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Galerie Gisela Capitain widmet sich in ihrer neunten Einzelausstellung von Günther Förg dem monochromen Frühwerk des Künstlers.

Das Zentrum der Ausstellung bildet ein historischer Werkkomplex von 1990, der seit über 20 Jahren nicht mehr gezeigt wurde. Die monochromen Stoffbilder in den Farben Rot, Grün, Blau und Olivgrün waren letztmalig in Förgs großen Einzelausstellungen in Kassel (1990), Gent und Leipzig (beide 1991) zu sehen. Sie führen uns direkt zu den Anfängen seines Oeuvres. Zeitlich und inhaltlich stehen sie in engem Zusammenhang mit den grauen Bildern, welche den Anfangspunkt von Förgs Werkschaffen markieren und von denen eins als Referenz in der Ausstellung hängt. Gemalt in den 1970er Jahren während der Akademiezeit in München, entstanden die grauen Bilder aus einer Verweigerungshaltung heraus, mit der Förg die Malerei auf den Nullpunkt zurückführte, um dann sein Werk zu entwickeln.1

Die Stoffbilder gehören zu einer der ersten Werkgruppen, die im Anschluss an diese Zeit entstanden, und können mit ihren vorgefertigten farbigen Leinwänden als eine Art Ready Made Malerei verstanden werden. Die Entscheidung für Stoff war dabei zum einen eine direkte Anlehnung an die Stoffbilder Blinky Palermos, zum andern aber auch getragen von der Faszination für die so erhaltenen “matten und gleichmäßig durchgefärbten Oberflächen, die ich“ – so Förg – “niemals so hinbekommen hätte“. Für die ersten Bilder verwendete Förg rotes Fahnentuch, welches er bei Kundgebungen der kommunistischen Partei Italiens entdeckt und nach Deutschland mitgebrachte hatte. Da das Fahnentuch leicht durchscheinend war, wurden die Stoffe anfangs auf Türblätter aufgezogen, so wie beim roten Querformat von 1980, welches ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Später wurden die Stoffe dann über signierte Leinwand gespannt und weitere Farben kamen hinzu. Die Stoffbilder sind paradigmatisch für Förgs künstlerisches Denken. Sie belegen formal und inhaltlich die für ihn so typische Freiheit im Umgang mit Malerei. Künstlerische Vorbilder werden nicht geleugnet, sondern sind immanent, worin sich die charakteristische Arbeitsweise Günther Förgs manifestiert: Kunst über Kunst zu schaffen. Darüber hinaus zeugen die Stoffbilder vom gattungs- und medienübergreifenden Denken, welches Förgs Schaffen von Anbeginn auszeichnet. So sind in ihnen die Filme Godards mit ihren farblichen Schnitten genauso präsent wie die monochromen Wandflächen Förgs eigener raumgreifenden Wandmalereien, mit denen er Räume schafft und bestimmt.

Galerie Gisela Capitain freut sich, in diesem Zusammenhang eine ganz neue, zweiteilige Wandmalerei in den Farben Rose und Coquelicot-Rot präsentieren zu können, in der Förg wie üblich auf Farben aus der von Le Corbusier erstellten Farbpalette zurückgreift.

Abgerundet wird die Ausstellung in ihrer thematischen und formalen Ausrichtung durch eine 10 teilige Bleibildserie von 1986. In den Serien, von denen die ersten parallel zu den monochromen Werken entstanden, vollzieht sich bereits ein nächster Schritt. In ihnen kommt es zur Aufsplittung des monochromen Einzelwerks mit einhergehender Entwicklung weg vom Bild hin zum Objekt.2 Förg beschreibt 2004 die Bleibildserie rückblickend als “Scharnier zwischen Tafelbild und raumbezogener/raumgreifender Malerei“.3

Die zeitliche und inhaltliche Konzentration der Ausstellung auf die Anfänge und die monochromen Werke ist bewusst gewählt. “Monochromie“ – so Förg – “war für mich ein Ausgangspunkt.“4 Die Ausstellung in der Galerie Capitain veranschaulicht dabei, wie wenig abstrakt Förg im strengen Sinne arbeitet. Seine Bildern sind nicht abstrahiert, sondern in ihrer ’Stofflichkeit’ erfahrbar.5


1 vgl. Gohr, Siegfried: Wie Bilder sprechen, ... Zur Malerei von Günther Förg in: Groetz, Thomas (Hg): Günther Förg, Bilder Paintings 1973-1990, Berlin 2004, S. 33 2 vgl. Ein schweres Bildobjekt in etwas Schwebendes verwandeln. Günther Förg im Gespräch mit Thomas Groetz in: Groetz, 2004, S. 51 3 ebd. 4 Günther Förg in: Groetz, 2004, S. 49 5 vgl. Gohr, Siegfried in: Groetz, 2004, S. 34

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GÜNTHER FÖRG

Künstler:
Günther Förg