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Günther Uecker zählt zu den wichtigsten, mit unveränderter Intensität arbeitenden deutschen Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und den wenigen, die in dieser Zeit kontinuierlich internationale Anerkennung gefunden haben. Dass seine Werke von westlichen wie östlichen Museen gleichermaßen gesammelt und ausgestellt wurden, ist nicht nur als Gütezeichen von Qualität zu werten, sondern hat auch mit seiner Vita und mit der auf einem humanistischen Lebensideal beruhenden Allgemeingültigkeit seiner Kunst zu tun.

Der 1930 in Mecklenburg geborene Künstler kam 1955 als junger Mensch aus der DDR in die Bundesrepublik und studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er später bis zu seiner Emeritierung 1995 auch als Professor tätig war. Bereits Ende der 50er Jahre stand Uecker, u.a. als Mitglied der legendären Avantgarde-Gruppe ZERO, in den vorderen Reihen der internationalen Kunsterneuerung. Mit dem radikalen Wechsel vom gemalten Tafelbild zum Nagel-Objekt gelang es ihm, ein seinen künstlerischen Absichten gemäßes Werkzeug zu finden (nebenbei auch ein seitdem an ihm haftendes Markenzeichen), womit er seine in den Folgejahren immer intensivere Hinwendung zu naturhaften Arbeitsmitteln in der Kunst einleitete. Seit Mitte der 60er Jahre war Uecker beteiligt an wichtigen Großausstellungen, wie an der Biennale Venedig oder der documenta, und erhielt zahlreiche Preise, wie den Kaiserring der Stadt Goslar. Seit kurzem ist er auch Mitglied im Orden Pour le Mérite in Berlin.

Das Thema seiner Werke in den 80er und 90er Jahren war stets die »Verletzbarkeit der Menschen durch den Menschen«, wie er es selbst formulierte. Das Wissen um das Gefährdetsein von Natur und Mensch führte ihn zu betroffen machenden Bildwerken und Installationen, die existenzielle Aspekte unseres Lebens berühren. Gerade Berlin, eine Stadt, die ihre neue Rolle in der Ost-West-Verständigung sucht, ist prädestiniert, die längst fällige Retrospektive Ueckers auszurichten und damit das Lebenswerk eines der ganz großen »gesamtdeutschen« Künstler anlässlich seines 75. Geburtstages zu würdigen.

Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau wird in 18 Räumen des Erdgeschosses (und im Lichthof), aufgeteilt in thematische Gruppierungen, mit herausragenden Beispielen aus fünf Jahrzehnten den künstlerischen Weg Ueckers nachzeichnen. Der Rundgang soll u.a. folgende Werkreihe präsentieren: frühe Zeichnungen, Lichtmedien, Permutationen, genagelte Objekte, Strukturfelder und Reihungen, Kinetik, »Schwarzraum-Weißraum«, Sandspirale, »Zum Schweigen der Schrift«, »Black Mesa«, Aschebilder und Baumobjekte, Verletzungen und Verbindungen, Tuchobjekte, »Brief an Peking«, vernagelte Malerei, Dialog der Kulturen und aktuelle neue Arbeiten.

Die Ausstellung besteht aus hochkarätigen Leihgaben öffentlicher und privater Sammlungen sowie teils noch nie gezeigten Exponaten aus dem Besitz des Künstlers. Begleitend dazu wird ein umfassender Katalog mit Beiträgen von renommierten Autoren, wie Dieter Honisch und Wulf Herzogenrath, publiziert. Zur Ausstellung wird ein breit gefächertes Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen, Gesprächen, Filmvorführungen und spezieller Betreuung von Besuchergruppen angeboten.

Zeitgleich findet im Neuen Berliner Kunstverein (Chausseestr. 128/129, 10115 Berlin) eine Ausstellung mit Aquarellen von Günther Uecker statt. Die Neue Nationalgalerie plant, in der oberen Halle ein ausgewähltes Werk zu zeigen.

Pressetext

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Günther Uecker – Retrospektive
Veranstalter: Neuer Berliner Kunstverein, in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Museen zu Berlin, Neue Nationalgalerie