press release only in german

Die Ausstellung im kunstraum muenchen steht im Zusammenhang mit dem soeben erschienenen Buch von Eva Weinmayr und Gustav Metzger "Water Found on Mars", das Florian Matzner bei Hatje Cantz herausgegeben hat. Darin werden die drei jüngsten Werkgruppen von Eva Weinmayr assoziativen Texten Gustav Metzgers gegenübergestellt.

Ausgangspunkt von Eva Weinmayrs künstlerischer Arbeit sind die Sprach- und Bildwelten der Informationsgesellschaft. So sammelt sie die Schlagzeilen-Poster der Abendzeitung "Evening Standard", auf denen mehrmals täglich in der Londoner Innenstadt für die aktuelle Zeitungsausgabe geworben wird. Die viel versprechende Botschaft "Water Found on Mars" ist eine dieser sogenannten "Teaser Bills", deren schlagkräftige und teils verstörende Wirkung durch radikale Zuspitzung und Übertreibung entsteht. Die Zeitungsposter sind das Ausgangsmaterial für "Towards a Better Understanding" - eine Installation mit Siebdrucken in den Räumen des Kunstraums als auch für das Hörstück "I Didn’t Start The Fire", in dem Weinmayr die Intimität der menschlichen Stimme mit der anonymen Reduktion von Realität in Nachrichten kontrastiert. Zu hören sein wird die Komposition in dem als "Soundkabine" genutzten Innenraum eines Autos, das vor dem kunstraum muenchen geparkt wird.

Gustav Metzger zeigt Skizzen und ein Modell zu seinem aktuellen Projekt "Siegesallee. Victory over the Sun". Dabei bezieht er sich auf die russische, futuristische Oper "Sieg über die Sonne" von 1913. Das Werk proklamiert den Sieg des neuen mit Technologie ausgerüsteten "Kraftmenschen" über die Sonne. Menschliche Willens- und Gestaltungskraft werden darin als Überwinder der Naturgewalten dargestellt. Daneben zitiert Metzger das im Jahr 1901 von Wilhelm II initiierte Projekt einer Siegesallee in Berlin. Die Monumentalstatuen dieser Prachtstraße sollten für ein Menschenbild stehen, das Gustav Metzger in seiner Arbeit kritisch aufgreift. In einem Modell werden die Produkte moderner Technik – Autos, Flugzeuge – auf Masten in die Höhe gehoben, spiegelnde Scheiben versinnbildlichen die auf die Erde herunter geholte Sonne. Das zerstörerische Potenzial der Geräte und Fahrzeuge, deren schädliche Emissionen die Sonne zu einer Bedrohung für den Menschen werden lassen, steht im Mittelpunkt der Arbeit.

Weinmayr und Metzger führen einen analytischen aber poetisch offenen Dialog über gesellschaftliche Wirklichkeit. So spiegelt sich in den semantisch stark verknappten Schlagzeilen Weinmayrs zum einen die Härte der sensationshungrigen britischen Presse wieder, zum anderen tut sich in ihnen eine unerwartete Poesie und Doppeldeutigkeit auf. Metzger, der seit den 60er Jahren als Begründer der auto-destruktiven Kunst bekannt ist, setzt seine Kunst bewusst gegen die kapitalistische Weltordnung und deren vernichterisches Potenzial.

Pressetext

only in german

Gustav Metzger, Eva Weinmayr
"2006"