplexität die große Traditionslinie der inszenierten Fotografie weiter, die von Cindy Sherman entwickelt wurde und sich spätestens durch Jeff Wall als eine der wichtigsten neuen Ausdrucksformen künstlerischer Fotografie erwiesen hat. Wichtigster Bezugspunkt für Gregory Crewdson ist zweifellos die Bildwelt des amerikanischen Hollywoodkinos, insbesondere das Kino David Lynchs oder Steven Spielbergs epochaler Science Fiction-Klassiker „Close Encounters of the Third Kind“, deren filmische Erzähllogik er solange verdichtet und reduziert, bis sie auf Einzelbildern komprimiert werden kann.

Auf der Suche nach dem Mysteriösen im Alltäglichen, das sich ebenso wie in den Werken Stephen Kings bevorzugt dort findet, wo die Welt noch in Ordnung zu sein scheint, gelingt es ihm auf bestechende Weise Bilder einer Gesellschaft zu entwerfen, die sich selbst ebenso entfremdet ist wie der porös und fragil gewordene Wirklichkeitszusammenhang, durch den sie sich bewegt.

Gregory Crewdsons Ausstellung im Kunstverein Hannover stellt die europaweit erste institutionelle Übersichtspräsentation dieses faszinierenden Werks dar und umfasst alle wichtigen Werkblöcke, angefangen von den frühen Arbeiten der 8oer Jahre, über „Natural Wonders“, „Hover“, „Twilight“ und „Dreamhouse“ bis hin zu aktuellen, im Laufe des Jahres 2004 entstehenden Arbeiten. Begleitet von einem Gesamtkatalog reist die Schau nach ihrem Auftakt in Hannover ins Kaiser-Wilhelm-Museum nach Krefeld, in das Fotomuseum Winterthur und in die Landesgalerie Linz. Pressetext

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Gregory Crewdson

Stationen:
03.09.05 - 30.10.05 Kunstverein Hannover
19.02.06 - 14.05.06 Museen Haus Lange - Haus Esters Krefeld